Wissler und Schirdewan: Linken-Spitze kündigt Rückzug an

    Wissler und Schirdewan:Linken-Spitze kündigt Rückzug an

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    Die Linke-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan haben ihren Rückzug angekündigt. Beim Parteitag im Oktober werden sie nicht erneut für den Vorsitz kandidieren.

    Martin Schirdewan und Janine Wissler am 18.11.2023.
    Wollen nicht nochmal kandidieren: Martin Schirdewan und Janine Wissler.
    Quelle: dpa

    Die Linke-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan haben ihren Rückzug angekündigt. Beim Parteitag im Oktober werden sie nicht erneut für den Vorsitz kandidieren, wie beide am Sonntag mitteilten. Den Entschluss hätten sie in einer Sitzung des Parteivorstands verkündet.

    Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht und lange abgewogen, was in dieser Situation sinnvoll ist.

    Janine Wissler, Linke-Vorsitzende

    "Ich nehme wahr, dass es in Teilen der Partei den Wunsch nach einem personellen Neuanfang gibt", erklärte Wissler weiter. Nun bleibe der Linken bis um Parteitag Mitte Oktober genug Zeit "für ein transparentes Verfahren und eine innerparteiliche Meinungsbildung zu Kandidaturen".
    Die Grafik zeigt Abspaltungen und Fusionen linker Parteien in Deutschland. 2004 gründeten Ex-SPD-Mitglieder und Gewerkschafter die WASG, die sich mit der PDS zur Linken zusammenschloss. 2023 spaltete sich das Bündnis Sahra Wagenknecht von der Linken ab.

    Schirdewan: "neue Perspektiven und Leidenschaft"

    Auch Schirdewan erklärte, er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Sie sei "nach gründlichem Nachdenken in den zurückliegenden Wochen in mir gereift".
    Er sei der Meinung, "dass unsere Partei in der jetzigen Situation neue Perspektiven und Leidenschaft braucht, um die notwendige Erneuerung voranzutreiben", fügte Schirdewan hinzu.
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    Schon 2023 hat die Linke auf einem Parteitag versucht, sich neu zu ordnen.18.11.2023 | 2:02 min

    Harte Selbstkritik im Leitantrag

    Der Vorstand der Linken sieht die Partei in einer dramatischen Lage und übt deutliche Selbstkritik. Die Partei sei "zweifellos in einer gefährlichen, existenzbedrohenden Situation", heißt es in einem Leitantrag für den Parteitag im Oktober, der am Samstag vom Vorstand beschlossen wurde und ZDFheute vorlag.

    Wir waren nicht gut genug dabei, Skepsis und Verunsicherung genauso anzunehmen wie Ungeduld und Empörung.

    Auszug aus dem Leitantrag

    Besonders nach der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) im vergangenen Herbst und dem damit einhergehenden Verlust des Fraktionsstatus' im Bundestag ging es für die Linke in der öffentlichen Wahrnehmung bergab.
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    Wie in Sachsen, liegt die AfD auch in Thüringen in Umfragen zur Landtagswahl am 1. September vorn. Zweitstärkste Kraft ist die CDU, gefolgt vom Bündnis Sahra Wagenknecht. Amtsinhaber Ramelow von den Linken bangt um sein Amt.20.07.2024 | 3:41 min
    Die Abspaltung des BSW kommt in dem Antrag nur am Rande vor. In einem langen Aufsatz, der am Samstag im Online-Magazin der Partei veröffentlicht wurde, setzt sich Wissler genauer damit auseinander:

    Mit dem Wissen von heute bin ich der Meinung, dass man die Trennung viel früher hätte forcieren müssen.

    Janine Wissler

    "Ich würde gerne sagen, dass man das nicht ahnen konnte, aber das stimmt leider nicht", so Wissler.

    Vorstand: "nehmen Kritik an"

    Bei der Europawahl kam sie auf lediglich 2,7 Prozent, in bundesweiten Umfragen liegt sie derzeit ebenfalls nur bei drei Prozent. Das BSW schneidet deutlich besser ab; das gilt auch für Umfragen zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September.

    Viele, die lange Zeit ihr Vertrauen in uns gesetzt und uns dafür gewählt hatten, haben den Eindruck: Ihr seid mit euch selbst beschäftigt, ihr seid nicht für uns da.

    Auszug aus dem Leitantrag

    Das konstatiert der Vorstand in dem Leitantrag. "Diese Kritik nehmen wir an." Die Linke habe bei wichtigen Themen "zu oft" nicht mit einer Stimme gesprochen und strittige Fragen "zum Teil nicht klar entschieden", analysiert der Vorstand.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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    Quelle: AFP

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