Mehr Fälle gemeldet:Pro Tag werden 54 Kinder missbraucht
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Die Zahl der Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs ist 2023 stark gestiegen. Noch alarmierender ist der Anstieg bei der Verbreitung und Herstellung kinderpornografischer Inhalte.
Das BKA hat 2023 erneut mehr Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen registriert.08.07.2024 | 2:40 min
Die Zahl der Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Nach dem am Montag vom Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden veröffentlichten sogenannten Bundeslagebild wurden 18.497 Kinder unter 14 Jahren im Jahr 2023 Opfer sexuellen Missbrauchs, was einen Anstieg um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutete.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte:
Jeden Tag werden in Deutschland 54 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch.
„
Nancy Faeser, Bundesinnenministerin
Es sei zentrale Aufgabe des Staats, hinzuschauen und zu handeln, wann immer Gefahren für Kinder drohten - es sei aber auch eine zentrale Aufgabe der Gesellschaft insgesamt.
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Tatverdächtige häufig selbst Jugendliche
Laut BKA sind rund 30 Prozent der Tatverdächtigen in diesen Missbrauchsfällen selbst Kinder und Jugendliche. BKA-Vizepräsidentin Martina Link betonte: "Die Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder hat für das Bundeskriminalamt schon seit langem eine hohe Priorität. Die Opfer von sexuellem Missbrauch sind häufig schwer traumatisiert und kämpfen nicht selten ein ganzes Leben lang mit den Folgen der Tat."
Bei Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren gab es 1.277 Missbrauchsopfer, 5,5 Prozent mehr als 2022. Dies stelle einen Höchstwert im Fünfjahresvergleich dar. In mehr als jedem zweiten Fall habe eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Tatverdächtigem bestanden. Drei Viertel der Missbrauchsopfer aller Altersgruppen sind den Angaben zufolge weiblich.
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In dem Lagebild verweist das BKA darauf, dass die Zahl der aufgedeckten Fälle von Kindesmissbrauch stark mit der polizeilichen Kontrolltätigkeit und dem Anzeigeverhalten zusammenhänge. "Insofern dürfte es auch aufgrund intensivierter polizeilicher Tätigkeiten im Deliktsbereich in den letzten Jahren zu einer Aufhellung des Dunkelfelds gekommen sein", heißt es in dem Bundeslagebild weiter.
Auch mehr Fälle bei Verbreitung von Kinderpornografie
Einen ebenfalls deutlichen Anstieg um 7,4 Prozent verzeichneten die Ermittler bei der Zahl der Fälle von Herstellung, Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte. Hier sei mit 45.191 Fällen ein Höchstwert erreicht worden. Seit dem Jahr 2019 hätten sich die Fallzahlen damit mehr als verdreifacht.
Ein besonders starker Anstieg sei bei jugendpornografischen Inhalten festzustellen. Deren Zahl sei im Jahr 2023 um rund 31 Prozent auf 8.851 Fälle angestiegen. Auffällig sei, dass die Tatverdächtigen in vielen Fällen selbst minderjährig seien. Bei kinderpornografischen Inhalten war dies bei 38 Prozent der Fall, bei jugendpornografischen bei 49,5 Prozent.
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Faeser fordert Speicherung von Standortdaten
Faeser und das BKA sprechen sich schon länger für eine neue rechtskonforme Regelung für eine anlasslose Speicherung von Verkehrs- und Standortdaten der Telekommunikation aus, um Täter zu identifizieren und Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Sie kritisieren, dass einige Provider keine Daten mehr speicherten, weshalb es dann gar keine Informationen mehr gebe, auf die man für Ermittlungen zugreifen könne.
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Im April einigten sich Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dann aber auf das Quick-Freeze-Verfahren. Bei diesem Verfahren werden Daten erst dann gespeichert, wenn ein Verdacht auf eine Straftat erheblicher Bedeutung besteht.
Die Abstimmung innerhalb der Bundesregierung zu diesem Vorhaben dauert noch an. Wegen rechtlicher Unsicherheiten war die alte Regelung zur Speicherung seit 2017 nicht mehr genutzt worden.
Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch 0800 22 55 530
Nummer gegen Kummer Kinder- und Jugendtelefon 116 111 Elterntelefon 0800 111 0 550
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