Linnemann bei "illner": Koalitionsvertrag für ein Jahr

CDU-Generalsekretär bei "illner":Linnemann: Koalitionsvertrag für ein Jahr

von Torben Schröder
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Mit kurzem Koalitionsvertrag und Zehn-Punkte-Plan will Carsten Linnemann (CDU) schnell eine Regierung bilden. Stephan Weil (SPD) wünscht sich einen jungen Parteichef.

Von links: Stephan Weil, Eva Quadbeck, Carsten Linnemann, Felix Banaszak, Robin Alexander
Sehen Sie hier die Sendung "maybrit illner" vom 23. Februar 2025 in voller Länge.23.02.2025 | 64:24 min
Auch der Wahlsieger aus der politischen Mitte wirkt nicht wirklich glücklich in der ZDF-Sendung "maybrit illner". "Ich hätte mir eine Drei gewünscht", sagt CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann.
Die Union habe die Wahl gewonnen, das Ziel von mindestens 30 Prozent aber verfehlt. Die Ampel sei abgewählt, Friedrich Merz werde der neue Bundeskanzler. "Aber wir brauchen einen Politikwechsel." Und der könne nun schwer werden.
Zum Zeitpunkt der Debatte ist unklar, ob es für Schwarz-Rot reicht oder eine "Kenia"-Koalition bevorsteht.

Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, dass ich gern allein mit der SPD regieren würde.

Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär

So oder so: Es brauche schnelle Handlungsfähigkeit und eine klare Priorisierung auf Verteidigungsfähigkeit, Entlastung der arbeitenden Mitte, Innovation und Bildung.
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Kurzer Koalitionsvertrag und Zehn-Punkte-Plan

Linnemann schlägt vor, zunächst einen schmalen Koalitionsvertrag, 20 oder 30 Seiten lang, für ein Jahr zu verabschieden und zehn große Projekte zu benennen, um dem Handlungsdruck in Außen- und Verteidigungs-, Migrations- und Wirtschaftspolitik gerecht zu werden.
Seine Hoffnung: "Meist reagiert die Politik dann gut, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht." Und da sieht sich die politische Mitte nach dem Erstarken von AfD und Linken offenbar.
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SPD nimmt die Wahl als Zäsur wahr

Von einer "großen Niederlage" spricht Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).

Wir haben Anlass, die eigene Programmatik und Kommunikation zu überarbeiten.

Stephan Weil, Niedersachsens Ministerpräsident

Alle in der SPD würden diese Wahl als Zäsur wahrnehmen. Die SPD brauche nun einen jungen Parteivorsitzenden. Für die politische Mitte generell gelte: "Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir das Vertrauen zurückgewinnen."
Europa sei "geradezu gezwungen", seine Sicherheit auf die eigenen Beine zu stellen. Zweifellos werde dies für Deutschland teuer. Einzig um das Wie der Finanzierung gehe es. In Sachen Migrationspolitik lautet Weils Kompromisslinie: "Wir können jede Menge machen, wenn wir uns darauf verständigen, dass wir pragmatisch gucken: Was wirkt wie?"
In alten Schützengräben liegen bleibend, werde es schwer. Weil betont: "Es geht im Kern um die Demokratie." Um diese zu schützen, müssten die Parteien der Mitte nun über ihren Schatten springen.
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"Es hat am Ende nicht zu dem gereicht, was wir wollten", sagt Felix Banaszak, Co-Vorsitzender der Grünen. "Jetzt muss man gucken, wie die Gespräche laufen", so Banaszak.23.02.2025 | 4:20 min

Linke punktete mit Abgrenzung von Merz

Grünen-Chef Felix Banaszak schreibt das für seine Partei enttäuschende Ergebnis dem Erstarken der Linken zu.

Das ist etwas, das uns nachdenklich macht.

Felix Banaszak, Grünen-Vorsitzender

Gerade in der Zuspitzung der letzten Wochen habe die Linke mit dem Versprechen, Friedrich Merz nicht zum Kanzler zu wählen, gepunktet. Dieses Versprechen konnten die Grünen nicht geben.
Ohne eine andere Haushalts- und Finanzpolitik werde es laut Banaszak nicht gelingen, hinreichend in die Infrastruktur zu investieren und die Landesverteidigung zu sichern. Dieser Konsens hätte herbeigeführt werden müssen, als die Zweidrittel-Mehrheit der politischen Mitte im Bundestag noch sicher war.
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In Tracht oder im Kostüm wählen, Strandkörbe und Gartencenter als Wahlkabinen: Bei der diesjährigen Bundestagswahl konnten einige Besonderheiten beobachtet werden.23.02.2025 | 1:34 min

FDP schafft es nicht mehr in den Bundestag

Nicht mehr dem Bundestag angehören wird die FDP. Die Liberalen hätten sich, so der Journalist Robin Alexander (Die Welt), "das Eigentor des Jahrtausends" geschossen, als sie das neue Wahlrecht mitbeschlossen haben. Denn der Anreiz zum taktischen Wählen, wovon die FDP oft profitiert habe, habe sich deutlich verringert.
"Jetzt muss die Mitte Kompromisse finden und gleichzeitig etwas Neues machen, was schnell wirkt", blickt Alexander auf die Migrations- und Wirtschaftspolitik. Union, SPD und Grüne müssten dringend einen Plan erarbeiten, wie sie zumindest drei Jahre zusammenarbeiten, um sich danach wieder zu profilieren.
Das Erstarken der politischen Ränder bezeichnet die Journalistin Eva Quadbeck (RND) als Quittung für die Politik der Mitte.

Die Frage ist: Wie kompromissfähig ist die politische Mitte noch?

Eva Quadbeck, Journalistin

Der Kompromiss sei aus der Mode gekommen. Darin liege eine strukturelle Gefahr für die Demokratie.

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