Berlin spart bei Klassenfahrten - keine Zuschüsse mehr
Keine Zuschüsse mehr in Berlin:Stopp für Klassenfahrten: Was dahinter steckt
von Nils Schneider, Berlin
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Berlin muss sparen, auch bei Zuschüssen für Klassenfahrten. Die Bildungssenatorin hat daher verfügt, dass bis Ende November keine Schulfahrten mehr neu gebucht werden dürfen.
Für viele Berliner Schulklassen ist nicht klar, ob sie im nächsten Jahr eine Klassenfahrt durchführen können.
Quelle: dpa
Berlin fehlen für das nächste Jahr drei Milliarden Euro im Haushalt der Landeskasse. Auch der Bildungssenat ist betroffen. So hat die Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) Anfang Oktober beschlossen, dass "keine neuen Verträge abzuschließen (sind), die finanzielle Verpflichtungen für zukünftige Haushaltsjahre zur Folge haben."
Sprich, keine neuen Klassenfahrten können gebucht werden, da der Senat diese finanziell fördert - etwa für Kinder aus ärmeren Familien oder durch Bezuschussung für die Reisekosten der Lehrer. Alles, was vor Oktober gebucht wurde, kann stattfinden.
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Ausnahmen gibt es aber. Wenn die Reisen etwa relevant für die Noten sind oder ein Lehrer auf seinen Reisekostenzuschuss verzichtet und alle Kosten selbst trägt. Für Direktorin Karina Jehniche keine gute Idee. Lehrkräfte seien auf Klassenfahrten 24 Stunden im Dienst und hätten hohe Verantwortung.
Jehniche ist Direktorin der Christian-Morgenstern-Schule in Berlin-Spandau. Der Klassenfahrt-Stopp hat einen Schock in den Schulen ausgelöst und sie persönlich "erschrocken".
Klassenfahrten stärken die Bindung der Schüler untereinander, ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Die Fahrten sind ein Lebensaspekt für Kinder. Unterm Strich finde ich es nicht richtig, dass man da spart.
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Karina Jehniche, Direktorin
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Ihre Schule ist eine Brennpunkt-Grundschule. Viele Kinder aus Migrantenfamilien gehen dorthin. Klassenfahrten haben für sie auch einen gesellschaftlichen Aspekt. "Es ist bei vielen Familien nicht selbstverständlich, dass Jungen und Mädchen zusammen verreisen. Bei den Klassenfahrten erleben sie Gleichberechtigung."
Karina Jehniche ist auch Vorsitzende des Interessenverbandes Berliner Schulleitungen. Daher weiß sie, wie enttäuscht auch ältere Schüler sind, dass die Fahrten nicht gebucht werden können. "Für viele Berliner Kinder aus sozial schwächeren Familien ist das überhaupt das erste Mal, dass sie von Zuhause weg sind und Urlaub machen können. Nicht alle Eltern können sich das leisten. Eine Reise nach Rom, London, Paris. Sprachreisen erweitern den Horizont der Jugendlichen und darauf haben sie sich gefreut."
In einem Brandbrief haben sich auch die Elternvertretungen von mehr als 30 Berliner Schulen an den Senat gewandt und protestiert.
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Berliner Senatsverwaltung: 20 Prozent mehr angemeldete Schulausflüge
Doch die Politik bleibt hart. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie erwartet in diesem Jahr rund 8.500 angemeldete Fahrten. Das seien zwanzig Prozent mehr als im Vorjahr. Die Mittel von 1,42 Millionen Euro dafür mussten schon im September aufgestockt werden. Es handelt sich dabei um Zuschüsse für die Reisekosten der Lehrkräfte. Für das nächste Jahre stehen 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Bildungssenatorin will nun einen Kriterienkatalog erarbeiten, welche Fahrten in Zukunft gefördert werden und welche nicht.
"Es geht nicht darum, solche Reisen grundsätzlich zu verbieten, sondern darum, dass wir uns in Zeiten knapper Kassen vernünftig entscheiden", so Senatorin Günther-Wünsch. "Die Kriterien werde ich nicht allein festlegen, sondern das tun vor allem die Schulaufsichten und Schulleitungsverbände."
Schulleitungen befürchten, das Reisen durch Stopp teurer werden
Viele Schulleiter und Schulleiterinnen befürchten, dass die Reisen sich verteuern, wenn erst ab Dezember wieder gebucht werden kann. Billige Jugendherbergen oder Hotels seien da womöglich ausgebucht. Auch Busreisen oder Bahntickets wären teurer, so die Befürchtung.
Karina Jehniche hofft dagegen, dass Klassenfahrten wieder möglich werden. "Und das nicht nur der Bildungsaspekt eine Rolle spielt, sondern auch soziale Aspekte mit einbezogen werden in den Kriterienkatalog." Sie hat auch Sparvorschläge. So müsste man bei Sprachreisen ja nicht immer in die Hauptstadt des jeweiligen Landes reisen. Andere, günstigere Regionen oder Städte wären auch möglich.
Quelle: dpa
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