Nicht zu alt für Protest:Wer sind die Omas gegen Rechts?
von Valerie Albert
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Überall, wo sich jemand gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung stellt, stellen sie sich dagegen: Die Omas gegen Rechts sehen sich als Ersthelfer gegen Demokratiefeinde.
Die Omas gegen rechts stellen sich gegen Demokratiefeinde
Quelle: dpa
Mitten in der Altstadt: Menschen kommen, es füllt sich. Vorne wird noch aufgebaut, der Soundcheck läuft. Einige Demonstranten haben Transparente dabei, Schilder auf denen Sprüche stehen wie: "Menschenrechte statt rechte Menschen". Die Polizei bewacht die Menschenmenge, da nähert sich eine Gruppe älterer Damen. Ihre Schilder sind das Erkennungszeichen. Drei Worte: "OMAS GEGEN RECHTS".
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Wer sind die Omas gegen rechts?
Die Omas gegen Rechts sind eine überparteiliche Organisation, die sich in lokalen Ortsgruppen trifft und Aktionen wie Demonstrationen und Mahnwachen plant oder besucht. Dabei agieren die lokalen Gruppen unabhängig voneinander, sind aber im gegenseitigen Austausch. Die Planung läuft vor allem über Facebook. Diese unabhängige und lokale Organisation ermöglicht schnelle und spontane Aktionen.
In Deutschland gibt es laut eigenen Angaben über 100 Ortsgruppen und über 15.000 Mitglieder. Finanziert werden laufende Ausgaben aus einem Spendenkonto, welches von den Omas direkt gefüllt wird. Bekannt sind sie auch für ihren musikalischen Widerstand - mit eigens komponierten Hymnen. So stehen sie in Fußgängerzonen und singen im Chor. Im Refrain ihrer Hymne heißt es:
Entsetzt und voller Sorgen Vor Rechten, das ist krass! Ihr Jungen, ihr von Morgen Sagt nun: STOP dem Menschenhass!
Wo kommt die Bewegung her?
Ursprünglich kommen die Omas gegen rechts aus Österreich. Die Theologin, Psychotherapeutin und Autorin Monika Salzer hat die Gruppe ins Leben gerufen. Anlass war der Rechtsruck Österreichs am 15. Oktober 2017 mit der Wahl des Kanzlers Sebastian Kurz. Einen Monat später gründete Salzer die erste Facebook Gruppe in Österreich.
Die Omas gegen Rechts in Deutschland wurden zweimal, unabhängig voneinander gegründet. So gibt es einen eingetragenen Verein und unabhängig davon das lose Bündnis verschiedener Facebookgruppen. Mittlerweile sind die protestierenden Omas zu einem internationalen Phänomen geworden. So gibt es die "RagingGrannies" in den USA, eine Gruppe in Polen, der Schweiz und in Italien.
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Thematisch vielseitig
Die Omas setzen sich für eine enkelfreundliche Zukunft ein. Durch die lokale Verankerung sind sie bestens über das gesellschaftspolitische Geschehen informiert. Sie halten Mahnwachen vor Synagogen, demonstrieren für Umweltschutz und reagieren auf Beschwerden besorgter Bürger.
Sie setzen sich nach eigener Aussage für eine höhere Wahlbeteiligung ein, da auch die Stimme der Oma im Interesse des Enkels liegen kann.
Nur etwas für Omas?
Die Omas sind offen für alle, die für die freiheitlich demokratische Grundordnung einstehen. Jeder darf mitmachen, solange der Kern der Frauenbewegung weiterbesteht. So bilden sich wöchentlich neue Ortsgruppen, zuletzt etwa in Hildesheim. Bei der Gründung werden die Omas von den bisher bestehenden Nachbargruppen unterstützt.
Die im Grundgesetz verankerte freiheitliche demokratische Grundordnung ist ein Gegenentwurf zu einer Gewalt- und Willkürherrschaft und damit eine Reaktion auf die Zeit des Nationalsozialismus.
Zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung gehören etwa der Schutz der Menschenwürde und anderer Grundrechte vor willkürlichen staatlichen Eingriffen sowie das Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip und die Freiheit und Gleichheit aller Bürgerinnen und Bürger.
Die Omas sagen, sie haben Zeit und nichts zu verlieren. Daher könnten sie offen jedem Feind der Demokratie entgegentreten.
Zulauf durch die Proteste
Die Bewegung wächst immer weiter - noch ist kein Ende in Sicht. Zuletzt erfuhr die Organisation einen Zulauf durch die Proteste gegen die Pläne der AfD, Menschen mit Migrationsgeschichte abzuschieben. Im Schutz der Omas gegen rechts trauen sich immer mehr, auch ältere Menschen auf die Straße.