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Bundeswehr erhält Iris-T System:Deutscher Luftraum soll geschützt werden
von Ines Trams
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Bislang galt "Ukraine zuerst". Doch nun soll Iris-T auch den deutschen Luftraum schützen - nachdem die Luftverteidigung der Bundeswehr jahrzehntelang kaputtgespart wurde.
Die Bundeswehr hat im Beisein von Kanzler Scholz und Verteidigungsminister Pistorius ihr erstes Iris-T SLM-Flugabwehrsystem in Betrieb genommen, 5 weitere sollen bis 2027 folgen.04.09.2024 | 2:50 min
Übergabe in Todendorf
Doch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine änderte sich die Einstellung Berlins. Heute wird die Bedrohung erkannt, Luftverteidigung soll wieder eine Priorität eingeräumt werden - sechs Iris-T Systeme sind bestellt für die Bundeswehr.
Die deutsche Bundeswehr sei laut Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht kriegstüchtig und befinde sich in einem unhaltbaren Zustand. Doch nun steigen die Bewerberzahlen und Pistorius setzt auf ein neues Wehrdienstmodell.15.08.2024 | 1:51 min
Darüber hinaus scheint 'Tempo' - wie von Verteidigungsminister Boris Pistorius vorgegeben - hier tatsächlich zu einem bestimmenden Faktor geworden zu sein: Gerade mal vor einem Jahr beschloss der Bundestag die Beschaffung, nun steht das erste System einsatzbereit auf dem Hof.
Am Mittwoch wird es im Rahmen eines Appells der Bundeswehr übergeben. Der Kanzler macht sich dafür extra auf den Weg zum neu-geschaffenen Übungsplatz in Todendorf in der Holsteinischen Schweiz.
Iris-T ist ein bodengebundenes Luftverteidigungssystem, das aus Radar, Kommandozentrale und einer auf LKW montierten Flugkörper-Abschussanlage besteht. Mobil ist es, schnell kann es im Fall der Fälle verlegt werden.
Über eine Stadt wie Nürnberg oder Hannover kann es einen Schutzschirm spannen mit seinen knapp 90 Kilo schweren Lenkflugkörpern. Sie können feindliche Fluggeräte mit einem eingebauten Infrarot-Suchkopf verfolgen und dann gezielt zerstören - Drohnen, Flugzeuge, Helikopter oder Marschflugkörper.
Ein System für den Nahbereichsschutz, in 20 Kilometer Höhe und bis zu 40 Kilometer Reichweite. 140 Millionen Euro kostet ein System.
Über eine Stadt wie Nürnberg oder Hannover kann es einen Schutzschirm spannen mit seinen knapp 90 Kilo schweren Lenkflugkörpern. Sie können feindliche Fluggeräte mit einem eingebauten Infrarot-Suchkopf verfolgen und dann gezielt zerstören - Drohnen, Flugzeuge, Helikopter oder Marschflugkörper.
Ein System für den Nahbereichsschutz, in 20 Kilometer Höhe und bis zu 40 Kilometer Reichweite. 140 Millionen Euro kostet ein System.
Bewährt unter Gefechtsbedingungen in der Ukraine
Bewährt hat sich Iris-T unter Gefechtsbedingungen in der Ukraine, vier Systeme hat Deutschland geliefert, acht weitere sind zugesagt. Es soll, so heißt es, eine Trefferquote von annähernd 100 Prozent haben. Das System schützt vor allem Städte wie Kiew vor anfliegenden Drohnen und Raketen.
Im schleswig-holsteinischen Todendorf, wo in für Bundeswehrverhältnisse in hohem Tempo ein Ausbildungszentrum hochgezogen wurde, sind seit dem vergangenen Jahr ukrainische Soldaten am System ausgebildet worden. Künftig sollen hier auch deutsche Soldaten das System kennenlernen, genau wie europäische Partnernationen, die es ebenfalls kaufen. Galt bislang "Ukraine first", so heißt es nun aus der deutschen Regierung, auch wir müssen handlungsfähig sein.
