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AfD in Sachsen und Thüringen :Oschmann: Osten "nicht besonders auffällig"
von Felix Rappsilber
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Der Osten sei nicht "besonders auffällig", sagt Dirk Oschmann mit Blick auf die Landtagswahlen bei Lanz. Auch in Frankreich oder Italien seien populistische Parteien erfolgreich.
Sehen Sie hier die ganze Sendung vom 29. August.29.08.2024 | 75:43 min
"Alles Nazis!", "Jammer-Ossis!" - im Vorfeld der Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg kursieren Stereotype über "die Ostdeutschen". Publizist und Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann stellte sich ihnen am Donnerstagabend bei Markus Lanz entgegen:
Doch der Osten verhalte sich nicht "besonders auffällig": "Die Prognosen, die es für die Landtagswahlen jetzt im Osten gibt, entsprechen ungefähr dem, was man auch in Italien, in Frankreich, in England und den USA beobachten konnte." Die AfD sei die "deutsche Populismus-Variante". Zudem gebe es im Osten einen "viel größeren Stadt-Land-Unterschied als im Westen".
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Der Stadt-Land-Unterschied sei etwas, was allen westlichen Demokratien seit Jahren zu schaffen mache, so Oschmann. "Das betrifft Frankreich genauso. Das betrifft England. Das betrifft die USA." In ländlichen Gebieten seien eher die Populisten erfolgreich. "Wenn man das im internationalen Vergleich sieht, ist der Osten eben weniger singulär, als er immer gemacht wird."
Übernahme und Übergabe nach der Wende
Wir seien in einer "Gesamtlage, die 1933 angefangen hat - und nicht erst 1989", so Oschmann. Der Osten habe, historisch gesehen, "ganz anders für die Verbrechen des Dritten Reiches bezahlt als der Westen". Der Westen sei erst 1990 nach und nach "angemessen beteiligt" worden, für diese Verbrechen "mit gerade zu stehen".
Beispielsweise durch Gelder, die die Bundesrepublik nach der Wende in der ehemaligen DDR investiert habe. Diese seien wiederum "Leuten aus dem Westen" zugutegekommen. Oschmann verwies auf die ungleichen Eigentumsverhältnisse in Ostdeutschland. So würden beispielsweise 90 Prozent des Leipziger Wohneigentums Westdeutschen gehören.
Es verändere eine Gesellschaft, "wenn man auf Grund und Boden lebt, der einem nicht gehört". In Ostdeutschland sei die Wende- und Nachwendezeit einerseits eine Übernahme, andererseits eine Übergabe gewesen.
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Oschmann: Armutsrisiko im Osten höher
Noch immer sei das Armutsrisiko in Ostdeutschland sechs Mal höher als in Westdeutschland. Daher reagiere der Osten "viel schneller und viel empfindlicher auf Konflikte und Krisen":
Zwischen 1990 und 1994 hätten 75 Prozent der berufstätigen Ostdeutschen den Beruf wechseln müssen: "Es hat eine gesamtgesellschaftliche Depotenzierung stattgefunden, die bis heute natürlich nachwirkt und die nicht vergessen ist."
Unter diesen Umständen sei es bedauerlich und problematisch, dass es den Migrationsgipfel zwischen Bund und Ländern erst nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen gegeben habe. "Solange der Osten so stark AfD gewählt hat, hat die Bundespolitik überhaupt nicht darauf reagiert. Die hat erst reagiert, als Hessen und Bayern so hohe AfD-Zahlen hatten letztes Jahr. Das ist ein Signal an den Osten, dass der Osten im Grunde gar nicht zählt."
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Oschmann kritisiert: Osten zählt nicht
In der FAZ habe man diese Woche lesen können: "'Wenn der Spuk der Ost-Wahlen vorbei ist, dann kommt’s auf die wirkliche Klientel an.'" Oschmann kritisierte diese Berichterstattung: "Egal, was [der Osten] macht, aber am Ende zählt es nicht, weil die wirklichen Wähler woanders sind - auch das ist eine Form erstrangiger Depotenzierung, die man nicht vergisst."
In Ostdeutschland gebe es "natürlich auch Trotzreaktionen auf unmittelbar gegenwärtige Politik und auf eine lang anhaltende Diffamierungsgeschichte des Ostens".
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