Krankenhausreform:Lauterbach: "Das schulden wir den Patienten"
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Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt weiter für die große Krankenhausreform. Kritik aus den Ländern wehrt er ab - und zeigt sich zugleich gesprächsbereit.
"Wir haben das Problem, dass auch komplizierte Eingriffe nicht in Spezialkliniken gemacht werden", so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Krankenhausreform sei eine "einmalige Chance, Defizite zu beseitigen".27.06.2024 | 6:39 min
Gegen die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Krankenhausreform formiert sich bei den Ländern seit Monaten Widerstand. 60 Prozent des Budgets für Krankenhäuser sollen künftig als sogenannte Vorhaltepauschale bezahlt werden, weitere 40 Prozent kommen als Fallpauschalen hinzu.
Außerdem sollen komplizierte Eingriffe durch die Reform in Spezialkliniken verlagert werden. Die Länder befürchten einen "Kahlschlag" und Existenznöte bei Krankenhäusern auf dem Land.
Sehen Sie das gesamte Gespräch mit dem Gesundheitsminister oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Im ZDF Morgenmagazin sprach Lauterbach über...
... die geplante Zentralisierung in Spezialkliniken
"Es wird keinen Kahlschlag geben", betonte der Gesundheitsminister. Aber: Es gebe mit 1.700 Krankenhäusern bundesweit zu viele, die außerdem zu wenig spezialisiert seien. "Wir haben das große Problem, dass auch komplizierte Eingriffe bei uns oft nicht in Spezialkliniken gemacht werden", so der Minister. Das könne nicht richtig sein.
Krankenhäuser, "die wir auf dem Land brauchen", müssten dagegen dringend geschützt werden. "Und daran arbeiten wir auch", so Lauterbach.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt weiter für die große Krankenhausreform. Kritik aus den Ländern wehrt er ab - und zeigt sich zugleich gesprächsbereit.27.06.2024 | 6:39 min
Der Minister legte nahe, dass auch der Personalmangel durch eine Zentralisierung abgefedert werden könne. "Wir müssen dieses Pflegepersonal, was wir haben, auf die Krankenhäuser verteilen, die wir wirklich benötigen. Dann haben wir auch wieder mehr Personal für die Patienten", so Lauterbach. "Wir strecken uns derzeit zu breit."
... Existenzängste durch ausbleibende Fallpauschalen
Lauterbach beschrieb die Probleme im bisherigen System so: "Wir haben im Krankenhaussektor die Situation: Wir geben immer mehr Geld aus, wir haben aber trotzdem große Behandlungsdefizite." Kleine Krankenhäuser auf dem Land würden Verluste machen - große, private Konzerne dagegen zum Teil Gewinne.
Es könne nicht sein, so der Minister, "dass jeder Patient mit einem Preisschild - der Fallpauschale - in die Klinik kommt und die Klinik schon sieht: So lukrativ ist dieser Patient für uns".
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Durch Vorhaltepauschalen würden die Patientinnen und Patienten so behandelt, wie es nötig sei. Dass ein Teil der Mittel aber weiterhin per Fall ausgezahlt werden soll, sei richtig, um eine Unterversorgung zu verhindern. Denn ohne Fallpauschalen "würde ja gar kein Anreiz bestehen, überhaupt zu behandeln". Lauterbach befürwortet daher die Aufteilung in Vorhalte- und Fallpauschalen.
... Verhandlungsspielraum bei der Reform
Die Länder und der Bund sitzen Lauterbach zufolge in einem Boot. Daher gebe es bei der Krankenhausreform allgemein Spielraum für Verhandlungen. "Wir können über alles reden, aber wir machen keine Zugeständnisse bei der Qualität", sagte er.
An diesem Donnerstag berät der Bundestag in erster Lesung über die Krankenhausreform.
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