CDU-Politiker Chialo: Farbanschlag "hat mich schockiert"

    Interview

    CDU-Politiker nach Farbanschlag:"Grenzüberschreitung, die mich schockiert hat"

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    Unbekannte haben das Haus des Berliner CDU-Politikers Joe Chialo mit Farbe beschmiert. Im ZDF spricht er über Gewalt, Zusammenhalt - und warum er sich die Politik dennoch "antut".

    Berlin: Joe Chialo (CDU), Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, spricht während einer Gedenkveranstaltung zu 80 Jahre Warschauer Aufstand des Deutsch-Polnischen Hauses und des Landes Berlin am Roten Rathaus.
    Joe Chialo (CDU) ist Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Letzteren sieht er in Gefahr.
    Quelle: dpa

    Seit Wochen steht der CDU-Politiker Joe Chialo im Visier pro-palästinischer Aktivisten. Erst in dieser Woche gab es einen Farbanschlag auf sein Wohnhaus. Hintergrund ist sein pro-israelisches Engagement. Im ZDF-Interview spricht er über Gewalt gegen Politiker und seine Privilegien.
    ZDFheute: Die Angriffe haben inzwischen auch ihr Privatleben erreicht. Wie gehen Sie damit um?
    Joe Chialo: Ich bin es als Senator gewohnt, auch in robuste Auseinandersetzungen zu gehen. Aber dass man mich in meinem privaten Umfeld aufsucht und auch meine Familie miteinbezieht, das ist eine Grenzüberschreitung, die mich schockiert hat.
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    ZDFheute: Nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober haben Sie sich klar an die Seite Israels gestellt. Haben Sie mit einer solchen Aggression auch aus der linken Szene gerechnet?
    Chialo: Es gab schon im letzten Jahr Störungen, aber die waren alle im Rahmen der üblichen verbalen Auseinandersetzung im politischen Kontext.

    Jetzt ist eine Entgrenzung passiert, eine Brutalität gegen Unbeteiligte, das ist nicht zu tolerieren.

    Joe Chialo

    ZDFheute: Was ist Ihre Botschaft an die Angreifer?
    Chialo: Wir werden auf gar keinen Fall einknicken. Wir verteidigen unsere Werte. Das sind Freiheit und Demokratie. Wer glaubt, mich einschüchtern zu können, der irrt.
    Philipp Peyman Engel
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    ZDFheute: Als Senator haben Sie sich klar gegen Antisemitismus im Kulturbetrieb ausgesprochen. Wie groß ist das Problem dort?
    Chialo: Ich nehme gerade im intellektuellen Milieu eine subtile Form des Antisemitismus wahr, die sich immer weiter ausbreitet - auch nach dem 7. Oktober.

    Das muss uns allen zu denken geben - gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte.

    Joe Chialo

    ZDFheute: Ihnen wird Rassismus vorgeworfen. Sie kommen aus Tansania und haben selbst Diskriminierungserfahrungen in Deutschland gemacht. Verkehrte Welt?
    Chialo: Das ist eine geistige Verrenkung, die ich nicht nachvollziehen kann. Wer mich als Rassisten bezeichnet, hat sich nicht mit der Historie auseinandergesetzt. Wenn ein Nachfahre von Tansaniern heute hier in Berlin Kultursenator sein darf, der muss doch begreifen, wie sich die Stadt entwickelt hat, wie frei sie geworden ist und wie sie Menschen in Not aufgenommen hat. Wer mit solchen Kampfbegriffen Unfrieden stiftet, gegen den werde ich entschieden vorgehen.
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    ZDFheute: Sie selbst haben seit kurzem Personenschutz. Eher ungewöhnlich für einen Kultursenator, oder?
    Chialo: Das sind Maßnahmen, die man ergreift, wenn Personen in Gefahr sind. Als ich das Amt angetreten habe, habe ich nicht gedacht, dass es eine solche Gefahr für mich geben würde.

    Aber ich bin ja auch Senator für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und der bröckelt gerade in unserem Land.

    Joe Chialo

    Hass und Feindseligkeit sind die Folge. Davor muss mich die Polizei schützen. Aber es gibt viele da draußen, die diesen Schutz nicht bekommen. Deshalb will ich dafür sorgen, dass wir wieder zu einem vernünftigen Diskurs kommen.
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    ZDFheute: Wir erleben immer mehr Gewalt gegen Politiker. Das BKA will nun den Personenschutz verstärken. Ist das richtig?
    Chialo: Ich spüre überall einen unglaublichen Terror, unser gesellschaftliches Gefüge droht auseinanderzubrechen: Da bin ich froh, dass wir eine Polizei haben, die uns schützt, damit wir ein friedliches Miteinander organisieren können. Ich wünschte, es wäre anders, aber leider ist es so.
    ZDFheute: Haben Sie sich schon mal gefragt: Warum tue ich mir das eigentlich an?
    Chialo: Ja, das habe ich. Aber ich möchte etwas für die Kultur tun. Dafür bin ich angetreten. Jetzt bläst mir der Wind ganz schön ins Gesicht.

    Und ich merke, dass ich durch den Polizeischutz privilegiert bin. Viele andere haben das nicht.

    Joe Chialo

    Das Interview führte Markus Gross aus dem ZDF-Landesstudio Berlin.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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