Mannheim: Steinmeier bei Gedenken für getöteten Polizisten

    Steinmeier legt Kranz nieder:Mannheim erinnert an getöteten Polizisten

    |

    Eine Woche nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Polizisten in Mannheim hat der Bundespräsident an einem Gedenken teilgenommen. Er nannte die Tat einen "blutigen Terrorakt".

    Blumen und Kerzen liegen bei einer Gedenkminute auf dem Marktplatz in Mannheim zum Gedenken an einen getöteten Polizisten. Auf einem Schild steht geschrieben «Wer Polizisten angreift, greift uns Alle an!». Im Hintergrund Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg (v.l.) Angehörige des getöteten Polizisten, Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Eine Woche zuvor wurde auf dem Platz ein Polizist bei einem Messerangriff getötet. Blumen, Kerzen und Plakate liegen auf dem Marktplatz, auf dem die Menschen um den getöteten Polizisten trauerten.
    Eine Woche nach der Messerattacke in Mannheim trauerten der Bundespräsident und Tausende weitere Menschen bundesweit um den getöteten Polizisten.07.06.2024 | 1:43 min
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Messerangriff, bei dem ein Polizist auf dem Mannheimer Marktplatz tödlich verletzt worden ist, als "blutigen Terrorakt" bezeichnet. Der Täter habe offenbar aus einem politischen, mutmaßlich islamistischen Hintergrund gehandelt, sagte Steinmeier in Mannheim nach einem Gespräch mit Polizeibeamten und den Angehörigen des getöteten Polizisten Rouven Laur.
    Man habe in den vergangenen Wochen mit Angriffen auf Bürgermeister, Minister, Abgeordnete und Ehrenamtliche weitere "abscheuliche Akte politisch motivierter Gewalt erlebt", sagte Steinmeier.

    Wir, die Demokratinnen und Demokraten dieses Landes, dürfen und werden uns an Gewalt in der politischen Auseinandersetzung niemals gewöhnen.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

    SGS Susanka
    Der Angriff in Mannheim befeuert die Debatte um Abschiebungen massiv. Wie die Atmosphäre in Mannheim in diesen Stunden aussieht, erklärt ZDF-Reporterin Sandra Susanka. 07.06.2024 | 1:11 min

    Gedenkminute an getöteten Polizisten

    Zuvor hatte Steinmeier auf dem Mannheimer Marktplatz des dort vor einer Woche getöteten Polizisten bei einer Gedenkminute gedacht und am Tatort ein Blumengebinde niedergelegt. Um 11:34 Uhr hielten Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) in stiller Trauer inne. Auch die Eltern des getöteten Polizisten sowie weitere Angehörige nahmen an dem Gedenken teil. Die Polizei Baden-Württemberg hatte zu der Gedenkminute aufgerufen.
    Zu dieser Uhrzeit hatte am vergangenen Freitag ein 25-jähriger Afghane auf dem Marktplatz fünf Mitglieder der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie den 29-jährigen Beamten mit einem Messer verletzt. Der Polizist starb am Sonntag an seinen Verletzungen.
    Auf dem Platz in der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs kamen Hunderte Menschen zusammen, um des Mannes zu gedenken. Eine Polizeisprecherin sprach von 1.500 bis 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Nach der Gedenkminute brandete auf dem Marktplatz zudem Applaus auf.
    sandra-susanka
    "Die Anteilnahme in Mannheim ist riesig", berichtet ZDF-Reporterin Sandra Susanka.07.06.2024 | 2:52 min

    Kollegen und Kolleginnen erweisen Rouven L. Respekt

    Landesweit verharrten zum gleichen Zeitpunkt Polizisten in stiller Trauer. In Mannheim erwiesen Dutzende Polizistinnen und Polizisten ihrem Kollegen den Respekt. Rund 50 Beamte des Polizeipräsidiums Mannheim - einer Sprecherin zufolge vor allem Streifenbeamte - stellten sich vor dem Blumenmeer auf dem Marktplatz auf und gedachten mit verschränkten Händen ihres verstorbenen Kollegen.
    Viele Polizeibeamte trugen an ihrer Uniform blaue Bänder. Die Deutsche Polizeigewerkschaft hatte am Donnerstag dazu aufgerufen, blaue Bänder "als Zeichen der Trauer, als Zeichen der Solidarität und als sichtbares Zeichen gegen Gewalt zu tragen".
    Polizisten in Mannheim beim Gedenken an getöteten Kollegen
    Vielen Polizisten in Mannheim haben am Gedenken an ihren getöteten Kollegen teilgenommen.
    Quelle: reuters

    Mehrere Demonstrationen für den Nachmittag geplant

    Am Nachmittag waren in Mannheim mehrere Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Die Demonstration rund um die Binnenalster stand unter dem Motto "Rechtsextremismus stoppen - Demokratie verteidigen - Wählen gehen!" und war von einem Bündnis aus Gewerkschaften, Verbänden und Kirche organisiert worden.
    Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg/Lübeck), rief in ihrer Rede zur Gewaltfreiheit in politischen Auseinandersetzungen auf. "Echte Demokratie kann nur im gewaltfreien Miteinander gedeihen", sagte Fehrs laut Mitteilung der evangelischen Nordkirche.
    Olaf Scholz am 06.06.2024 im Bundestag.
    Nach der Messerattacke von Mannheim kündigte Scholz einen härteren Kampf gegen radikale Islamisten an.06.06.2024 | 26:41 min

    AfD darf nicht auf dem Marktplatz demonstrieren

    Um 18:00 Uhr wollte die AfD ebenfalls auf dem Marktplatz unter anderem gegen Islamismus demonstrieren. Zeitgleich sollte eine Gegendemonstration der Antifa stattfinden. Um 17:30 Uhr war außerdem eine Demo des Bündnisses "Mannheim gegen Rechts" gegen die AfD-Kundgebung geplant.
    Doch die AfD darf nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg am Freitagabend nicht auf dem Marktplatz demonstrieren. Das höchste Verwaltungsgericht im Südwesten gab am Freitag einer Beschwerde der Stadt Mannheim gegen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe statt, das grünes Licht für die Demo am Tatort gegeben hatte. Diese ist für 18.00 Uhr geplant und könnte nun am dem wenige hundert Meter entfernten Paradeplatz stattfinden.
    Baden-Württemberg, Mannheim: "Freund Helfer Held" ist auf einem schwarz gerahmten Blatt zu lesen
    Nachdem ein Polizist infolge einer Messerattacke in Mannheim ums Leben kam, ist die Trauer groß. Auch der Ruf nach Konsequenzen wird laut.03.06.2024 | 1:41 min

    Trauerfeier für getöteten Polizisten am 14. Juni

    Eine öffentliche Trauerfeier für den getöteten Polizisten ist indes für den 14. Juni geplant. Sie werde im Congress Center Rosengarten, stattfinden, teilte das Polizeipräsidium am Freitagabend mit. Da die Plätze begrenzt seien, könnten vorrangig nur Angehörige, geladene Gäste und Beschäftigte des Polizeipräsidiums Mannheim teilnehmen. Im Außenbereich auf dem Friedrichsplatz, in unmittelbarer Nähe zur Trauerfeier, werde es jedoch eine Außenübertragung geben, um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zum Trauern einzuräumen. 
    Quelle: dpa, epd

    Mehr zur Debatte nach dem Angriff in Mannheim