Kubicki bei "illner": "Dürfen nicht wieder relativieren"

    FDP-Vize zur Tat in München:Kubicki: "Dürfen nicht wieder relativieren"

    von Torben Schröder
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    Gregor Gysi (Linke) warnt bei "illner" nach der Tat von München vor zu viel Rücksicht gegenüber den Ängsten der Bevölkerung. In BSW, CSU und FDP sieht man das gänzlich anders.

    v.l.n.r. Sahra Wagenknecht, Alexander Dobrindt, Maybrit Illner, Wolfgang Kubicki, Gregor Gysi, Dagmar Rosenfeld
    Sehen Sie hier die Sendung "maybrit illner" vom 13. Februar 2025 in voller Länge.13.02.2025 | 64:05 min
    Aus aktuellem Anlass steht die innere und äußere Sicherheit zehn Tage vor der Bundestagswahl im Mittelpunkt der ZDF-Sendung "maybrit illner". Von den jüngsten Entwicklungen bezüglich des Kriegs in der Ukraine fühlen sich Linke und BSW in ihrem Kurs bestätigt, zum Unmut von CSU- und FDP-Vertretern. Anders verlaufen die Fronten beim Thema Migration.
    "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wieder anfangen zu relativieren", mahnt FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki mit Blick auf das Attentat von München. Kein Land der Welt sei verpflichtet, Menschen aufzunehmen, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten.

    Deshalb ist es konsequent, sie auch abzuschieben.

    Wolfgang Kubicki, FDP-Parteivize

    Zu diesem Zweck müsse Deutschland dringend Kontakte nach Afghanistan aufbauen. Ohne Lösungen verliere die demokratische Mitte die Gesellschaft an die Ränder. Die Grünen hätten diese Lösungen verhindert.
    Auto in München in Menschengruppe gefahren
    In München ist ein 24-jähriger Afghane mit dem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Er wurde von der Polizei überwältigt und festgenommen, 30 Menschen wurden verletzt. 13.02.2025 | 2:41 min
    "Man darf nie von einem Täter auf eine ganze Bevölkerung schließen", sagt Gregor Gysi (Die Linke). "Wir dürfen unsere Grundwerte nicht über Bord werfen, nur weil wir auf die Ängste Rücksicht nehmen wollen."

    Stimmung in Deutschland
    :Bundestagswahl: So steht es in der letzten Umfrage

    Welche Partei führt in den Umfragen zur Bundestagswahl? Wen hätten die Deutschen am liebsten als Kanzler? Welche Koalitionen wären möglich? Die wichtigsten Zahlen im Überblick.
    von Robert Meyer
    Ein Diagramm von den Verteilungen der Parteien in den Umfragen. Im Hintergrund weht vor dem Bundestag eine Deutschland-Fahne

    Dobrindt: "Das System funktioniert nicht mehr"

    Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht verweist auf die "massive Häufung" ähnlicher Taten. Die Zahl neu ankommender Migranten müsse radikal reduziert werden. Und es brauche Abschiebungen bei Gewaltdelikten.

    Das Asylrecht, das wir haben, funktioniert nicht, weil es in erster Linie junge Männer herholt.

    Sahra Wagenknecht, BSW

    "Diese Anschläge können überall stattfinden, und sie finden überall statt", hält CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fest. Und dies geschehe zusehends in kurzen Abständen. Für eine Lösung brauche es das Eingeständnis, dass eine Überforderung durch zu viel Zuwanderung bestehe. "Das System funktioniert nicht mehr", sagt Dobrindt. Seine Forderung:

    Es darf nicht mehr dazu kommen, dass diese Menschen, die die Straftaten begehen, reinkommen ins Land.

    Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef

    Es sei problematisch, dass die Parteien in der demokratischen Mitte nicht in der Lage seien, gemeinsame Lösungen zu finden, sagt die Journalistin Dagmar Rosenfeld ("The Pioneer"): "Wenn da nicht die Signale ganz deutlich werden, dass man willens ist und das auch schafft, das hinzukriegen, wird man damit die Ränder stärken."
    Olaf Scholz in der ZDF Sendung Klartext zu Migration
    Bundeskanzler Olaf Scholz kündigt härtere Gesetze im Bereich der inneren Sicherheit an und will den mutmaßlichen Täter des Anschlags in München abschieben. 13.02.2025 | 4:05 min

    Ukraine: Befürchtungen eines Diktatfriedens

    Nach dem Telefonat von US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin bestimmen Befürchtungen die Debatte, es drohe aus ukrainischer Sicht ein Diktatfrieden. Auch Europa war bislang in diesem Vorgang außen vor.
    "Ich wäre sehr froh, wenn Donald Trump wirklich diesen Krieg beendet", sagt Wagenknecht. Europa habe nie ein ernsthaftes Verhandlungsangebot an Putin unterbreitet und stehe nun unbeteiligt in der Ecke. Doch es gebe noch viele weitere Kriege und einen Überbietungswettbewerb in Sachen Aufrüstung. So steige die Kriegsgefahr.
    Diese am 12. Februar 2025 erstellte Bildkombination zeigt (L-R) US-Präsident Donald Trump in Washington, DC, am 11. Februar 2025 und den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau am 17. Januar 2025. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte seinem US-Kollegen Donald Trump in einem Telefonat am 12. Februar 2025, dass „friedliche Verhandlungen“ zur Beendigung des Ukraine-Konflikts möglich seien, so der Kreml.
    Trumps Regierung will den Ukraine-Krieg beenden. Die Pläne sehen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO nicht vor. Die Europäer im Bündnis sind herausgefordert.12.02.2025 | 2:48 min
    "Ich habe immer wieder plädiert für einen Waffenstillstand", betont Gysi. "Ich habe immer gesagt: Wenn wir die Verhandlungen führen, erreichen wir für die Ukraine mehr, als wenn es die USA machen." Zu hoffen sei nun auf einen Frieden, der die Ukraine auch auf lange Sicht schützt.

    Beziehung zwischen Trump und Europa

    Wenige oder keine Waffen an die Ukraine liefern und dann mit Putin verhandeln - dass dies klüger gewesen wäre, verneinen Dobrindt und Kubicki vehement.
    "Putin könnte jederzeit aufhören, die Ukraine zu bombardieren. Niemand hält ihn davon ab", betont Dobrindt. Falsch sei von europäischer Seite gewesen, nicht auf Trump zuzugehen. Jetzt gelte es, wieder eine mitbestimmende Rolle zu erlangen.
    SGS Röller
    Die europäische Sicherheitslage und die Rolle der USA sind ein großes Thema bei der Sicherheitskonferenz in München. Ulf Röller gibt vor Ort eine Einschätzung über die Lage.13.02.2025 | 1:15 min
    "Putin hat Europa und Deutschland nicht ernst genommen", sagt Kubicki. Trump werde uns nach all den Beschimpfungen aus Deutschland kaum entgegenkommen, auch was zukünftige Fragen wie die Friedenssicherung an der russisch-ukrainischen Grenze angehe.

    Mehr zum mutmaßlichen Anschlag