Gysi, Bartsch und Ramelow als "Silberlocken" für die Linke
"Projekt Silberlocke":Wie sich die Linke im Bundestag halten will
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Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow starten ihr selbsternanntes "Projekt Silberlocke". Für die Linke wollen sie Direktmandate erringen und ihre Partei im Bundestag halten.
In für die Partei schwierigen Zeiten setzt die Linke auf altbewährte Kräfte.
Quelle: dpa
Sie sind bereits im Rentenalter, doch nun wollen es drei Politikveteranen der Linken nochmal wissen: Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow starten das "Projekt Silberlocke" - unter diesem Titel steht ihre gemeinsame Pressekonferenz.
Worum es geht, hatte Gysi auf dem Linken-Parteitag im Oktober verraten: Die drei wollen jeweils ein Direktmandat erringen, um die Linke mithilfe der Grundmandatsklausel auch beim Verfehlen der Fünf-Prozent-Hürde im Bundestag zu halten.
"Warum können wir nicht ernsthaft über einen Waffenstillstand diskutieren?", fragte Linken-Politiker Gregor Gysi im September bei "maybrit illner" in Bezug auf den Ukraine-Krieg.19.09.2024 | 1:02 min
Gregor Gysi
"Ein Leben ist zu wenig", heißt die Autobiografie des 76-jährigen, und in der Tat hätten die Volten seines Lebenslaufs auch für mehr als eine Person gereicht. Der in Berlin geborene Jurist mit Rinderzucht-Ausbildung war unter anderem SED-Chef in der untergehenden DDR, Vorsitzender der PDS, Präsident der Europäischen Linken, Oppositionsführer im Bundestag und Wirtschaftssenator in Berlin.
Obwohl er heute in der Linken kein Amt mehr bekleidet, ist der zweifach geschiedene Vater von drei Kindern einer der bekanntesten Köpfe der Partei. Neben seinem Bundestagsmandat hat der rhetorisch brillante Gysi auch im Rentenalter gut zu tun: Er führt erfolgreiche Gesprächsreihen in Berliner Theatern, als Anwalt vertritt er beispielsweise Klimaaktivisten der "Letzten Generation".
Doch von der Politik konnte Gysi trotz privater Turbulenzen und gesundheitlicher Probleme - er überstand unter anderem drei Herzinfarkte - nie lassen.
Bei der Bundestagswahl 2021 gewann Gregor Gysi seinen Wahlkreis in Berlin-Treptow-Köpenick. Er erhielt 35,4 Prozent der Stimmen.
Parteipressekonferenz von Die Linke mit der Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner am 04. November 2024 u.a. zu den bevorstehenden US-Wahlen und den Auswirkungen für die bilateralen sowie internationalen Beziehungen.04.11.2024 | 14:23 min
Bodo Ramelow
Der 68-jährige Einzelhandelskaufmann hat Geschichte geschrieben: Er ist der bislang einzige Ministerpräsident der Linken - nach der Landtagswahl in Thüringen Anfang September allerdings nur noch geschäftsführend. Sollte ihm nun der Sprung in den Bundestag gelingen, wäre es eine Rückkehr nach knapp 16 Jahren.
Ende August waren Gregor Gysi und Bodo Ramelow vor den Thüringer Landtagswahlen in Erfurt gemeinsam auf der Bühne.
Quelle: dpa/Jacob Schröter
Ramelow stammt aus Niedersachsen. Seine Arbeit für die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) verschlug ihn nach der Wiedervereinigung nach Thüringen. Ende der 90er trat er in die PDS ein und wurde bald Chef der Landtagsfraktion. Nach einem Zwischenspiel im Bundestag gelang Ramelow 2014 in Thüringen die Sensation: Er wurde Regierungschef. Trotz heftiger landespolitischer Turbulenzen hat er das Amt noch heute inne.
Selbst ausgewiesenen Kritikern der Linken nötigt der pragmatische und unideologische Ramelow Respekt ab. Das bei der jüngsten Wahl der rechtsextreme AfD-Landesverband stärkste Kraft wurde, war für ihn eine brutale Niederlage. Nun versucht der zum dritten Mal verheiratete Vater von zwei Söhnen nochmal einen Karriere-Neustart.
Als Ministerpräsident Thüringens trat Bodo Ramelow bei der Bundestagswahl 2021 nicht an. Bei der Landtagswahl in Thüringen im September erhielt er in seinem Wahlkreis Erfurt III 42,4 Prozent der Stimmen und konnte als einziger Spitzenkandidat ein Direktmandat gewinnen.
Auf dem Parteitag der Linken im Oktober hat Bodo Ramelow über die Ziele der Partei und die Ergebnisse aus den Wahlen in Ostdeutschland gesprochen.18.10.2024 | 17:34 min
Dietmar Bartsch
Auch der 66-jährige Bartsch blickt auf eine wechselvolle Politikkarriere zurück. Sie begann für den in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsenen und in Moskau promovierten Ökonomen während der Wendezeit in der PDS. In der Linken war der verheiratete Vater von zwei Kindern unter anderem Bundesgeschäftsführer und führte über Jahre die Bundestagsfraktion.
Dietmar Bartsch hat in Moskau promoviert.
Den Fraktionsvorsitz teilte sich Bartsch lange mit Sahra Wagenknecht. Obwohl den führenden Repräsentanten des Reformerflügels und die von Kernpositionen der Linken immer weiter abgerückte Wagenknecht politisch Vieles trennt, verteidigte Bartsch sie lange, auch als ihre Ambitionen Richtung Parteineugründung immer deutlicher wurden. Nach der Abspaltung des BSW trat er nicht mehr für den Vorsitz der nunmehr zur Gruppe geschrumpften Linken im Bundestag an.
Eine kurze Auszeit von der Politik von 2002 bis 2005 verbrachte Bartsch unter anderem als Unternehmensberater und Geschäftsführer der parteinahen Zeitung "Neues Deutschland". In seiner Freizeit spielt er gerne Volleyball und Skat.
Dietmar Bartsch verpasste bei der Bundestagswahl 2021 ein Direktmandat. In seinem Wahlkreis 14 Rostock - Landkreis Rostock II kam er mit 18,2 Prozent der Stimmen auf Platz zwei.
Wie kann der Krieg Russlands gegen die Ukraine beendet werden? Darüber diskutieren Dietmar Bartsch von der Linken und Robin Wagener, Grüne, Koordinator im Auswärtigen Amt.01.10.2024 | 10:37 min