Karneval: So finanzieren die Städte die Sicherheitsauflagen
Teure Auflagen für Veranstalter:Karneval: Sorgen wegen Sicherheitskosten
von Torge Bode und Charlotte Pape
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Nach den Anschlägen in Magdeburg und München wurden die Sicherheitsmaßnahmen im Straßenkarneval verschärft. Viele Vereine können die Kosten kaum noch stemmen, einige geben auf.
Mit der Weiberfastnacht startet der Straßenkarneval morgen in die heiße Phase. Die Sicherheitsvorkehrungen sind diesmal so hoch wie noch nie. 26.02.2025 | 1:05 min
Irgendwie schmeckt das Bier an diesem Abend in einer Industrie-Halle am Rande des Ruhrgebiets besonders gut: Der "Kulturausschuss Grafschafter Karneval" hat geladen, feierliche Einweihung des Prinzenwagens in der "Session 2024/25". "Helau, Helau!", die Jecken prosten sich immer wieder zu. Denn es gibt doppelt Grund zur Freude. Am Wochenende steht der Höhepunkt des Karnevals in Moers an, der "Nelkensamstagszug".
Lange stand der traditionsreiche Zug in diesem Jahr auf der Kippe. "Das war knapp", sagt Enno Kramer, Präsident der KGK. "Nach allem was passiert ist, vor allem in Magdeburg. Wir hatten schon die mündliche Zusage und dann haben alle Alarm geschlagen, Polizei, Feuerwehr."
Das Sicherheitskonzept musste völlig überarbeitet werden.
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Enno Kramer, Präsident KGK
Die Karnevalsvereine und ihre ehrenamtlichen Mitglieder konnten das am Ende nicht mehr finanzieren. Mit diesen Sorgen waren und sind die Jecken hier in Moers nicht allein.
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Erste Umzüge aus Kostengründen abgesagt
Bis Aschermittwoch, 5. März, sollen in Deutschland rund 3.500 Karnevalsumzüge durch die Straßen ziehen. Martin Lotz, Direktionsleiter "Gefahrenabwehr" der Kölner Polizei, sagt kurz vor Beginn des Straßenkarnevals:
Die Taten in Magdeburg und auch in München haben uns noch mal gezeigt, dass wir eine sehr angespannte Sicherheitslage haben, und wir mit unseren polizeilichen Maßnahmen dementsprechend reagieren müssen.
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Martin Lotz, Polizei Köln
Die Kölner Polizei wird in diesem Jahr ihr Personal noch einmal aufstocken, um rund 1.500 Beamte. Doch Karnevalsumzüge sind private Veranstaltungen. Anders als bei politischen Demonstrationen sind zuerst die Veranstalter der Umzüge und Feiern für die Sicherheit verantwortlich. Und das kostet Geld.
Während große Städte die Zusatzkosten oft noch auffangen können, geraten besonders kleine Karnevalsvereine in eine existenzielle Krise. Erste Umzüge wurden bereits aus Kostengründen vollständig abgesagt, wie beispielsweise in Marburg oder Kempten.
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In Moers helfen Stadt und Sponsoren
Die Kosten für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen in Moers belaufen sich auf 30.000 Euro, ungefähr doppelt so viel wie im Vorjahr. Eine Summe, die die ehrenamtlich organisierten Karnevalsvereine nicht aus eigener Tasche aufbringen können.
Damit der Karnevalszug trotzdem stattfinden kann, springt die Stadt ein. Das bereitgestellte Budget fließt unter anderem in zwei zusätzliche Busse, drei Lkw und rund 60 schwere sogenannte Beton-Legosteine, die zur Absicherung des Zugweges dienen.
Für die Stadt war klar, dass ein Verzicht auf den Umzug keine Option ist: "Selbst diejenigen, die dem Karneval nicht nahestehen, sagten: Da sind wir bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen", so der Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Auch private Sponsoren sprangen ein.
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Steigende Kosten von Köln bis Mainz
Auch in den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz sind die steigenden Kosten spürbar. Privates Sicherheitspersonal, Absperrgitter und Betonsperren: In Köln verschlingt der Posten "Sicherheit" mehrere Hunderttausend Euro. In Mainz unterstützt die Stadt den Mainzer Carneval-Verein bereits seit letztem Jahr mit 200.000 Euro, um die erhöhten Auflagen zu finanzieren.
Daher stellt sich die Frage: Findet Karneval oder Fasching irgendwann nur noch in finanzstarken Kommunen statt oder wird von Vereinen ausgerichtet, die ausreichend Sponsoren-Gelder auftreiben können? Der Bürgermeister von Moers, Christoph Fleischhauer, formuliert es so:
Vielleicht kann man es gerade bei uns gut festmachen, worum es geht: Erhalten wir unsere gesellschaftlichen Feste und Bräuche? Und wenn ja, welche Qualität soll unsere Sicherheit haben?
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Christoph Fleischhauer, Bürgermeister Moers
In Moers ist der Umzug gerettet. Karnevals-Präsident Enno Kramer hat nur noch eine Sorge. "Jetzt muss bitte nur noch das Wetter mitspielen."
Quelle: dpa
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