Lauterbach: "Explosionsartiger" Anstieg Pflegebedürftiger

    Pflegebedürftige in Deutschland:Lauterbach sieht "explosionsartigen" Anstieg

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    360.000 statt 50.000 mehr: Die Zahl der Pflegebedürftigen ist 2023 unerwartet stark angestiegen. Minister Lauterbach spricht von einem "akuten Problem in der Pflegeversicherung".

    Zahl der Pflegebedürftigen steigt stark
    Wie das Gesundheitsministerium mitteilt, ist die Zahl der pflegebedürftigen Personen stark angestiegen ist. Das facht auch die Diskussion um eine Pflegereform weiter an.27.05.2024 | 1:45 min
    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich alarmiert gezeigt über den Anstieg der Zahl an Pflegebedürftigen. "Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000", sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
    "Woran das liegt, verstehen wir noch nicht genau." Lauterbach sprach von einem "akuten Problem in der Pflegeversicherung".

    Lauterbach: "Sandwich-Effekt" Grund für Anstieg

    Als Ursache für den "explosionsartigen" Anstieg geht Lauterbach von einem "Sandwich-Effekt" aus.

    Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Erstmals gebe es zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen seien: "Die Babyboomer und deren Eltern."
    Prof. Stefan Sell | Sozialwissenschaftler
    "Ich sehe das nicht so dramatisch, wie das jetzt rübergebracht wird", so Sozialwissenschaftler Stefan Sell zum Anstieg der Pflegefälle. Es brauche aber "mehr Geld im System".27.05.2024 | 6:13 min

    Lauterbach: Große Pflegereform in nächster Wahlperiode

    Zwar machte Lauterbach deutlich, dass man das Leistungsniveau der Pflege mit dem jetzigen Beitragssystem allein nicht erhalten könne. Eine umfassende Finanzreform in der Pflege werde in dieser Legislaturperiode aber wahrscheinlich nicht mehr zu schaffen sein, sagte er.
    Auch eine interministerielle Arbeitsgruppe werde "wohl kaum zu einer einheitlichen Empfehlung" kommen. "Dafür sind die Ansichten der verschiedenen Ministerien beziehungsweise der Koalitionspartner zu unterschiedlich."
    Arztpraxis
    Die Engpässe im Gesundheitswesen sind überwiegend hausgemacht, so der Sachverständigenrat für Gesundheit und Pflege. Der Rat fordert grundlegende Reformen.25.04.2024 | 2:32 min
    Die Arbeit der Gruppe sei aber eine gute Grundlage für eine große Pflegereform in der nächsten Wahlperiode. "Dann muss sie aber auch kommen."

    Minister: Sozialhilfe von Pflegekasse auszahlen lassen

    Der Minister regte an, die Sozialhilfe für Pflegebedürftige künftig von der Pflegekasse anstatt von den Sozialämtern auszahlen zu lassen. "Viele Betroffene empfinden es als entwürdigend, am Ende ihres Lebens, in dem sie hart gearbeitet haben, auf das Sozialamt angewiesen zu sein", sagte Lauterbach dem RND. "Deshalb brauchen wir eine Entstigmatisierung dieser Unterstützung."
    Ein Pfleger schiebt eine Frau mit einem Rollstuhl. Symbolbild
    Was Pflegebedürftige wissen müssen, zeigen die Tipps.31.07.2023 | 3:57 min
    Eine sogenannte Hilfe zur Pflege können Menschen beim Sozialamt beantragen, die die Kosten für den notwendigen Betreuungsaufwand nicht aus eigenen Mitteln aufbringen können. Um künftig eine Finanzierung dieser Leistungen über die Pflegekasse zu ermöglichen, müssten allerdings die bei den Kommunen eingesparten Steuergelder an die Pflegeversicherung fließen, sagte Lauterbach.

    Jemand, der sein Leben lang gearbeitet hat und sich im Alter trotzdem die Pflege nicht leisten kann, hat ein Recht auf Unterstützung und ist kein Sozialfall.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Nachrichten | Thema
    :Pflegenotstand

    Ende 2021 waren in Deutschland etwa 4,96 Millionen Menschen pflegebedürftig. Zugleich fehlen in allen Pflegeberufen Fachkräfte - Nachrichten und Hintergründe zum Pflegenotstand.
    Eine Pflegekraft hält in einem Seniorenheim die Hand einer Bewohnerin, aufgenommen am 23.01.2014
    Quelle: dpa, epd

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