Flutschutz vernachlässigt? Söder und Aiwanger in der Kritik

    Flutschutz vernachlässigt?:Söder und Aiwanger geraten in die Kritik

    von Christoph Söller
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    Die Hochwasserschäden in Bayern sind enorm, Markus Söder verspricht 100 Millionen Euro Soforthilfe. Doch es gibt auch Kritik. Hätte die Katastrophe verhindert werden können?

    Bayern, Reichertshofen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (M, CSU) spricht zu Einsatzkräften verschiedener Rettungsdienste bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.
    Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen
    Quelle: dpa

    Markus Söder (CSU) in Gummistiefeln und blauer Bayern-Regenjacke: Der bayerische Ministerpräsident ist in diesen Tagen in den Hochwassergebieten unterwegs und verschafft sich einen Eindruck vom Ausmaß der Naturgewalt. Die Lage sei "ernst und kritisch".
    Zahlreiche bayerische Städte und Dörfer sind vom Hochwasser betroffen. Während DLRG, Feuerwehr, Polizei und THW permanent im Einsatz sind, wird die Kritik an Söder und seinem Koalitionspartner, den Freien Wählern, lauter.
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    Polderbau in Bayern 2018 gestoppt

    In den vergangenen Jahren sind wegen finanzieller Engpässe wichtige Hochwasserschutzprojekte gestoppt worden. 2018 hatte der damalige bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) für mehrere Flutpolder an der Donau geworben. Flutpolder sind eingedeichte Gebiete, die bei einem Flusshochwasser gezielt geflutet werden können.
    Doch nach der Landtagswahl 2018 wurde das Flutpolder-Projekt vor allem von den Freien Wählern verhindert. Söders Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sagte im November 2018 der Augsburger Allgemeinen, die Polder seien überflüssig und zu teuer, "weil so ein Polder ja nur alle hundert Jahre mal geflutet wird".
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    Projekt wieder aufgenommen, aber verzögert?

    Zwar hat Aiwanger seinen Widerstand Jahre später aufgegeben, doch es ist erst einer von neun Poldern gebaut. Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, sagt, Aiwanger habe den Hochwasserschutz "sabotiert". Auch von den anderen Oppositionsparteien gab es Kritik. Aiwanger hingegen schiebt die Verzögerungen auf die "juristischen Mühlen", schließlich seien bei derartigen Projekten auch die Grundbesitzer, Kommunen, Land und Bund involviert.
    Auch Söder weist jede Kritik von sich: "Wir haben gar nichts gespart", sagte er am Dienstag in Regensburg.
    Dennoch: Das Hochwasser hat eine Debatte um die passenden Schutzmaßnahmen ausgelöst. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetags, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland, Bund und Länder müssten die Mittel für den Hochwasser- und Katastrophenschutz "wieder deutlich ausbauen". Die Anpassung an die Klimakrise werde "zur kommunalen Daueraufgabe".

    Rolle rückwärts bei Katastrophenhilfe

    Neben der Frage, ob sich die bayerische Staatsregierung ausreichend auf Naturkatastrophen vorbereitet hat, geht es auch um die finanzielle Unterstützung für die Betroffenen. Söder versprach Soforthilfen in Höhe von 100 Millionen Euro plus x und dass der Freistaat niemanden allein lassen werde.
    Das wirkt wie eine Rolle rückwärts, denn seit 2019 zahlt Bayern bei Naturkatastrophen eigentlich keine Hilfen mehr. Der Staat dürfe kein "Ersatzversicherer" sein, meinte Söder im Jahr 2017. Nun wünscht er sich die finanzielle Solidarität der Bundesregierung:

    Wir hoffen, dass der Bund uns ähnlich wie andere Regionen in Deutschland mit unterstützt.

    Markus Söder, Ministerpräsident Bayern

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    Habeck mahnt Klimaschutz-Maßnahmen an

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellte Bundeshilfen in Aussicht, mahnte jedoch gleichzeitig, den Klimaschutz schneller und ernsthafter voranzutreiben.

    Die Eindämmung der CO2-Emissionen, sodass wir genug Zeit haben, uns anpassen zu können, sollte nicht verlächerlicht oder weggedrückt werden, sondern ist oberste Priorität.

    Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister

    Die Häufigkeit von Naturkatastrophen sei ein klares Zeichen dafür, dass sich das Klima verändere. Jahrhunderthochwasser seien inzwischen alle paar Jahre zu beobachten, erklärte Habeck.

    Klimaforscher warnen vor Extremwetterereignissen

    Söder hingegen sagte, mit Hochwasser und Schäden dieses Ausmaßes "konnte keiner rechnen". Obwohl Klimaforscherinnen und -forscher seit Jahren davor warnen, dass Extremwetterereignisse zunehmen werden. Für diese Söder-Aussage gab es vor allem auf dem Kurznachrichtendienst X Häme und Kritik.
    Die Schäden jedenfalls sind enorm - vor allem Schwaben und Oberbayern sind betroffen. Wie viel Geld für den Wiederaufbau gebraucht wird, ist völlig offen und wird sich wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.

    So viel wie gebraucht wird, wird es am Ende geben.

    Markus Söder, CSU

    Doch das Bild des sorgenden Landesvaters hat Kratzer bekommen.
    Christoph Söller ist Reporter im ZDF-Landesstudio Bayern.

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