"Explosion" in der Pflege? Lauterbachs Zahlen im Check

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    "Explosion" in der Pflege?:Was an Lauterbachs Zahlen falsch ist

    von Luisa Billmayer
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    Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stieg die Zahl der Pflegebedürftigen viel stärker an als erwartet. Ein Blick in die Daten zeigt: So unerwartet war das gar nicht.

    Rheinland-Pfalz, Mainz: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, spricht bei der Eröffnungsveranstaltung des 128. Deutschen Ärztetages.
    Wie das Gesundheitsministerium mitteilt, ist die Zahl der pflegebedürftigen Personen stark angestiegen ist. Das facht auch die Diskussion um eine Pflegereform weiter an.27.05.2024 | 1:45 min
    In einem Interview spricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach davon, dass im Jahr 2023 viel mehr Menschen pflegebedürftig geworden seien als erwartet. "Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000", sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag und sprach von einem "explosionsartigen" Anstieg. 
    Auch das Bundesgesundheitsministerium bestätigt die genannten Zahlen auf Anfrage. Doch ein Blick in die Pflegevorausrechnung des Statistischen Bundesamts zeigt: Die erwarteten Zahlen waren höher als 50.000. Dabei gibt es zwei Methoden, um die Zahl der Pflegebedürftigen zu berechnen. 
    Patricia Wiedemeyer
    Gesundheitsminister Lauterbach schlägt Alarm: Es gebe einen "explosionsartigen" Anstieg von Pflegebedürftigen. Patricia Wiedemeyer berichtet aus dem Hauptstadtstudio.27.05.2024 | 1:02 min

    Reform des Pflegebedarfs führte zu starkem Anstieg 

    Die erste Variante schließt nur die demografische Entwicklung mit ein. Für das Jahr 2023 wurde ein Plus von 60.000 im Vergleich zum Vorjahr kalkuliert. Die zweite Berechnungsmethode berücksichtigt, dass der Pflegebegriff 2017 neu definiert wurde. Dieser Methode zufolge war mit einem Plus von 200.000 Pflegebedürftigen innerhalb eines Jahres zu rechnen.
    So unterschiedlich wird der Pflegebedarf berechnet
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    Die Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamts kalkuliert, wie viele Menschen in den nächsten Jahren pflegebedürftig werden. Weil der Pflegebegriff 2017 neu definiert wurde, stieg die Zahl der Pflegebedürftigen seitdem stärker an als es nur durch die Alterung der Gesellschaft der Fall gewesen wäre. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass die Einführungseffekte bis 2027 spürbar sein werden. Seit 2017 besteht auch bei kognitiven Einschränkungen, zum Beispiel bei Demenzerkrankungen, Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung.  
    So viele Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig
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    Unterschiedliche Zahlen bei gleichem Trend: Pflegebedarf wird steigen 

    Was die Prognose eindeutig zeigt: Der Pflegebedarf wird in den nächsten Jahren stark steigen.  

    Angesichts der demografischen Alterung ist die Sicherstellung der Pflege langfristig die größte Herausforderung für das Gesundheitssystem. Bevölkerungsgruppen mit niedrigem sozioökonomischen Status wird die Lage noch härter treffen.

    Enno Nowossadeck, Epidemiologe am Robert-Koch-Institut 

    In den 1990er-Jahren gab es mehr Unter-20-Jährige als 60- bis 79-Jährige. Laut Bevölkerungsvorausberechnung erreicht diese Altersgruppe 2030 einen Peak - und auch die Über-80-Jährigen werden bis 2050 mehr. 
    Wie Deutschland älter wird
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    Mit der Alterung der Gesellschaft fehlen jedes Jahr mehr Pflegekräfte 

    Selbst unter Annahme, dass es gelingt, mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass sich der Fachkräftemangel von Jahr zu Jahr verschärfen wird. Bis 2049 sollen laut erwartetem Angebot und Bedarf 280.000 Pflegekräfte fehlen
    Bedarf an Pflegekräften übersteigt Angebot
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