Studie zu Mietpreisen: Wohnen macht immer mehr Deutsche arm

    Steigende Mieten:Studie: Wohnen macht immer mehr Deutsche arm

    |

    Hohe Mieten und Nebenkosten treiben mehr Menschen in Deutschland in die Armut. Viele geben - laut einer Studie - mehr als ein Drittel ihres Verdienstes fürs Wohnen aus.

    Archiv: Neubauten am 20.07.2017 in Rostock
    Die von der Ampel geplante Verlängerung der Mietpreisbremse liegt jetzt auf Eis. Und die größten Immobilienkonzerne erklären, dass sie von steigenden Mieten ausgehen.28.11.2024 | 1:34 min
    Wegen hoher Mieten und Nebenkosten leben in Deutschland einer Studie zufolge mehr Menschen in Armut als bisher angenommen. Viele Haushalte geben demnach mehr als ein Drittel ihres Einkommens für die Wohnkosten aus, manche sogar mehr als die Hälfte.
    Nach Abzug von Miete, Nebenkosten, Kreditzinsen und anderem hätten mehr als 17,5 Millionen Menschen ein verfügbares Einkommen im Armutsbereich.
    Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands bei einer Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamts.
    Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen ist das Einkommen, bei dem genau die Hälfte der Bevölkerung ein höheres und die andere Hälfte ein niedrigeres Einkommen hat.
    Häuserfassaden in Berlin
    Gefeiert von der Politik, sollte die Mietpreisbremse dafür sorgen, dass vor allem in Großstädten die Mieten nicht mehr so schnell steigen. Doch vielerorts verfehlt sie ihr Ziel.08.10.2024 | 8:07 min

    Kritik: Das Ausmaß von Armut wird übersehen

    Bei der üblichen Armutsstatistik blieben Millionen Menschen unsichtbar, weil ihre Wohnkosten nicht berücksichtigt würden, kritisiert der Verband. In der Auswertung heißt es:

    Wer nur Einkommen betrachtet, nicht aber, dass Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben, weil sie hohe Wohnkosten aufbringen müssen, übersieht das Ausmaß von Armut in Deutschland.

    Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband

    Tatsächlich leben in Deutschland demnach 5,4 Millionen mehr Menschen unter der Armutsgrenze als bislang angenommen. Um die Wohnkosten bereinigt gelte mehr als ein Fünftel der Bevölkerung als arm. Der Schwellenwert liegt nach diesen Berechnungen für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1.016 Euro frei verfügbares Einkommen im Monat.
    SGS
    Immer mehr Haushalte in Deutschland müssen laut einer neuen Studie des DIW immer mehr für ihre Miete ausgeben. Florian Neuhann zu den Hintergründen der neuen Studie.08.10.2024 | 1:14 min

    Gleiches Einkommen heißt nicht gleiche Finanzlage

    Beispielhaft nennt die Forschungsgruppe eine Rentnerin mit Standardrente von 1.770 Euro. Mit langjährigem Mietvertrag und 450 Euro Miete gilt sie nicht als arm. Muss sie aber umziehen, etwa in eine barrierefreie Wohnung, und plötzlich 900 Euro Miete zahlen, rückt die Frau unter die Armutsgrenze. In der Studie heißt es:

    Über den Lebensstandard entscheidet nicht mehr nur die Höhe des Einkommens, immer wichtiger werden die Fragen, wie viel Geld eine Person fürs Wohnen ausgeben muss und wie viel Geld darüber hinaus noch übrigbleibt.

    Studie Paritätischer Gesamtverband

    Gleiches Einkommen suggeriere zwar einen ähnlichen Lebensstandard, tatsächlich sei die finanzielle Situation der Betroffenen möglicherweise aber sehr unterschiedlich.
    Hausfassade
    Viele Studierende sind auf der Suche nach einer Wohnung. Diejenigen, die überhaupt eine finden, müssen häufig tief in die Tasche greifen. 01.10.2024 | 1:22 min

    Wohnarmut: Welche Gruppen besonders stark betroffen sind

    Sogenannte Wohnarmut trifft Alleinlebende eher als Paare, weil sie in der Regel höhere Wohnkosten pro Person haben. Am schlimmsten sei die Situation für alleinstehende Menschen im Rentenalter, heißt es in der Studie.
    Wohnarmut nach Lebenssituation

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Hamburg, Bremen und Sachsen-Anhalt besonders betroffen

    Auch regional gibt es Unterschiede: In Bremen, Sachsen-Anhalt und Hamburg sei Wohnarmut am stärksten verbreitet, am wenigsten stark in Baden-Württemberg und Bayern. Der Unterschied zwischen der konventionellen und der um Wohnkosten bereinigten Armutsquote sei in Hamburg und Schleswig-Holstein besonders hoch.
    Wohnarmut in den Bundesländern

    ZDFheute Infografik

    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Der Paritätische Gesamtverband ruft die künftige Bundesregierung auf, neue und dauerhaft sozial gebundene Wohnungen zu schaffen. Hauptgeschäftsführer Joachim Rock erklärte:

    Eine zielgerichtete Politik zur Vermeidung von Armut in Deutschland braucht gute Löhne, bessere soziale Absicherung und eine Wohnungspolitik, die Mieten bezahlbar hält.

    Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer

    Nachrichten | Thema
    :Armut in Deutschland

    Was ist Armut und wer ist betroffen? Wann wird jemand als arm bezeichnet? Von Kinderarmut bis Altersarmut: Armut in Deutschland wird auf vielen Ebenen diskutiert. Ein Überblick.
    Deutschland liegt laut UN-Report auf Platz 14. Archivbild
    Quelle: dpa, KNA

    Mehr zum Thema Wohnungsnot