Radikalisierung junger Männer:Durch TikTok zu islamistischer Weltsicht
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Homophobie, Verbot außerehelichen Geschlechtsverkehrs und keine Freundschaft zu Nicht-Muslimen: Diese Inhalte finden sich auf TikTok - und sie radikalisieren Jugendliche.
Auf der Plattform TikTok tummeln sich auch Salafisten, die die einzig richtige Auslegung des Islam für sich beanspruchen.
Quelle: Reuters
Darf man sich während des Fastenmonats Ramadan die Zähne putzen? Oder als gläubiger Muslim die Haare an den Seiten kürzer schneiden? Solche Fragen hört der Imam Ender Cetin jeden Tag, wenn er mit seinem Projekt "Meet2Respect" die Begegnung mit Jugendlichen in Schulen sucht.
Die Social-Media-Plattform sei mittlerweile fast die einzige Möglichkeit für junge Muslime, sich zu informieren: In Moscheen werde häufig nur der Koran rezitiert, die Eltern hätten oft nur Halbwissen, in den Schulen gebe es keinen adäquaten Religionsunterricht für Muslime. Und das bringe Probleme mit sich.
In den Videos tummeln sich Salafisten
Denn in den Videos auf den sozialen Plattformen geht es nicht nur um harmlose Fragen zu Haarschnitten. Dort tummeln sich auch Salafisten, die die einzig richtige Auslegung des Islam für sich beanspruchen und erklären, wer ein guter Muslim sei und wer nicht, oder auch: Was gut und was schlecht ist, also "halal" oder "haram".
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Verboten seien zum Beispiel "außereheliche Beziehungen zum anderen oder - mittlerweile muss man das ja auch erwähnen - erst recht zum eigenen Geschlecht, Stichwort LGBTQ", heißt es beispielsweise in einem Video der Organisation Generation Islam auf Instagram.
Verbreitung homophober Inhalte
Die Moderatoren in den bunten, schnell geschnittenen Videos sehen aus wie der Kumpel von nebenan. Kurz und knackig lässt sich Homophobie so innerhalb von 30 Sekunden verbreiten. Cetin erinnert sich:
"Das hat mich ganz lange beschäftigt. Daran merkt man, den Jugendlichen fehlt es an theologischen Grundlagen, denn Gegenargumente gibt es da genug", weiß der Imam. Und diese Frage zeigt, wie extremistische Islamisten bewusst versuchen zu spalten.
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Junge Männer als Ziel der Extremisten
Özgur Özvatan, Extremismusforscher an der Humboldt-Universität Berlin, erklärt:
Zum Beispiel Rassismus-Erfahrungen, die viele dieser Jugendlichen machten und mit denen sie sich oft alleine fühlten. Die Extremisten nutzten dies aus, indem sie den Eindruck vermittelten: Du wirst ohnehin nie zur Mehrheitsgesellschaft gehören, komm doch direkt zu uns.
Vereine wie Generation Islam sehr präsent
Und das sei eben problematisch, denn: Vereine und Seiten wie Generation Islam oder Realität Islam werden vom Verfassungsschutz der Hizb ut-Tahrir zugeordnet. Dabei handelt es sich um eine in Deutschland verbotene, extremistische Gruppierung.
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Die ihr ideologisch nahestehenden Vereine fordern unter anderem ein Kalifat, also einen Gottesstaat nach frühislamischem Vorbild. Auch in den Tiktok-Videos und Reels werden immer wieder die vermeintlichen Vorzüge dieser Staatsform besprochen.
Welche Jugendliche lassen sich anziehen?
Aber wer sind die Jugendlichen, die sich von diesem "Hosentaschen-Extremismus" - das Handy immer in der Hosentasche, immer abrufbar, immer verfügbar - ködern lassen?
Cetin verortet viele von ihnen im bildungsfernen Milieu. "Dazu gehört auch ganz oft, dass die Eltern arbeitslos sind und es wenig Bewusstsein dafür gibt, die Kinder zu stärken", berichtet der Imam von der Arbeit in seinen Projekten.
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"Sprechen vor allem einsame Männer an"
Extremismusforscher Özvatan meint, nach dem gleichen Prinzip schafften es Rechtsextreme, auf Stimmenfang zu gehen.
"Gerade die Potenziale der muslimischen Communities gilt es zu stärken. Sie werden von islamistischen Extremisten als Verräter und Verräterinnen bezeichnet und von der anderen Seite werden sie selbst als potenzielle Islamisten dargestellt", sagt Özvatan.
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Begegnungsprojekte fördern
Dabei gebe es gerade in diesen Moscheen und Gemeinschaften oft noch die Chance einer Begegnung, wenn Jugendliche drohten, abzurutschen. Imam Cetin findet, Begegnungsprojekte für Jugendliche müssten gefördert werden.
Er sagt: "Die Moscheen machen das ja auch ehrenamtlich, sie haben da oft keine Professionalität."
Quelle: Jonathan Penschek, dpa
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