Kevin Kühnert: Der Polit-Popstar der SPD

    Rücktritt als Generalsekretär:Kevin Kühnert: Der Polit-Popstar der SPD

    von Stefanie Reulmann
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    Vom Praktikanten zum Generalsekretär: Kevin Kühnert hat für sein junges Alter eine beachtliche Politik-Karriere hinter sich. Er verfügt über etwas, was Anderen fehlt: Profil.

    SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert
    Kevin Kühnert hat überraschend seinen Rücktritt als SPD-Generalsekretär bekanntgegeben. Die Entscheidung habe er aus gesundheitlichen Gründen getroffen, teilte der 35-Jährige mit.07.10.2024 | 1:32 min
    Es begann in einem Berliner SPD-Kreisbüro, wo Kevin Kühnert als Schüler ein Praktikum absolvierte. Das hat ihn so begeistert, dass er 2005, da war er 16 Jahre alt, in die SPD eingetreten ist.

    Streitbar, aber fair im Umgang

    Seine politische Laufbahn begann er 2012 bei den Berliner Jusos, der Jugendorganisation der SPD, die er anführte, bis er im November 2017 zum Bundesvorsitzenden der Jusos gewählt wurde.
    Der gebürtige Berliner ist erst 35 Jahre alt, doch das Bild seiner Partei hat er bereits geprägt. Eigentlich kennt ihn jeder - den jungen Sozialdemokraten, der gern und fundiert diskutiert, streitbar ist und doch immer fair im Umgang, auch mit dem politischen Gegner. Auch das macht ihn zu einem gern gesehenen Gast in Talkshows.
    ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann in Berlin
    Über die Bedeutung seines Rücktritts berichtet die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Diana Zimmermann.07.10.2024 | 0:55 min

    Polarisierung mit "NoGroko"-Aktion

    Kühnert steht zu seinen Überzeugungen, auch wenn er dabei aneckt. So mancher in der Partei war auch mal ordentlich genervt von ihm, etwa bei seiner "NoGroko"-Aktion. Da trommelte er vor der Bundestagswahl 2017 gegen eine Neuauflage der Großen Koalition von Union und SPD. Das brachte ihm große Aufmerksamkeit, auch wenn die GroKo dann am Ende doch kam - nachdem die FDP die Jamaika-Sondierungen entnervt verlassen hat.
    Spätestens nach dieser Aktion war sein Name vielen ein Begriff. Manche bezeichneten ihn sogar "als Popstar der SPD".
    Archiv: Olaf Scholz und Boris Pistorius (r) am 22.01.2023
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    Unterstützung des Duos Esken/Walter-Borjans

    Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als Parteivorsitzende suchte die SPD eine neue Führung - in Form einer Doppelspitze. Diverse Duos traten gemeinsam an, eines davon waren die Parteilinken Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die Kevin Kühnert mit seinen Jusos unterstützte. Selbst trat er nicht für den Parteivorsitz an.
    Nachdem das von ihm gepushte Kandidatenteam die Wahl zum Parteivorsitz gewann, wurde er zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Als Norbert Walter-Borjans im Dezember 2021 als Parteivorsitzender zurücktrat, folgte ihm Lars Klingbeil, den Kevin Kühnert wiederum auf dem Posten des Generalsekretärs ablöste.
    ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann in Berlin
    Kevin Kühnert tritt als SPD-Generalsekretär zurück. Über die Folgen für seine Partei und Kühnerts Nachfolger berichtet ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann aus Berlin.07.10.2024 | 1:13 min

    Einzug in den Bundestag

    Im gleichen Jahr trat Kühnert auch erstmals für den Bundestag an. Im Wahlkampf stand er auf der Straße, diskutierte leidenschaftlich mit den Bürgern und wollte sie von seiner Politik überzeugen. Tatsächlich schaffte er den Einzug in den Bundestag. Er setzte sich in seinem Berliner Wahlbezirk Tempelhof-Schöneberg knapp gegen die prominente Grünen-Politikerin Renate Künast durch. Ein Riesenerfolg für ihn.
    Im Bundestag setzte er sich seitdem für ursozialdemokratische Themen ein, etwa Vermögenssteuer, Mindestlohn und Bürgerversicherung. Auch die Bereiche Bauen und Wohnen liegen dem überzeugten WG-Bewohner Kühnert am Herzen. Er vertritt seine Überzeugungen stets mit Leidenschaft.
    Kühnert, der seinen Vornamen der englischen Fußball-Legende Kevin Keegan verdankt, ist selbst Fußball-Fan, hat aber auch mal Handball gespielt. Ein Teamplayer also, auch in der SPD. Er verteidigt Kanzler Scholz immer und überall, vehement, manchmal auch etwas trotzig. Ob aus Überzeugung oder infolge seiner Jobbeschreibung, ist nicht immer ersichtlich.
    Antje Pieper im Gespräch mit Kevin Kühnert
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    Persönliche Anfeindungen ausgesetzt

    Kein leichter Job ist der des SPD-Generalsekretärs, noch dazu in politisch stürmischen Zeiten wie diesen. Auch als Person sieht sich Kevin Kühnert mitunter Kritik oder Angriffen ausgesetzt, sei es wegen seiner Homosexualität oder wegen der Tatsache, dass er sein Studium abgebrochen und daher keine abgeschlossene Berufsausbildung hat.
    In letzter Zeit stand ihm auch in so mancher Talkshow die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Er schaut genervt oder rollt mit den Augen, doch manchmal nimmt er die Dinge auch mit Humor. So sagte er vor wenigen Tagen in der Talkshow "Markus Lanz" zur Frage, ob er ausschließen könne, dass Boris Pistorius Kanzlerkandidat der SPD werden würde: "Ich schließe auch nicht aus, dass Uschi Glas die Kanzlerkandidatin der SPD im nächsten Jahr wird."
    Heute hat Kevin Kühnert seinen Rücktritt als Generalsekretär erklärt, aus gesundheitlichen Gründen. Er braucht eine Pause.

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    Quelle: ZDF

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