Lauterbach rechnet bei "Lanz" mit Zustimmung der Grünen

    SPD-Politiker Richtung Grüne:Lauterbach: "Und ihr werdet auch zustimmen"

    von Bernd Bachran
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    Bundesgesundheitsminister Lauterbach setzt auf ein "Ja" der Grünen zum Finanzpaket von Union und SPD. Grünen-Urgestein Trittin wiegelt ab und beklagt einen "Wortbruch mit Ansage".

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu Gast in der "Markus Lanz"-Sendung vom 11. März 2025.
    Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 11. März 2025.11.03.2025 | 74:58 min
    Im Eiltempo haben Union und SPD ihre Sondierungen abgeschlossen. Die drei Parteien haben sich darauf verständigt, ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur einzurichten.
    Gleichzeitig wollen Union und SPD die Schuldenbremse lockern, um mehr Ausgaben für die Verteidigung zu ermöglichen. Dafür ist in Bundestag und Bundesrat jeweils eine Zweidrittelmehrheit erforderlich - und dafür braucht es die Stimmen der Grünen.
    Ministerpräsidentenkonferenz
    Erstmals nach der Bundestagswahl treffen sich heute die Ministerpräsidenten. Kern dieses Treffens ist die Beratung des Finanzpakets.12.03.2025 | 1:48 min

    Trittin: "Wortbruch mit Ansage"

    Die Grünen lehnen die Zustimmung für die Gesetzesänderung in dieser Form jedoch ab und haben ihrerseits einen eigenen Gesetzesvorschlag gemacht. Bei "Markus Lanz" warf der ehemalige Bundesumweltminister und Grünen-Mitglied, Jürgen Trittin, Friedrich Merz "Wortbruch mit Ansage" vor.

    Die Union wusste, dass sie die 100 Milliarden Steuergeschenke, die sie im Wahlprogramm stehen hatte, nicht finanzieren kann.

    Jürgen Trittin, Ex-Bundesumweltminister

    Anders sah es der möglicherweise zukünftige Koalitionspartner von Merz, SPD-Politiker und amtierender Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
    Für ihn war es "so wie es jetzt von Friedrich Merz vorgetragen wurde, kein Wortbruch". Lauterbach erklärte seine Meinung damit, dass sich "die militärische Lage verändert hat". So wie auch Merz argumentiert.
    SGS - Dobrindt
    Man müsse nun "massiv in die Sicherheit investieren", sagt CSU-Landesgruppenchef Dobrindt. Er habe das Gefühl, man sei sich dieser gemeinsamen Verantwortung mit den Grünen bewusst.11.03.2025 | 5:22 min
    Eva Quadbeck, Chefredakteurin vom Redaktionsnetzwerk Deutschland, ließ dieses Argument nicht gelten. Auch sie war überrascht, was sich in den wenigen Wochen seit dem Amtsantritt von Donald Trump alles ereignet hat.
    "Aber es ist nicht so, dass wir dadurch jetzt die Erkenntnis haben, dass auf einmal mehr Geld in Verteidigung fließen muss. Das wussten wir vorher."
    Zu einem späteren Zeitpunkt in dieser Diskussion schwächte Lauterbach seine anfängliche Verteidigung für Merz auch ab.

    Merz hat all die Zeit gewusst, dass es ohne ein solches Sondervermögen nicht möglich ist, die dringend notwendigen Investitionen zu bezahlen.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    USA-Ukraine-Treffen: Auf dem Weg zum Frieden?
    Die Ukraine erklärt sich zur Waffenruhe bereit. Wie reagiert Russland? ZDF-Korrespondenten Isabel Tümena und Armin Coerper berichten.11.03.2025 | 2:42 min

    Lauterbach rechnet mit Zustimmung der Grünen

    Lauterbach fasste das Sondierungspapier mit den Worten "Zurück zum Realismus" zusammen. Realismus heißt für den SPD-Politiker: "Wir brauchen massiv mehr Ausgaben für Verteidigung. Wir brauchen diese 500 Milliarden, sonst zerfällt unsere Infrastruktur und wir dürfen beim Klimaschutz nicht vom Gas gehen."
    Lauterbach sah in dem Sondierungspapier verständlicherweise "die richtige Lösung", um dann an Trittin gewandt zu sagen:

    Und ihr werdet auch zustimmen.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Trittin reagierte entspannt. "Diesem Paket, so wie es jetzt vorliegt, werden wir nicht zustimmen."
    Deutscher Bundestag, Marie-Elisabeth-Lueders-Haus: Sondierungen zwischen Union und SPD: L-R: Friedrich Merz, Lars Klingbeil, Saskia Esken, Markus Söder
    Im Wahlkampf hatten sich Friedrich Merz und die Union für Haushaltsdisziplin und Schuldenbremse ausgesprochen. Nach der Wahl soll diese nun aufgeweicht werden.11.03.2025 | 10:13 min
    Der ehemalige Bundesumweltminister erklärte, warum die Grünen unter anderem dem momentanen Sondierungspapier bzw. der daraus resultierenden Gesetzesänderung nicht zustimmen wollen.
    "Wenn ich einen Investitionsfonds schaffe, dann geht es darum, dass Investitionen, die bisher aus dem Haushalt nicht bezahlt worden sind, künftig bezahlt werden können."

    Es geht also um zusätzliche Investitionen. Dieses ist in diesem Papier so nicht festgeschrieben.

    Jürgen Trittin, Ex-Bundesumweltminister

    Lauterbach hatte Verständnis für diese Problematik. "Ja, keine Sorge, wir werden das klarstellen."

    Journalistin sieht anderen Grund für Zögern der Grünen

    Journalistin Quadbeck sah das Zögern der Grünen nicht allein im Inhalt des Sondierungspapiers, sondern auch am Umgang - besonders von CDU und CSU - mit den Grünen im Wahlkampf und sogar noch danach.
    Sie sprach die Rede von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beim politischen Aschermittwoch an, wo dieser die Grünen und insbesondere Kanzlerkandidat Robert Habeck wieder einmal scharf angegriffen hatte.
    Markus Söder hält eine Rede beim politischen Aschermittwoch in Passau.
    CSU-Chef Söder hat in seiner Rede scharf gegen die Ex-Ampel geschossen. Wegen der Sondierungen in Berlin blieben Spitzen von CDU und SPD der Traditionsveranstaltung fern.05.03.2025 | 2:04 min
    Auch die Tatsache, dass Merz "die Grünen nicht wirklich einbezogen hat, sondern unglücklich der Fraktionsvorsitzenden auf die Mailbox gesprochen hat", kritisierte die Journalistin.

    Es ist auch stilistisch so viel falsch gegangen.

    Eva Quadbeck, Chefredakteurin vom Redaktionsnetzwerk Deutschland

    Lauterbach hofft auf weniger Selfies und geräuschloseres Regieren

    Lauterbach setzte trotz der bisherigen Anlaufschwierigkeiten seine Hoffnung auf das Zustandekommen einer Koalition aus Union und SPD und darüber hinaus auch auf gute Zusammenarbeit beim Regieren.
    "Es wird umgekehrt sein wie beim letzten Mal. Beim letzten Mal sind wir mit Selfies an den Start gegangen, haben uns umarmt. Danach kam ein unglaublicher, interner Streit, insbesondere mit den Kollegen von der FDP."
    Er hoffe, "dass es diesmal genau umgekehrt ist, dass wir also mit ganz schwierigen Verhältnissen beginnen, dass wir dann aber geräuschlos regieren".

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    Quelle: dpa

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