Autorin Juli Zeh und Kanzler Olaf Scholz im Dialog
Juli Zeh & Olaf Scholz im Dialog:Wenn das Publikum für Zündstoff sorgt
von Nicola Albrecht
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Gesellschaftliche Kontroversen, politische Spannungen: Das sind die literarischen Sujets von Autorin Juli Zeh. Kanzler Olaf Scholz steckt qua Amt mittendrin. Zeit für ein Gespräch.
Unter dem Motto "Risse in der Gesellschaft" diskutierten Schrifstellerin Juli Zeh, die auch als Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg tätig ist, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Abend vor 700 Menschen in Potsdam.
Betont salopp und verständnisvoll zugleich eröffnet Zeh mit einer persönlichen Frage an Olaf Scholz den Abend.
Sie sind der meistgescholtene Mann der Republik, wo nehmen Sie diese Zuversicht noch her, man will doch vielleicht auch irgendwann mal hören, dass jemand dankbar ist, dass es noch Leute gibt, die diesen beschissenen Job überhaupt machen?
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Frage von Schriftstellerin Juli Zeh an Olaf Scholz
Scholz spricht von seinem inneren Kompass, seiner inneren Ruhe, die er nicht verliere und schließlich sei er überzeugt, auch Zustimmung zu bekommen, wenn er die richtigen Dinge tue.
Damit sieht es allerdings derzeit nicht gut aus. Die Umfragewerte des Kanzlers sind im Keller. Doch vom Publikum im vollbesetzten Nikolaisaal wird er nicht ausgebuht, wie andernorts in Brandenburg, wenn der Kanzler auf Bürger trifft.
Diskussion in Wohlfühlatmosphäre
Das Gespräch zwischen Zeh und Scholz findet eher in Wohfühlatmosphäre statt. Beide verbindet das SPD-Parteibuch und Brandenburg als Wahlheimat. Die Diskussion verläuft wie ein vorhersehbarer Ritt durch den Themenpark der Zeit: Von multiplen Krisen bis hin zur Politikverdrossenheit. Richtig kontrovers wird es dabei nicht.
Die Schriftstellerin gibt dem Kanzler eher wohlmeinende Ratschläge: Er solle die Wähler nicht wie "verlorene Kinder" behandeln, mit dem Kita-Sprech aufhören und nicht ständig das Wort "kümmern" benutzen. Doch erst als Publikumsfragen zugelassen werden, kommt richtig Bewegung ins Gespräch. Dann geht es plötzlich fast nur noch um den Umgang mit der AfD.
Publikum rückt AfD ins Gesprächszentrum
Zeh sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, die AfD und ihre Wähler zu verharmlosen. Seit dem Geheimtreffen in Potsdam sei klar, mit wem man es zu tun habe, meint eine Bürgerin. Ein anderer Bürger spricht vom Klima der Angst, und dass Angst Hass nähre. Dann meldet sich ein Abiturient: Er und seine Mitschüler würden mit den kommenden Landtagswahlen in Brandenburg ins Erwachsenenleben starten und das mache ihm Angst.
Ebenso fragt eine Potsdamerin mit Migrationshintergrund: "Was ist eigentlich mit uns?"
Den Kanzler bringen die Fragen nicht aus dem Konzept. Seine Antworten sind ruhig und beschwichtigend: Man werde sich der AfD mit Argumenten entgegenstellen und man werde hinter und zu den Menschen hier stehen, da könne sich jeder gewiss sein.
Und so wurde am Ende das Motto des Abends "Risse in der Gesellschaft" deutlich spürbar. Und ein Kanzler auf der Suche nach Kitt sichtbar. Die Resonanz: weiter gespalten.
Nicola Albrecht ist die Leiterin des ZDF-Landesstudios Brandenburg in Potsdam
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