Moma-Duell: Sollen Handys an Schulen verboten werden?
Moma-Duell:Sollen Handys an Schulen verboten werden?
von Philipp Dietrich
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Das Smartphone als ständiger Begleiter und permanente Ablenkung - in der Schule wird das zum Problem. Verbannen oder integrieren? Ein Streitgespräch.
Sollten Handys an Schulen verboten werden? Darüber diskutieren Armin Schwarz (CDU), Kultusminister in Hessen, und Kai Hanke, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks.28.11.2024 | 12:30 min
Bildung ist Ländersache und damit sind es auch Handyverbote an Schulen. Rechtsgrundlage bilden die landeseigenen Schulgesetze. Bislang dürfen bundesweit die Schulen selbst über Regeln und Verbote bei Mobiltelefonen entscheiden. Die Grundsätze lauten dabei: Verhältnismäßigkeit wahren, Grundrechte von Schülerinnen und Schülern nicht einschränken, freie Persönlichkeitsentfaltung und Eigentumsrechte nicht verletzen.
Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) fordert einheitliche, bundesweite Regeln zu Handyverboten und möchte das in der nächsten Kultusministerkonferenz ab 12. Dezember auf den Tisch bringen. Im moma-Duell trifft der Politiker auf Kai Hanke, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks und Medienpädagoge.
Kultusminister fordert einheitliche Regeln
Armin Schwarz, Minister für Kultus, Bildung und Chancen in Hessen, sieht die Politik in der Verantwortung für die elf Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland.
Die Grundschule sei der Ort, an dem das Handyverbot und der dadurch entstehende Schutzraum von elementarer Bedeutung sind. Er könne sich gut vorstellen, "dass die Handys in der Grundschule grundsätzlich überhaupt nicht mehr vorkommen." Schwarz berichtet von positiver Resonanz auf seine Vorschläge.
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Medienpädagoge: Gute Medienbildung entscheidend
Kai Hanke vom Deutschen Kinderhilfswerk zeigt sich überrascht vom geforderten Abrücken von föderalen Strukturen beim Thema Bildung. Auch er sieht die Verantwortung für die Schüler und Schülerinnen, es sei aber Aufgabe der Schule, auf das "wirkliche Leben" vorzubereiten:
Er findet "gute Medienbildung" wichtiger und möchte die Lehrkräfte in die Lage versetzen, diese zu vermitteln. Interessant findet Hanke die positive Resonanz auf die Vorschläge. Er vermisst das direkte Gespräch mit den Jugendlichen und Kindern: "Die haben eine etwas differenziertere Meinung (…), die sagen, wir wollen klare Regeln, aber dass das Handy ganz verbannt wird, das wollen wir nicht."
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Kluge Nutzung mobiler Endgeräte verlangt
Der Frage nach der konkreten Umsetzung von Verboten durch Lehrkräfte und Schulen weicht der hessische Kultusminister aus. Er möchte auch den Bildungsföderalismus nicht infrage stellen. Wenn viele Länder in Europa es besser hinkriegen, sollte aber auch die Kultusministerkonferenz über eine gemeinsame Lösung sprechen. Klar, es gehe um Medienkompetenz und Medienbildung für Kinder und Jugendliche. Aber:
Die Bundesländer würden "viel Energie" in die Weiterbildung der Lehrkräfte stecken. Schwarz will altersgerechte Lösungen, "kluge Nutzung von Handys, methodisch didaktisch eingebunden in den Unterricht", darum gehe es.
Hier widerspricht der Medienpädagoge vom Deutschen Kinderhilfswerk nicht. Es gehe also eben nicht um ein Verbot, das gebe es auch bei den europäischen Nachbarn nicht, sondern es seien Graustufen einer vernünftigen Nutzung. Hanke plädiert hier erneut für Eigenverantwortung.
An den Schulen müsse "in den Gesamtkonferenzen mit Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und mit den Eltern entschieden werden", so Hanke.
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Schutz der Kinder für beide Disskussionspartner wichtig
Für Kultusminister Armin Schwarz steht neben der Bildung auch der Schutz der Kinder im Vordergrund: "Sie leiden unter Depressionen, sie bekommen Cybermobbing-Attacken etc. und das muss genau verhindert werden."
Hier stimmen die beiden Kontrahenten überein, auch für Kai Hanke sind "angstfreie Räume" Grundbedingung des Lernens. Der Weg dahin führe aber nicht über Verbote. "Wir haben dasselbe Ziel, aber einen anderen Weg", sagt Hanke.