Bundeswehr an Schulen: Zivilschutz-Vorstoß irritiert Eltern

    Bundeswehr an Schulen:Zivilschutz-Vorstoß irritiert Elternvertreter

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger will wegen Russland mehr Zivilschutz und Bundeswehr an Schulen. Der Bundeselternrat befürchtet ein "von oben vorgegebenes Angstszenario".

    Oberleutnant der Bundeswehr an einem Gymnasium
    Ein Oberleutnant der Bundeswehr hält einen Vortrag an einem Gymnasium (Symbolbild).
    Quelle: dpa

    Die Forderung von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nach mehr Zivilschutzunterricht und Bundeswehr an Schulen stößt bei Elternvertretern auf Unverständnis. Die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Claudia Koch, sagt ZDFheute:

    Wir sind überrascht und verwundert vom jüngsten Vorstoß der Bundesbildungsministerin zu Zivilschutzübungen an Schulen. Das war weder mit uns noch mit der Kultusministerkonferenz abgesprochen.

    Claudia Koch, Bundeselternrat

    Die Gestaltung des Unterrichts liege weiter bei den Ländern und Lehrkräften, betont Koch. Sollten entsprechende Pläne der Ministerin tatsächlich umgesetzt werden, zeigt die Elternvertreterin klare Grenzen auf:
    "Es ist klar, dass die Zielgruppe solcher Lehrinhalte auf keinen Fall Kleinkinder sein können und es auch keine Werbeveranstaltungen für die Bundeswehr sein dürfen." Jeder Inhalt müsse durch Lehrkräfte vor- und nachbereitet werden.
    Michael Schulze von Glaßer, Harriet von Waldenfels und Hauptmann David Matei
    Bundeswehr-Auftritte an Schulen? Darüber diskutieren Hauptmann David Matei, Jugendoffizier der Bundeswehr, und Michael Schulze von Glaßer, Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, im ZDF-Morgenmagazin.07.03.2024 | 11:54 min

    Ukraine-Krieg schon jetzt Thema an Schulen

    Einen großen Handlungsbedarf sieht Koch weder beim Thema Zivilschutz noch bei der Thematisierung von Kriegen und Konflikten. "Schon jetzt sind Russland und der Krieg in der Ukraine intensiv Thema im Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler selbst fordern das Thema und es gibt viele Materialien für Lehrkräfte, um das thematisieren zu können."

    Wenn man jetzt mit Blick auf Russland deutlich mehr fordert, dann kommt man schnell in einen Bereich, was tue ich, wenn Bomben fallen. So ein von oben vorgegebenes Angstszenario möchten wir als Eltern nicht.

    Claudia Koch, Bundeselternrat

    Belehrungen zum Brandschutz, Hinweise bei Munitionsfunden oder auch Erste-Hilfe-Kurse seien schon jetzt an vielen Schulen Standard.

    Lehrergewerkschaften uneins bei Bundeswehr-Auftritten

    Auch die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich gegen Auftritte von Bundeswehr-Vertretern an Schulen aus. Die Schulen müssten zwar ihre Aufgaben "auch im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen, wie Kriegen, Pandemien oder Naturkatastrophen" erfüllen, sagte VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Das sei jedoch Aufgabe der dafür geschulten Pädagogen.
    "Viele dieser Herausforderungen lösen bei Kindern Angst aus", sagte Brand. "Hier ist es die Aufgabe der Lehrkräfte an den Schulen, den Kindern diese Angst zu nehmen, indem wir die Situationen bestmöglich erklären und aufarbeiten. Dazu ist es nicht notwendig, Vertreterinnen und Vertreter großer privatwirtschaftlicher Unternehmen, der Bundeswehr oder der Politik in die Schulen einzuladen", so Brand.
    Der Deutsche Lehrerverband hingegen zeigte sich offen für die Präsenz von Jugendoffizieren an Schulen. "Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss", so Verbandspräsident Stefan Düll in der "Bild am Sonntag". Zur gesamteuropäischen Bedrohungslage müsse im Politik-Unterricht gelehrt werden, sagte Düll. Jugendoffiziere seien dabei eine "sinnvolle Unterstützung".
    Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), sieht gewisse Fortschritte bei der Bundeswehr, kritisiert aber deren Zustand: Es fehle vor allem an Personal und Ausrüstung.
    Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), sieht gewisse Fortschritte bei der Bundeswehr, kritisiert aber deren Zustand: Es fehle vor allem an Personal und Ausrüstung. 12.03.2024 | 1:41 min

    Stark-Watzinger für "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr"

    Die Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger hatte am Wochenende dafür plädiert, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten, und Schulen dazu aufgerufen, ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" zu entwickeln.

    Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut.

    Bettina Stark-Watzinger, Bundesbildungsministerin

    Seit über 60 Jahren bietet die Bundeswehr mit ihren rund 80 Jugendoffizieren Schulen Vorträge und Diskussionsveranstaltungen zur sicherheitspolitischen Bildung an. Im Jahr 2022 gab es laut Bundeswehr 5.931 solcher Veranstaltungen mit über 150.000 Teilnehmenden. Aktiv Werbung für die Bundeswehr oder für den Dienst an der Waffe zu machen, ist den Soldaten dabei nicht erlaubt.

    Wehrdienst in Deutschland
    :Pistorius: Schwedisches Modell "geeignet"

    Die Bundeswehr leidet unter Personalmangel. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wird diskutiert. Minister Pistorius hat sich in Schweden über mögliche Modelle informiert.
    Schweden, Stockholm: Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, und sein schwedischer Amtskollege Pal Jonson geben im Schloss Karlberg eine Pressekonferenz.
    mit Video
    Mit Material von dpa

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