Merz hat "Hochrisiko-Entscheidung" laut Experte getroffen
Interview
Experte über CDU-Minister:Merz hat "Hochrisiko-Entscheidung" getroffen
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Die CDU setzt auf eine Mischung erfahrener und unerfahrener Ministerkandidaten. Politikwissenschaftler Florack sieht das nicht als Problem. Entscheidend seien andere Faktoren.
"Regierungserfahrung ist bei der Minister-Besetzung Mangelware", sagt Politikwissenschaftler Martin Florack.29.04.2025 | 4:59 min
Die CDU-Minister der künftigen schwarz-roten Bundesregierung stehen fest. Mit seiner Wahl habe der designierte Kanzler Friedrich Merz durchaus eine "Hochrisikoentscheidung" getroffen, sagte der Politikwissenschaftler Martin Florack am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin.
Nachdem die Union gestern ihre neue Ministerriege vorgestellt hat, gibt es Lob und Kritik. Unternehmerverbände hoffen auf die Wirtschaftswende. Harte Kritik kommt von der CDU.29.04.2025 | 3:32 min
Innerhalb der CDU habe es "das ein oder andere Murren" gegeben, betonte der Experte. So seien wichtige Landesverbände nicht bedacht worden und auch Teile der programmatischen Aufstellung der Union. Deshalb habe sich etwa die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) beklagt.
Insofern ist es nicht ganz ohne Risiko hier, sozusagen einen Teil aus No-Names, zweiter Reihe und anderer Kandidaten aufzubieten, mit denen wir vielleicht gar nicht so gerechnet haben.
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Martin Florack
Die Union hat "ihre" Minister für eine zukünftige Regierung vorgestellt - dabei sind einige Überraschungen, wie zum Beispiel Katherina Reiche als Bundeswirtschaftsministerin.29.04.2025 | 2:38 min
Wie wichtig ist Regierungserfahrung?
Auf die Frage, wie sich die fehlende Regierungserfahrung der benannten Minister auswirken könne, sagte Florack:
In der Tat, Regierungserfahrung ist Mangelware. Und insofern haben sie das mit ihrem künftigen Chef gemeinsam.
Man dürfe aber nicht vergessen, dass auch erfahrene verbeamtete und parlamentarische Staatssekretäre im Portfolio seien. "Insofern kann man dieses Defizit vielleicht ausgleichen."
Und wir haben ja auch gesehen, dass Regierungserfahrung nicht unbedingt der Schlüssel zum Erfolg ist.
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Martin Florack
Kanzler Olaf Scholz (SPD) sei mit diesem vermeintlichen Trumpf angetreten - doch seine Kanzlerschaft und die Ampel hätten gezeigt, dass Regierungserfahrung nicht unbedingt dafür sorgt, dass eine Regierung am Ende gut zusammenarbeiten könne.
CDU und CSU haben die Besetzungen der zehn Unions-Ministerien bekannt gegeben. Über das neue Kabinett berichtet ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann aus Berlin.28.04.2025 | 2:13 min
Politikwissenschaftler Florack betont im Interview, dass die Besetzung auch überschätzt werde. "Denn die Tatsache, dass wir am Ende ein Gesicht X oder eine Gesicht Y am Kabinettstisch haben, entscheidet nicht am Ende über den Erfolg bei Landtagswahlen oder ob eine Partei da besondere Durchsetzungsfähigkeit hat."
Martin Florack ist Politikwissenschaftler und Wissenschaftlicher Leiter sowie Geschäftsführer des Wissenschaftscampus NRW (WICA) in Oberhausen.
Es werde am Ende "die Gesamtaufstellung der Regierung sein" und die Frage, ob Merz es schaffe, das Kabinett mit unerfahrenen Namen zu einer gemeinsamen Mannschaft zu formen.
Die SPD beendet am Dienstagabend um Mitternacht ihre Abstimmung über den Koalitionsvertrag. Eine mehrheitliche Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Die Union hat bereits grünes Licht gegeben.29.04.2025 | 0:27 min
Experte: Dobrindt hat Brücken zwischen CSU und CDU geschlagen
Über die Besetzung des erfahreneren und in der Vergangenheit wegen seiner Mitverantwortung am Maut-Skandal viel kritisierten Politikers Alexander Dobrindt (CSU) sagte Florack, dass er als CSU-Landesgruppenchef bewiesen habe, dass er "Integrationskraft" mitbringe. "Das ist wirklich eine große Herausforderung in der Union, die CSU und die CDU zusammenzuhalten. Das hat er geschafft." Zudem habe er "das Ohr" von Merz genauso wie von CSU-Chef Markus Söder. Und Dobrindt kenne den Berliner Betrieb, seit über 20 Jahren.
Am späten Dienstagabend läuft das Votum der rund 365.000 SPD-Mitglieder zum neuen Koalitionsvertrag mit der Union ab. Die Jusos sehen viele rote Linien in der Migrations- und Sozialpolitik überschritten. Deshalb wollen sie dem Vertrag nicht zustimmen.29.04.2025 | 1:43 min
Mit Blick auf die SPD, die erst nach der Bekanntgabe des Mitgliederentscheids am 30. April ihre Kabinettsmitglieder am 5. Mai bekanntgeben will, sagte Politikwissenschaftler Florack: "Die Parteien entscheiden eigenständig darüber, wer für sie ins Kabinett eintritt. Der Einfluss des Kanzlers ist im Prinzip ausgeschaltet bei diesem Thema."
Ausgewertet wurde das Interview von Katia Rathsfeld. Geführt hat es Eva-Maria Lemke.
Quelle: dpa
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