Asylpolitik: SPD und Grüne weisen Merz-Ultimatum zurück
Zurückweisung von Geflüchteten:SPD und Grüne: Ärger über Merz-Ultimatum
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Migranten an der deutschen Grenze zurückweisen? CDU-Chef Merz will bei diesem Thema konkrete Zusagen von der Regierung. SPD und Grüne verwahren sich gegen eine Frist.
Merz hatte der Ampel bis Dienstag Zeit gegeben, konkrete Zusagen zu Zurückweisungen von Migranten an deutschen Grenzen zu geben. Die wiederum reagierte darauf zum Teil empört. 05.09.2024 | 1:46 min
"Wahlkampfgetöse", "unseriös", "nicht hilfreich": SPD und Grüne haben das Ultimatum von CDU-Chef Friedrich Merz zu Entscheidungen bei der Reform der Asyl- und Migrationspolitik zurückgewiesen.
Merz selbst sprach am Donnerstag dann lediglich von einer "Bitte" - hielt aber an der Drohung fest, die Gespräche mit dem Regierungslager ohne verbindliche Zusagen bei der Zurückweisung von Flüchtlingen an den deutschen Grenzen zu beenden. SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast sagte im ZDF Morgenmagazin:
Es dürfe "keine Denkverbote" geben. Wichtig sei aber, dass am Ende "wirksame, rechtssichere Instrumente" stünden.
Man würde "selbstverständlich" mit Scholz in den Wahlkampf ziehen, er habe "mit klarem Kurs" gesteuert, so Katja Mast, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin SPD-Fraktion.05.09.2024 | 5:26 min
Nouripour: Vorgehen von Merz "unseriös"
Merz hatte am Mittwoch eine "verbindliche Erklärung" der Regierung gefordert, dass sie bereit sei, Menschen ohne Bleiberecht bereits an den deutschen Grenzen zurückzuweisen. Als Frist nannte er den kommenden Dienstag.
"Das ist überhaupt nicht hilfreich und dient auch nicht der Sache", sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich seinerseits dazu. Er wies darauf hin, dass diese Forderung derzeit rechtlich geprüft werde. Es müsse geklärt werden, ob solche Zurückweisungen mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und mit europarechtlichen Vorgaben vereinbar seien.
Omid Nouripour nannte das Vorgehen von Merz "unseriös". Ultimaten würden in der Debatte nicht weiterhelfen, sagte er der Funke Mediengruppe. Der Grünen-Vorsitzende betonte aber auch seine Dialogbereitschaft. "Die Türen stehen weiterhin offen für ernsthafte Gespräche, wenn die Union ernsthaft sprechen will."
Nach der Attacke von Solingen haben Bund, Länder und Union heute über illegale Migration gesprochen. Die Union pocht auf einen harten Kurs und Grenzkontrollen.03.09.2024 | 1:42 min
Merz spricht von "Bitte"
"Die Voraussetzungen liegen alle auf dem Tisch", sagte Merz am Donnerstag zu der Forderung nach Zurückweisungen an der Grenze.
Daher habe er "eine Bitte geäußert, dass wir jetzt schnell entscheiden".
Es gehe darum, rasch "die illegale Migration nach Deutschland zu stoppen", sagte dazu CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Dafür seien die Zurückweisungen an den Grenzen erforderlich. "Das ist die notwendige Bedingung, um auch mit der 'Ampel' zu einer gemeinsamen Entscheidung zum Stopp der illegalen Migration zu kommen."
Bundeskanzler Scholz will nicht pauschal Afghanen und Syrer an der Grenze zurückweisen, aber Grenzkontrollen sollen weiter solange wie möglich durchgeführt werden. 27.08.2024 | 10:12 min
Grüne Jugend: Gespräche mit Union abbrechen
Gegen solche Zurückweisungen an den Grenzen wenden sich vor allem die Grünen. Dies sei "rechtlich unzulässig", sagte Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic dem TV-Sender "Welt". Wenn jemand an der Grenze ein Asylgesuch stelle, müsse dieser Antrag gemäß europäischem Recht zunächst geprüft werden.
Die Grüne Jugend hat ihre Mutterpartei aufgerufen, die Gespräche der Bundesregierung mit Vertretern der Union zur Begrenzung irregulärer Migration abzubrechen. Die Co-Vorsitzende der Jugendorganisation der Grünen, Katharina Stolla, sagt ZDFheute:
"Die Union darf sich mit dieser Forderung auf gar keinen Fall durchsetzen", so Stolla. Von ihrer Partei, den Grünen, erwarte sie, "dass sie klare Kante zeigen".
Europa - der Traum vieler Menschen und auch für jene, die in einem tunesischen Flüchtlingslager leben. Für seine Erfüllung nehmen sie prekäre Lebensbedingungen und gefährliche Routen auf sich.14.05.2024 | 2:39 min
Lindner: FDP bereit zu Grundgesetz-Änderung
Die FDP warnte den Koalitionspartner vor einer Ablehnung. "Wer konstruktive Lösungen bei diesem Thema blockiert, gefährdet die Sicherheit des Landes und ist letztlich nicht regierungsfähig", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der "Bild"-Zeitung.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) begrüßte die Gespräche mit der Opposition und der Länder zur Asylfrage. Für Zurückweisungen an der Grenze gebe es bereits Vorschläge für konkrete Gesetzesänderungen, sagte er im "ARD-Interview der Woche".
Der FDP-Chef betonte, seine Partei sei für durchgreifende Änderungen in der Migrationspolitik auch bereit, an Änderungen des Grundgesetzes mitzuwirken. Welchen Artikel der Verfassung er damit meinte, wollte Lindner nicht konkretisieren.
Quelle: ZDF
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