Magdeburg: So wirbt man Pflegefachkräfte erfolgreich an

    Integrationshilfe in Magdeburg:Wie man Pflegefachkräfte erfolgreich anwirbt

    Lana Ulman
    von Svetlana Ulman
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    Klassische Win-Win-Situation: Mit Einstellung einer Integrationsmanagerin bietet die Klinik Magdeburg ausländischen Pflegekräften Rundum-Hilfe. Und gewinnt so neue Fachkräfte.

    Tetiana Yeremenko (l.) mit Marina Weidner auf Station
    Der Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem im deutschen Gesundheitswesen. Am Klinikum Magdeburg werden ausländische Pflegekräfte mithilfe einer Integrationsmanagerin ausgebildet, um dem Notstand entgegenzuwirken.13.03.2024 | 2:05 min
    Marina Weidner, die Integrationsmanagerin am städtischen Klinikum Magdeburg, begrüßt die ukrainische Pflegefachfrau Tetiana Yeremenko mit Küsschen, sie kennen sich schon seit zwei Jahren. Vor sechs Monaten feierten sie Tetianas bestandene IHK-Prüfung. Sie ist jetzt eine in Deutschland anerkannte Pflegefachfrau. Jedes Krankenhaus in Deutschland steht der 39-Jährigen offen.

    Start mit Hindernissen

    Doch die Ukrainerin bleibt im Klinikum Magdeburg, das sie weitergebildet und ihr einen unbefristeten Arbeitsvertrag gegeben hat. Und auch, weil sie über ihre Arbeit einen Freundeskreis gefunden hat.
    Tetiana Yeremenko bei der Versorgung eines Patients
    Tetiana Yeremenko bei der Behandlung eines Patienten. Die Ukrainerin fühlt sich mit ihren Arbeitskollegen "wie eine große Familie".
    Quelle: ZDF/Svetlana Ulman

    "Ich habe nicht so gut verstanden und es war schwer, wenn ich nach Deutschland gekommen bin", erinnert sich Tetiana Yeremenko.

    Aber ich habe immer Unterstützung von meinen Kollegen bekommen. Das ist wie eine große Familie und ich habe mich da niemals alleine gefühlt.

    Tetiana Yeremenko, Pflegefachkraft am Klinikum Magdeburg

    Auf der [gastroenterologischen] Station sei immer sehr viel los, "aber ich gehe gerne arbeiten, weil es immer Spaß macht", sagt die Ukrainerin.

    Frühstart mit Hindernissen

    Der Plan der Familie Yeremenko war es, nach Deutschland zu gehen und ihre jeweiligen Berufe in einer Qualifizierungsmaßnahme anerkennen zu lassen: Tetiana als Krankenschwester, ihr Mann als Tierarzt. Und ihr erwachsener Sohn Alexander wollte sich zum Pfleger ausbilden lassen.
    Eine Krankenpflegerin schiebt ein Bett durch einen Krankenhausflur
    Deutschland fehlen Fachkräfte. Es wirbt um ausgebildete Zuwanderer. Schon jetzt kommen etwa 14 Prozent der Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland.20.02.2024 | 1:33 min
    Der Krieg änderte plötzlich alles. Tetiana kam als Flüchtling im Mai 2022, zwei Monate früher als geplant. Ihre Familie landete später in Bonn. Es gab noch keine Wohnung für die 39-Jährige, die Klinik war noch nicht vorbereitet. Alles musste schnell gehen.

    • gültiger Reisepass
    • Deutschkenntnisse B1/B2 je nach Bundesland
    • Lebensunterhalt muss gesichert sein
    • Wohnung
    • keine staatsgefährdenden Ausweisungsinteressen
    • Entwurf eines Arbeitsvertrags

    Auch Marina Weidner hatte als Integrationsmanagerin am Klinikum Magdeburg gerade erst angefangen. Mit der "Erlaubnis, Fehler machen zu dürfen", legte sie los.
    Weidners Aufgabe war und ist, in zehn Monaten aus neu zugewanderten ausländischen Pflegekräften Fachkräfte nach deutschem Pflegestandard zu machen. Sie verhilft diesen berufserfahrenen, aber in Deutschland nicht anerkannten Pflegekräften zu einem Qualifizierungskurs, der von der Bundesagentur für Arbeit finanziert wird.
    "Wir haben Fachkräftebedarf, wir haben ausreichend finanzielle Mittel, aber ausgebildete Fachkräfte sind relativ schwer zu bekommen", bedauert Kerstin Eix, die Qualifizierungsbeauftragte in der Bundesagentur für Arbeit in Magdeburg.

    Wegbereiterin im deutschen Bürokratie-Dschungel

    Weidner kennt die Zuwanderungsunterschiede zwischen den USA und Deutschland, weil sie in Russland aufgewachsen, in den USA studiert und dann nach Deutschland gezogen ist:

    Wir stehen uns mit der Bürokratie selbst im Weg. Das habe ich selbst erlebt. Man muss wirklich wissen, was muss man wo, zu welcher Zeit einreichen, um alle Fristen einzuhalten.

    Marina Weidner, Integrationsmanagerin am Klinikum Magdeburg

    Sie sucht sich ihre Schützlinge schon im Ausland und hilft ihnen dann beim Neustart: von der Aufenthaltserlaubnis, über die Wohnungssuche und den Möbelkauf bis hin zur SIM-Karte. Sie schnürt ihnen quasi ein "Rundum-Sorglos-Paket".
    Marina Weidner
    Marina Weidner zeigt auf einer Weltkarte, woher ihre Pflegefachkräfte herkommen. 31 hat sie bisher ans Klinikum Magdeburg geholt.
    Quelle: ZDF/Svetlana Ulman

    "Wir erledigen dann alles, damit die Fachkräfte sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren können." Und weiter sagt Weidner: "Weil ich vonseiten des Arbeitgebers komme, entsteht eine gewisse Verbindlichkeit bei den Behörden."
    Das sei ja alles für die Stadt, für die Menschen, so Weidner. Nicht um damit Geld zu verdienen, sondern um der Bevölkerung zu helfen, um diese Pflegekräfte anbieten zu können. Die bisherige Bilanz: Seit 2022 hat die Integrationsmanagerin 31 ausländische Pflegekräfte für das Klinikum nach Magdeburg geholt. 2024 sollen es 50 werden.

    Familiennachzug ganz wichtig

    Ganz wichtig sei, dass auch die Familien nachziehen können, erklärt die Leiterin der Magdeburger Ausländerbehörde, Antje Schirmer: "Wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen, der Lebensunterhalt gesichert ist, die familiäre Konstellation ganz klar ist, die Identitäten klar sind - dann ist das kein Problem."
    Tetianas Yermenko kann ihre Familie nur einmal im Monat in Bonn besuchen. Aber bald haben ihr Mann und ihr Sohn Alexander ihre Urkunden auch in der Tasche und dann werden sie zusammen ziehen. Das ist ihr "großer Traum".
    Svetlana Ulman ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Sachsen-Anhalt

    Ausländische Pflegefachkräfte in Deutschland