Islam-Debatte bei "Lanz":Theologe: Vermisse innermuslimischen Dialog
von Felix Rappsilber
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DITIB-Aussteiger Murat Kayman kritisiert das Glaubensverständnis muslimischer Verbände. Der Theologe Mouhanad Khorchide fordert ein "innermuslimisches Nachschrauben".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 30. Mai 2024 in voller Länge.30.05.2024 | 75:19 min
Der Jurist Murat Kayman kritisierte am Donnerstagabend bei Markus Lanz islamische Glaubensverbände. Sie würden die Erzählung verbreiten, "dass Muslimisch-Sein in Deutschland nur dann funktioniert, wenn man sich gegen diese Gesellschaft positioniert".
Kayman arbeitete drei Jahre lang als Justitiar für den größten deutschen Islamverband DITIB, bevor er 2017 ausstieg. DITIB steht immer wieder wegen seiner Abhängigkeit von der türkischen Regierung und fehlender Distanzierung von radikalen Islamisten in der Kritik. Das Problem gehe laut Kayman aber weit über deutsche Islamverbände hinaus.
Es gibt keine positive Erzählung, wie eine Koexistenz mit Israel aus muslimischer Sicht aussehen kann, sondern es gibt immer wieder die Wiederholung dieser Befreiungswünsche.
Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide merkte an: "Ich vermisse einen innermuslimischen Dialog: Warum können wir nicht untereinander gesund streiten?"
Fordere man selbstkritisch ein "innermuslimisches Nachschrauben", kritisiere die muslimische Gemeinschaft wiederum, dass diese Argumente von Rechten gegen den Islam instrumentalisiert werden könnten.
Lieber reden wir nicht über problematische Zonen, innerislamisch, nur mit der Konsequenz: Wir überlassen ein Vakuum.
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Mouhanad Khorchide, Theologe
Hübsch: Zu wenige geschützte Räume
An Berliner Universitäten waren propalästinensische Demonstrationen eskaliert. Mit Blick darauf sagte die Journalistin Khola Maryam Hübsch: "Wir brauchen Räume, wo gesprochen werden kann, wo diskutiert werden kann. Und das muss an den Universitäten stattfinden."
Eine Ursache für den "steigenden Antisemitismus, auch unter Muslimen", seien "viel zu wenige geschützte Räume". Den meisten Bildungseinrichtungen sei es "viel zu heikel", den Nahost-Konflikt zu thematisieren.
Man habe versäumt, "im akademischen Bereich" offen über den Nahost-Konflikt zu sprechen. "Deswegen eskaliert das vielleicht auch gerade so, weil man eben Extremisten nicht mehr eingefangen bekommt", sagte Hübsch.
Khorchide: Demonstranten wissen nicht, wo Palästina ist
Mouhanad Khorchide sprach von einer "stellvertretenden Debatte". Es gehe bei diesen Demonstrationen "nicht um Nahost, sondern um uns hier". Khorchide habe mit jungen Demonstranten gesprochen:
Die wussten nicht einmal, wo Palästina ist. Sie wussten nichts über die Geschichte. Die wussten nicht einmal, wofür oder wogegen sie demonstrieren.
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Mouhanad Khorchide, Theologe
Ähnliches habe er erlebt, wenn für ein Kalifat und die Regeln der Scharia geworben wurde. Wenn Khorchide Demonstranten frage, was beides bedeute, sei die Antwort: "Keine Ahnung. Aber wichtig für mich ist etwas Eigenes."
Ursachen für das Demonstrieren seien ein Gefühl der Diskriminierung, ein "Nicht-Ankommen in europäischen und westlichen Gesellschaften" und eine "Identitätssuche und Identitätsfindung in der Religion".
Universitäten werden häufiger Schauplätze für bevorzugt pro-palästinensische Proteste. Doch zur Kritik an Israel gesellt sich auch Antisemitismus und die Verharmlosung der Hamas.24.11.2023
Mansour: Muslime müssen Verantwortung übernehmen
Extremismusforscher Ahmad Mansour warf die Frage auf: "Ist das ein Fehler der Mehrheitsgesellschaft? Ist das ein Fehler der Politik, die Haltung gezeigt hat, die 'Nie wieder' gesagt hat, oder ist das ein Problem bei uns?"
Die empfundene Kränkung habe mit der Art und Weise zu tun, "wie wir groß geworden sind". Mansour plädierte dafür, "dass wir Verantwortung übernehmen", statt "immer die Mehrheitsgesellschaft, die Politik, den deutschen Staat verantwortlich zu machen für die Probleme, die wir haben".
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