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Radikalisierung auf TikTok:Wie Islamisten junge Muslime beeinflussen
von Hassan Rascho
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TikTok ist auch bei muslimischen Jugendlichen beliebt. Islamistische Influencer erreichen auf der Plattform Millionen. Über Alltagsthemen verbreiten sie ihre radikalen Gedanken.
Islamisten versuchen nicht nur auf Demos junge Muslime für ihr extremistisches Gedankengut zu gewinnen. Archiv.
Quelle: ddp images
Die Extremismus-Beratungsstelle "Salam" in Halle beobachtet, wie islamistische Influencer auf Plattformen wie TikTok die Radikalisierung von Jugendlichen beschleunigen. Hans Goldenbaum, Islam- und Sozialwissenschaftler, leitet die Beratungsstelle.
IS-Hymnen auch auf Telegram
Goldenbaum zeigt auf seinem Smartphone einen Telegram-Chat, in dem der IS Hymnen in mehreren Sprachen verbreitet werden; darunter auch Deutsch. Er spielt einen Audioclip ab: "Laster voller Sprengstoff, liebevoller Abschied, Mutter sei nicht traurig, dein Sohn reist zu Allah."
Auf Telegram werden Inhalte anonym geteilt und in anderen Kanälen übernommen, sodass sie schwer verfolgbar sind, erklärt Goldenbaum.
Wie können Jugendliche davon abgehalten werden, sich zu radikalisieren? Ein Weg ist das Islamismus-Präventionsprojekt "Spiel Dich frei".01.11.2019 | 14:52 min
Die Radikalisierung von Jugendlichen beginnt oft schleichend. Ein Beispiel ist der islamistische Influencer Abul Baraa, der in Deutschland lebt und ein Millionen-Publikum erreicht. Er behandelt in seinen Videos alltägliche Fragen: ob Muslime Musik hören dürfen oder in einem Supermarkt arbeiten können.
TikTok: islamistische, nicht muslimische Inhalte
Seine Zielgruppe: TikTok-Nutzer. 53 Prozent der Nutzer in Deutschland gehören zur Generation Z, also zu den Menschen von 14 bis 27 Jahren. Auf TikTok hat Abul Baraa über 80.000 Follower, auf YouTube wurden seine Videos mehr als 28 Millionen Mal angesehen.
Der Extremismusforscher Ahmad Mansour warnt, dass Jugendliche, die sich für solche Themen interessieren, bei islamistischen und nicht bei muslimischen Strukturen landen.
Dies beginne harmlos und ziele darauf ab, Menschen in ein bestimmtes Islamverständnis zu integrieren und weiter radikalisieren. Mansour betont, dass auf TikTok fast ausschließlich islamistische und nicht muslimische Inhalte zu finden sind.
Verfassungsschutz beobachtet mehrere Netzwerke
Seit dem 07. Oktober 2023 und dem Angriff der Hamas auf Israel sind die Hassbotschaften in den sozialen Netzwerken massiv gestiegen. Mansour spricht von einem "Tsunami an Propaganda".
Der Verfassungsschutz beobachtet Gruppierungen wie "Realität Islam", "Generation Islam" und "Muslim Interaktiv", die in ideologischer Nähe zu "Hizb ut-Tahrir" stehen - die Bewegung strebte ein Kalifat an und wurde im Jahr 2003 verboten.
Bei einer Kundgebung von "Muslim Interaktiv" im Frühjahr 2024 forderten Teilnehmer ein Kalifat in Deutschland. Die Gruppe steht der verbotenen "Hizb ut-Tahrir" nahe.29.04.2024 | 30:04 min
70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland nutzen TikTok täglich, so die Landesanstalt für Medien NRW. Islamswissenschaftler Hans Goldenberg stellt fest:
Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Befugnisse
Die Bildungsexpertin Nina Kolleck sieht die Gefahren vor allem im Algorithmus von TikTok, der extremismusfördernd sei. Sie bezeichnet TikTok als Brandbeschleuniger. "Solche Gruppierungen verweisen dann auf weitere Plattformen wie Telegram." Im Radikalisierungsprozess sei TikTok der Beginn.
Attentäter seien nicht nur zugereiste Menschen, auch "im eigenen Land" gebe es Radikalisierungspotential, so Schröter.27.12.2023 | 16:27 min
Die Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Befugnisse und finanzielle Mittel, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. "Eine IP-Speicherung für die Sicherheitsbehörden würde helfen, im Nachgang mehr Informationen zu erhalten", so Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.
Jugendprojekte gegen Hass und Propaganda
Die Beratungsstelle "Salam" hat ein Jugendprojekt in Halle gestartet, um Hass und Propaganda im Internet entgegenzuwirken. Ziel ist es, Freizeitangebote für migrantische Jugendliche zu schaffen.
Mostafa Junbaz, der heute zum Billardspielen im Club ist, sagt: "Wenn wir Langeweile haben, können wir hier spielen und miteinander reden, Das macht viel Spaß." Kinana Khalil würde gerne öfter hierherkommen, schafft aber zeitlich nicht. Sie betont dennoch: "Für mich ist es sehr wichtig, weil wir Zeit zusammen verbringen und Spaß haben."
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