Gegen Lehrermangel: Duales Lehramtsstudium in Sachsen-Anhalt
Duales Lehramtsstudium:Studierende sollen schneller in die Schulen
von Annette Pöschel
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Modellversuch Duales Studium in Sachsen-Anhalt: Die Teilnehmenden sind von Anfang an einer Schule zugeteilt, sollen Praxisluft schnuppern und erhalten 1.400 Euro brutto monatlich.
In Sachsen-Anhalt wird in einem neuen Projekt ein duales Lehramtsstudium angeboten. Damit sollen Studenten direkt Praxiserfahrungen sammeln können und an die Region gebunden werden.14.10.2024 | 1:59 min
Komisch sei es, wieder hier zu sein, sagt Josefin Richen beim Gang durch die Sekundarschule "Karl Marx" in Gardelegen. Aber auch schön. Vor drei Jahren hat die 19-Jährige hier ihren erweiterten Realschulabschluss gemacht, dann das Abitur in Stendal.
Nun ist sie wieder da, als Lehramtsstudentin für Deutsch und Chemie. Ihre alte Schule wird also ihre neue sein, wenngleich ganz anders. "Die Jahre hier waren sehr prägend für mich. Die Lehrer haben mir damals sehr geholfen. Ich freue mich darauf, bald etwas zurück geben zu können. Auch wenn ich vor der neuen Verantwortung großen Respekt habe."
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Das Modell
Josefin ist eine von 30 Studentinnen und Studenten, die an der Magdeburger Universität am neuen praxisintegrierenden dualen Studiengang für Lehramt teilnehmen. Der ist für Sekundar- und Gemeinschaftsschulen - mit den Fächern Deutsch und Mathematik sowie Chemie, Physik, Ethik und Technik. Die Teilnehmenden bekommen von Anfang an 1.400 Euro monatlich brutto und sind einer festen Schule in einer "Mangelregion" zugeteilt.
Dort werden sie ab dem 3. Semester einen Tag pro Woche Praxisluft schnuppern, im Master dann zwei Tage. Weil der sonst im Anschluss folgende Vorbereitungsdienst hier schon in weiten Teilen integriert ist, sind sie insgesamt nach fünfeinhalb Jahren fertig - etwa ein Jahr früher als bisher. Danach müssen sie noch fünf weitere Jahre an ihrer Schule unterrichten.
Sachsens-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sagt zu dem Konzept:
Wenn man merkt, das ist jetzt doch nicht das Richtige, dann muss man einen Teil des Gelds zurückzahlen. Aber das wollen wir natürlich nicht. Wir setzen auf eine doppelte Motivation: Zum einen die enge Bindung an die Schule, zum anderen dass man sein Studium damit finanzieren kann.
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Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU)
Und weil etwa die Hälfte älter ist als 23 Jahre und somit eine gewisse Lebenserfahrung oder gar eine Berufsausbildung mitbringt, ist Feußner optimistisch: "Die haben sich ganz bewusst für dieses Studium beworben und wissen, worauf sie sich einlassen."
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Die Kritik
Dieses Magdeburger Modell erfreut sich nicht ungeteilter Beliebtheit. So moniert der Deutsche Philologenverband, dass Sachsen-Anhalt diesen Weg aus der Not des Lehrermangels heraus geht. Die Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing befürchtet, dass die Studierenden mit finanziellen Anreizen gelockt werden und daher weniger bereit seien, den "regulären, intensiven und längeren Bildungsweg im grundständigen Lehramtsstudium zu gehen."
Nicht nur das: "Für die dual Studierenden für das Sekundarschullehreramt in Sachsen-Anhalt ist nicht gewährleistet, dass sie mit diesem Abschluss in allen anderen Bundesländern für die entsprechende Lehrertätigkeit anerkannt werden. Das muss allen klar sein. Damit wird die Axt an eine qualitativ hochwertige Anerkennung in allen Bundesländern gelegt."
Quer- und Seiteneinsteiger an der Tafel
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Laut Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, sei das Studium "anschlussfähig an den Rest der Republik". Die Vorgaben der Kultusministerkonferenz würden eingehalten:
Sie studieren ein vollständiges Studium, in dem einige Komponenten ein bisschen anders justiert und integriert worden sind. Das ist schon taff, das ganze Modell durchzuziehen, das muss man schon sagen.
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Jens Strackeljan, Schuldirektor
Viele Lehrer fordern schon lange, dass die Studierenden eher in die Schulen kommen, damit ihnen der Praxisschock zum Beginn des Referendariats erspart bleibt.
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Solveig Lamontain, Schulleiterin der Sekundarschule in Gardelegen, kämpft seit Jahren um neue Kollegen, sechs Seiteneinsteiger hat ihr Team integriert. Nun kommen Josefin und ein weiterer Student dazu. Trotz Mehrbelastung sei das Modellprojekt eine einmalige Chance: "Allen ist bewusst: Wenn wir uns nicht kümmern, wenn wir uns nicht engagieren und uns die Lehrkräfte mit heranziehen, dann wird das nichts."
Und damit hätte die Schule und vor allem auch Josefin gern sofort begonnen - nicht erst ab dem 3. Semester.
Quelle: dpa
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