Grüne Woche: Landwirte zwischen Sorgen und Hoffnung
Vor der Grünen Woche:Wie es Landwirten geht und was sie erwarten
von Oliver Deuker
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Massenhaft haben Bauern vor einem Jahr demonstriert. Bauernpräsident Rukwied fordert vor der Grünen Woche einen Neustart in der Agrarpolitik. Wie ist die Situation der Landwirte?
Planungssicherheit, klare politische Rahmenbedingungen – was Landwirte fordern und wie ihre Situation ist. 16.01.2025 | 1:35 min
Gut ein Jahr liegen sie zurück - die Bauernproteste im Land. Wie geht es den Landwirten aktuell und welche Erwartungen haben sie an die Politik? Kurz vor Beginn der Grünen Woche in Berlin haben wir mit einigen von ihnen gesprochen.
Holger Hennies, Landwirt aus Niedersachsen
Holger Hennies aus Schwüblingsen östlich von Hannover baut vor allem Kartoffeln an, dazu Zwiebeln und einiges mehr. Mit seinen Strohschweinen hat Hennies, der der Präsident des Landvolkverbandes Niedersachsen ist, kaum noch Geld verdient. Das hat er aufgegeben.
Holger Hennies hofft auf einen Rückgang von Überregulierungen und bessere Planungs- und Investitionssicherheit.
Quelle: ZDF
"Also wir können nicht zufrieden sein mit der jetzigen Agrarpolitik. Zwar haben Landwirte in vielen Bereichen in den beiden letzten Jahren ganz gutes Geld verdient. Aber wir brauchen klare politische Rahmenbedingungen.
Wenn ich jetzt investiere, wenn ich einen Stall neu baue, dann müssen die Standards dafür auch die nächsten 20 Jahre gelten. Ich brauche Investitionssicherheit und die haben wir nicht mehr. Deswegen die klare Forderung, Bürokratieabbau und Investitionssicherheit, ich frage das nur so politisch."
"Wachse oder weiche" heißt es für die Bauern. Sie stehen unter enormem Veränderungsdruck. Zum Kampf ums wirtschaftliche Überleben kommen immer höheren Naturschutzauflagen.23.08.2024 | 45:01 min
Zu den Trecker-Demos im vergangenen Jahr sagt Hennies:
"Wir haben erstens dadurch deutlich mehr Aufmerksamkeit für die Landwirtschaft erreicht, für ihre Bedürfnisse. Wir haben zweitens geschafft, dass die aktuelle Regierung weitere Auflagen im Tierschutzbereich, im Düngebereich beschlossen hat."
Charlotte Schumacher, bewirtschaftet 120 Hektar Ackerland
Charlotte Schumacher wirtschaftet auf dem elterlichen Hof bei Springe in Niedersachsen. Bald wird sie den Betrieb komplett übernehmen. Getreide, Raps, Zuckerrüben und Aroniabeeren baut die 30-jährige studierte Agrarwirtin an.
Agrarwirtin Charlotte Schumacher fordert von der Politik faktenbasiertes und wissenschaftliches Arbeiten.
Quelle: ZDF
"Mir ist es grundsätzlich immer wichtig bei der Politik, dass sie wissenschaftlich und faktenbasiert arbeitet.
Womit ich etwas Probleme habe, sind die nationalen Überregulierungen, zum Beispiel bei Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln, die über dem EU-Recht liegen. Das verzerrt einfach die Wettbewerbsfähigkeit."
Wie bewertet sie ihre aktuelle Lage?
"Das Jahr war durchschnittlich. Es war ja sehr lange sehr nass, deshalb waren die Getreidequalität und die Erträge nicht so zufriedenstellend. Der Raps war durchschnittlich, bei den Zuckerrüben war es ein sehr gutes Jahr für uns, da stimmen auch die Preise im Gegensatz zu den anderen Kulturen. Gerade für meine Zukunftsplanung, ich brauche so ein bisschen Planungssicherheit."
Nach dem Ausbruch der Seuche wurden weitere Tiere als Schutzmaßnahme getötet. Schon jetzt ist der Schaden vor allem für den Export von Milch und Fleisch enorm.13.01.2025 | 1:37 min
Fred Arkenberg, Milchbauer aus Wunstorf-Kolenfeld
In Arkenbergs großzügigem, zu mehreren Seiten offenem Stall mit Kratzbürsten, Melkrobotern und Freilauf leben 280 Milchkühe.
"Im Bereich Milch sieht es derzeit ganz gut aus. Wir haben einen recht hohen Milchpreis, weil auch durch die Blauzungenkrankheit im letzten Jahr wenig Milch auf dem Markt ist und der Preis mit 50 Cent plus minus recht gut ist. Trotzdem ist die Jahresbilanz eher durchwachsen.
Fred Arkenberg blickt auf eine durchwachsene Bilanz zurück.
Quelle: ZDF
Sachen wie Mindestlohn oder das Handelsabkommen Mercosur, mit den südamerikanischen Staaten, sind schon ein Schlag ins Gesicht für die Landwirtschaft. Sicher geht es der Wirtschaft schlecht und man muss nach anderen Absatzmärkten suchen.
Aber wenn man sich Gedanken macht, unter welchen Bedingungen dort Nahrungsmittel erzeugt werden, dann muss man sich fragen, läuft die Landwirtschaftspolitik der letzten zehn Jahre dem eigentlich total entgegen?"
Mit dem Mercosur-Abkommen entsteht eine der größten Handelszonen mit mehr als 720 Millionen Menschen. Die EU und vier südamerikanische Staaten haben sich auf die Regeln geeinigt.06.12.2024 | 1:49 min
Was sind seine Erwartungen?
"Durch das Ampel-Aus ist man gespannt und erwartungsvoll, dass bei den Wahlen was Vernünftiges rauskommt, dass dann endlich ein Stück mehr Planungssicherheit für uns Landwirte herrscht."
Oliver Deuker ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Niedersachsen in Hannover.
Quelle: ZDF
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