Warum die AfD in den Sozialen Medien so erfolgreich ist

    Experte zu Wahlkampf in Sachsen:AfD: Auf Social Media "faktisch zu Hause"

    von Narîn Şevîn Doğan
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    Sachsens AfD hat auf TikTok, Instagram und Facebook die meisten Follower. Alle anderen Parteien wollen auf den Plattformen auch überzeugen und neue Wählergruppen erreichen.

    Pk der sächsischen AfD
    Die AfD ist in Sachsen unter allen Parteien am erfolgreichsten auf TikTok. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Auch auf Social Media mit eigenen Inhalten punkten und potenzielle Wähler*innen erreichen - das wollen alle Parteien in Sachsen auf der Zielgeraden vor der Landtagswahl. Am besten scheint das aber der sächsischen AfD zu gelingen. Auf TikTok, Instagram und Facebook hat sie mit Abstand die meisten Follower*innen.
    Peter Stawowy, Medienjournalist und Kommunikationsberater aus Dresden, beobachtet die Aktivitäten der Parteien in Sachsen. Was macht die AfD in seinen Augen auf Social Media so erfolgreich?

    Sie agieren und bewegen sich ganz anders in diesen Netzwerken. Die sind da faktisch zu Hause.

    Peter Stawowy, Kommunikationsberater und Medienjournalist

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    AfD: Hohe Interaktion mit eigenem Netzwerk

    So ist die AfD schon länger auf Plattformen aktiv, die andere Parteien lange gar nicht bespielt haben, was unter anderem daran liege, dass sie in den klassischen Medien ihre Inhalte nicht platzieren konnte, erklärt Stawowy.
    Die AfD schaffe es dabei, ihr starkes Netzwerk zu mobilisieren, das aktiv mit den Inhalten interagiere. Man könne Erfolg nicht nur an großer Reichweite messen. Wichtig sei auch die Interaktion, also wie viele Leute dem Beitrag einen "Like" geben oder Kommentare schreiben, sagt Stawowy.
    Junge Wähler und die AfD
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    TikTok: AfD spricht junge Wahlberechtigte an

    Beobachter*innen schauen seit den Europawahlen intensiver auf TikTok. Denn 17 Prozent der Wahlberechtigten im Alter von 16 bis 24 Jahren hatten die AfD gewählt - genau die Altersgruppe, die sich stark auf TikTok aufhält. Eben die Plattform, die die AfD unter den Parteien beherrscht, auch in Sachsen.
    Fast täglich wird auf dem Kanal der AfD Sachsen ein Video gepostet, das in Großbuchstaben untertitelt wird, meist handelt es sich um Redeausschnitte von Spitzenkandidat Jörg Urban. Die Videos sind nicht aufwendig produziert, funktionieren aber in der Logik der Plattform.
    Die CDU Sachsen versucht sich auf TikTok mit einer ähnlichen Strategie und zeigt Videos mit Untertitelungen in Großbuchstaben, meist ist Michael Kretschmer zu sehen. Daneben finden sich aber auch klassische Wahlwerbespots. Die CDU postet allerdings nicht so regelmäßig wie die AfD.

    Ich glaube bei den Videos: Masse schlägt Stil und Qualität.

    Peter Stawowy, Kommunikationsberater und Medienjournalist

    Ein Smartphonebildschirm mit dem Logo von TikTok liegt auf einer Computertastatur.
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    Wahlkampf auf Social Media: Wie gehen andere Parteien vor?

    Bei den Follower*innen-Zahlen können die meisten anderen Parteien zwar noch nicht mithalten, aber auch sie sind aktiv auf diversen Social Media Plattformen.
    • Parteien wie die Linke versuchen TikTok-Trends aufzugreifen und damit Aufmerksamkeit auf ihren Kanal zu lenken, zum Beispiel mit der "sächsischen brat".
    • Die Grünen veröffentlichen auf TikTok, auf Instagram ist ihr Content fast identisch.
    • Die FDP konzentriert sich auf Instagram mit aufwendig produzierten Wahlvideos.
    • Die SPD Sachsen verbreitet ihren Inhalt auf Instagram und Facebook. Ihre Spitzenkandidatin Petra Köpping ist mit einem eigenen TikTok-Kanal aktiv.
    • Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat auf Tiktok und Instagram aktive Kanäle.
    Hände halten ein Smartphone, auf dem das TikTok-Logo zu sehen ist.
    Laut einer Studie, die die Bildungsstätte Anne Frank zum Safer Internet Day präsentiert hat, spielt Social Media eine unterschätzte Rolle bei der Verbreitung von Rechtsextremismus.06.02.2024 | 1:33 min

    Kommunikation und Dialog über Social Media

    Wichtig sei es, dass die Parteien auch nach dem Wahlkampf weiterhin aktiv auf Social Media Plattformen bleiben und dort Kommunikation und Dialog suchen, meint Kommunikationsberater Peter Stawowy. Die politische Kommunikation über Soziale Netzwerke stehe immer noch am Anfang.

    Grundsätzlich glaube ich, dass die Parteien, wenn sie heute nicht auf Social Media angekommen sind, über kurz oder lang nicht mehr existieren werden, weil Social Media einfach die zentralen Kommunikations- und Informationsplattformen des jetzigen Zeitalters sind.

    Peter Stawowy, Kommunikationsberater und Medienjournalist

    gespaltenes-Sachsen
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    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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