Außenministerin Baerbock forderte bei einer gemeinsamen Rede mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba dringende Unterstützung der ukrainischen Luftabwehr. 21.05.2024 | 1:36 min
Deutsche Luftverteidigung kaputtgespart
Dieser Schritt hin zu mehr Luftverteidigung ist überfällig. Die ideale Schutz des deutschen Luftraums bestünde aus drei Abfangschichten - Iris-T für den Nahbereich, dem bewährte Patriot-System für Reichweiten von bis zu 70 Kilometern, dann für den Bereich außerhalb der Atmosphäre das amerikanisch-israelische System Arrow 3, das Deutschland erwerben will.
Doch Fakt ist: Iris T kommt jetzt erst, von Patriot-Systemen gibt es zu wenige - auch weil Deutschland einige in die Ukraine abgegeben hat und die Nachbestellung dauert. Wann das Arrow-System kommt, unklar. Die deutschen Fähigkeiten könnten derzeit gerade mal eine Stadt wie Berlin schützen, mehr nicht. Der Sicherheitsexperte Thomas Wiegold vergleicht am Beispiel der Ukraine, wie Kiew und andere Großstädte durch Flugabwehrsysteme am Boden geschützt werden und kommt zu dem Schluss:
Das war nicht immer so. Doch Spardruck und der Fokus auf Auslandseinsätze - die den Schutz großer Verbände nicht erforderten - führten dazu, dass die Luftverteidigung vernachlässigt wurde: Flugabwehrverbände wurden seit den 1990er Jahre stark dezimiert, die Heeresflugabwehr wurde 2011 gleich ganz aufgelöst, Gerät und Expertise gingen verloren.
Der Etat der Bundeswehr soll im kommenden Jahr leicht steigen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius fordert jedoch mehr Geld, auch angesichts einer Bedrohung durch Russland.22.07.2024 | 1:38 min
Heute hat angesichts der neuen Bedrohung aus Russland Luftverteidigung wieder Priorität. Die Zeitenwende bewirkt hier ein Umdenken, der Fokus geht zurück auf Landes- und Bündnisverteidigung. Iris-T ist da ein erster Schritt. Offen allerdings, wie konsequent Berlin nun weiter Fähigkeitslücken stopfen wird. Das kostet Geld.
Während das Iris-T-System aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr finanziert wird, müssen weitere Entwicklungen und Systeme aus dem regulären Verteidigungsetat bezahlt werden, da das Sondervermögen fast komplett verplant ist.
Während Kanzler Scholz die Stärkung der Bundeswehr betont, beharrt Verteidigungsmininster Pistorius auf einen finanzpolitischen Kurswechsel - wegen unzureichendem Wehretat. 22.07.2024 | 2:42 min
Europäische Luftverteidigung im integrierten Verbund - bislang nur ein hehres Ziel
Kosten sparen und gemeinsam effektiver sein - das ist die Idee, die der von Kanzler Olaf Scholz begründeten European Sky Shield Initiative zugrunde liegt. ESSI - ein Zusammenschluss europäischer Staaten mit dem Ziel, in gemeinsame Rüstungsprojekte zu investieren und eine integrierte europäische Raketenabwehr zu schaffen.
Doch das Projekt hakt. Zwar sind 21 Partner dabei, doch es fehlen wichtige Staaten wie Italien und Frankreich. Mangelnde Abstimmung, nationale Egoismen und strategische und industriepolitische Differenzen verhindern eine wirkliche Integration.
Iris-T - ein erster Schritt
Klar ist: Die Indienststellung des ersten Iris-T Systems am Mittwoch ist ein richtiger Schritt hin zu einer effektiveren deutschen Luftverteidigung. Doch die feierliche Zeremonie in Todendorf darf nicht darüber hinwegtäuschen, es ist nur ein erster Schritt.
Angesichts der Bedrohungen aus Russland will Verteidigungsminister Pistorius die Bundeswehr stärken. Um wieder kriegstüchtig zu werden brauche man viele zusätzliche Soldaten. 17.08.2024 | 1:34 min
Verteidigungsminister Pistorius wird nicht müde zu betonen, angesichts der Aufrüstung Russlands hätten wir gerade mal fünf bis acht Jahre, Deutschland kriegstüchtig zu machen. Nimmt man das zur Grundlage, bleibt nicht viel Zeit, sich darauf einzustellen.
Quelle: ZDF
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