Online-Dating: Wie KI die virtuelle Partnersuche verändert

    Verliebt in einen Chatbot?:Virtuelle Liebe: Wie KI das Dating verändert

    Sven Rieken
    von Sven Rieken
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    Liebe, ein urmenschliches Gefühl. Doch kann auch KI lieben oder hilft sie nur dabei, den richtigen Partner zu finden? Immer mehr Dating-Apps setzen darauf - mit Erfolg?

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    Der kleine Kasten sieht aus wie eine zu groß geratene Getränkedose. Auf einem kaum wahrnehmbaren Bildschirm im Inneren taucht die dreidimensionale Darstellung einer Frau auf - ein weiblicher Avatar, ganz nach den Vorstellungen und Vorlieben des Nutzers der "HoloBox". Das mobile Display in der Größe eines Bluetooth-Lautsprechers ist mit ChatGPT verbunden und gibt seinem Gegenüber das Gefühl, Gefühle zu haben.

    KI simuliert menschliche Gefühle

    Die "HoloBox" stammt aus China - sie ist das Gimmick einer auf holografische Bilder spezialisierten Firma. Die Anwendungsmöglichkeiten aber passen zu einem Trend: KI übernimmt die Gesprächsführung und simuliert menschliche Gefühle. Nicht nur Singles finden in Large Language Models ein passendes Gegenüber. Keine Widerrede, kein Streit.
    Die Systeme analysieren jedes Wort und spiegeln wider, was der Fragende hören möchte. Die ChatGPT-App von OpenAI hat das regelrecht perfektioniert. "Juniper" - die beliebteste Stimme - vermittelt Nähe und Wärme. Lässt aber zu eindeutige Annäherungsversuche abblitzen. "Ich bin eine Künstliche Intelligenz - ich kann leider keine Gefühle erwidern", lautet der digitale Korb.
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    Expertin: Apps können echte Treffen nicht ersetzen

    Stella Schultner, Expertin für Dating, Liebe und Beziehungen, erklärt: "Viele Menschen denken, dass die Apps und Portale alles ersetzen können. Manche verlieben sich regelrecht schon in den passenden Partner, ohne sie oder ihn überhaupt getroffen zu haben."
    Sie berät den Branchenprimus "Parship". Das Unternehmen aus Hamburg untersucht regelmäßig die Bedürfnisse seiner Single-Kunden. 50 Prozent der Parship-Abonnenten sind der Meinung, dass KI beim Dating Zukunft hat. Konkret nachgefragt können sich aber nur 20 Prozent wirklich vorstellen, Nachrichten von Chatbots zu erhalten.

    Soziologe: Smartphone inzwischen unverzichtbarer Paarfinder

    Jeder zweite Befragte würde einen psychologischen Persönlichkeitstest der KI vorziehen. Die Frage passt ins Parship-Universum - schließlich lebt das Unternehmen von seiner genauen Kundenanalyse, um die vorgeschlagenen Partner passend auszuwählen. Thorsten Peetz, Soziologe-Professor der Universität Bamberg, erklärt:

    Das funktioniert in den USA inzwischen so gut, dass in den USA bereits 40 Prozent aller Beziehungen über Dating-Portale zustande kommen.

    Thorsten Peetz, Universität Bamberg


    Eine enorm hohe Zahl, die aus Sicht des Soziologen zeigt, dass das Smartphone inzwischen ein unverzichtbarer Paarfinder ist. "Allerdings übernehmen soziale Netzwerke, allen voran Instagram, bei der Gen Z inzwischen auch eine Kupplerrolle. Dating ohne Tinder und Co. ist möglich, aber nicht so einfach", fügt Peetz an. Zufallstreffer wie im richtigen Leben.
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    Das Offline-Kennenlernen kann aber auch die Apps nicht ersetzen. Dabei - noch eine Kundenbefragung von Parship - sucht sich jeder Zweite Beziehungsvorbilder im Freundeskreis. Ein Erfolgsgarant ist das genauso wenig wie die Orientierung an den eigenen Eltern (26 Prozent) oder den eigenen Geschwistern (12 Prozent).

    KI: Wird im Online-Dating "immer stärker Einzug halten"

    "Unterm Strich", so Professorin Judith Simon, Mitglied im Deutschen Ethikrat, "bestimmen oft die Geschäftsmodelle die Zielrichtung der Plattformen."

    Die Kunden sollen möglichst lange online gehalten werden und deswegen wird auch KI in diesem Bereich immer stärker Einzug halten.

    Judith Simon, Mitglied des Deutschen Ethikrates

    Die IT-Ethikerin erzählt von Anbietern, die die Avatare von verstorbenen Angehörigen mit persönlichen Daten trainieren und so den Anschein erwecken, die geliebte Person sei noch da. "Das ist gerade bei der Bewältigung von Trauer und dem endgültigen Abschied ein sehr perfides Spiel", meint Simon. "So wird loslassen quasi unmöglich." Auch das eine Form der virtuellen Liebe.
    Die "HoloBox" ist übrigens ebenfalls ein Erinnerungsspeicher. Per App lassen sich beliebige Bilder und Avatare in das kleine Gerät hochladen und durchschalten. Tinder in 3D - möglich ist das alles.
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