mit Video
Kommentar
Pistorius macht Weg frei:K-Frage: Scholz ist trotzdem beschädigt
von B. Spiekermann und D. Rzepka
|
Boris Pistorius hat lange gewartet mit seinem Nein zur SPD-Kanzlerkandidatur. Zu lange. Olaf Scholz startet nun beschädigt in den Wahlkampf - und nicht nur er.
Der Verzicht von Pistorius sei im Willy-Brandt-Haus entschieden worden, sagt Korrespondentin Diana Zimmermann. Ob die Partei nun geschlossen hinter Scholz stehe, werde sich zeigen.21.11.2024 | 14:13 min
Olaf Scholz ist der falsche Kanzlerkandidat. Diese Stimmen mehrten sich zuletzt in den eigenen Reihen. Scholz werde in der Bevölkerung für das Scheitern der Ampel mitverantwortlich gemacht, sagte zum Beispiel Thüringens SPD-Chef Georg Maier.
Auch die mächtige Landesgruppe NRW hatte Zweifel an Scholz gesät. Noch am Donnerstagmorgen stimmte auch Juso-Chef Philipp Türmer im ZDFheute-Interview in den Chor der Zweifler ein:
Auch die SPD-Chefs sind beschädigt
Diese Zitate gehen nicht mehr weg. Sie sind gesagt, gedruckt und bei TikTok verbreitet. Und sie haben Olaf Scholz beschädigt. Das ist für einen ohnehin angeschlagenen Amtsinhaber eine schwere Hypothek.
Und er ist nicht der einzig Beschädigte. Die SPD-Chefs Saskia Esken und Lars Klingbeil hatten die Diskussion lange laufen lassen. Oder sie nicht beenden können. Ihre Scholz-Treueschwüre hatten die Partei nicht beruhigt.
Auch Fraktionschef Rolf Mützenich konnte die Unruhe in seinen Reihen nicht beenden. Im ZDF sprach er vor einigen Tagen von einem Grummeln. Die Fraktion hatte lange und geschlossen die Kompromisse der Ampel mitgetragen - aber mit einem offenbar wachsenden Unmut. Dieses Grummeln hat sich in den vergangenen Tagen Bahn gebrochen - wohl auch aus Sorge um den eigenen Sitz im Bundestag bei einem schlechten Wahlergebnis.
Das Gerangel um die SPD-Kanzlerkandidatur habe die Autorität von Scholz "ramponiert", so Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke. Merz sei damit dem Wahlsieg nähergekommen. 21.11.2024 | 10:33 min
Die zweifelhafte Rolle von Boris Pistorius
Boris Pistorius hat lange gebraucht für eine glasklare Absage an eine eigene Kanzlerkandidatur. Noch am Montag hatte er gesagt:
Das heißt nichts anderes als: Ich mache alles, wenn man mich fragt. Ihm schien die Rolle des Umworbenen zu gefallen. Er hat Türen offengelassen, es gab Gerüchte, seine Kandidatur lag irgendwie in der Luft. Pistorius hätte das früher beenden können, vielleicht müssen.
Es ist noch nicht klar, ob die Debatte um Scholz damit jetzt gänzlich beendet ist. Scholz hat nach wie vor schlechte Umfragewerte. Über seinem Wahlkampf könnte die Frage schweben: Hätten wir nicht doch besser den Neuanfang mit Pistorius wagen sollen?
Britta Spiekermann und Dominik Rzepka sind Korrespondenten im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.
Themen
2:15 min
Nachrichten | ZDF-Mittagsmagazin:SPD: Scholz’ Kanzlerkandidatur umstritten
von Katja Fuchs
1:03 min
Nachrichten | heute journal update:SPD will "K-Frage früher beantworten"
1:43 min
Nachrichten | heute journal:Scholz oder Pistorius? K-Frage spaltet SPD
von Klaus Brodbeck
Interview