Fünf Jahre nach Hanau-Anschlag:Steinmeier mahnt: Rassismus entgegentreten
Fünf Jahre nach den Hanau-Morden hat Bundespräsident Steinmeier gemahnt, sich gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit zu stemmen. Die Tat gehe uns alle an.
Es ist an uns, für ein gutes Miteinander zu sorgen, jeden Tag und immer wieder aufs Neue. Das ist die Botschaft, die wir heute hier aus Hanau in unser Land senden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Hanau-Morde "Anschlag auf unsere offene Gesellschaft"
Dass Menschen wegen ihrer Herkunft, wegen ihrer Hautfarbe unter Generalverdacht gestellt werden, das dürfen wir nicht zulassen in unserem Land.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Hinterbliebene fordern Aufklärung und Konsequenzen
- Der Attentäter Tobias R. eröffnet gegen 21.55 Uhr das Feuer auf die nebeneinander liegenden Shisha-Bars "La Votre" und "Midnight" am Hanauer Heumarkt - drei Menschen sterben: Kaloyan Velkov und Sedat Gürbüz werden in den Innenräumen von Schüssen getroffen, Fatih Saracoglu auf der Straße.
- Anschließend fährt der Täter zum Kurt-Schumacher-Platz: Auf dem Parkplatz tötet er Vili Viorel Paun.
- In der "Arena Bar & Café" sowie dem angeschlossenen Kiosk schießt R. um sich: Fünf Menschen sterben: Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz und Ferhat Unvar im Kiosk, Said Nesar Hashemi und Hamza Kenan Kurtovic in der Bar.
- Tobias R. macht sich auf den Weg zu seinem Elternhaus in Hanau. Dort tötet er seine Mutter und suizidiert sich. Der Vater bleibt unverletzt.
- Zwischen drei und vier Uhr am Morgen des 20. Februar 2020 durchsucht die Polizei das Haus und entdeckt die beiden Leichen.
- Tobias R. hat vor der Tat Schriften und ein Video ins Internet gestellt, aufgrund der Inhalte übernimmt noch in der Nacht die Generalbundesanwaltschaft den Fall. - R. äußerte sich islamfeindlich, antisemitisch und rassistisch.
- Einem Gutachten des forensischen Psychiaters Henning Saß im Auftrag der Bundesanwaltschaft zufolge litt R. an einer paranoiden Schizophrenie.
- Mai 2020: Die Opfer und Hinterbliebenen erhalten von der Bundesregierung insgesamt rund eine Million Euro an Entschädigungsgeldern.
- April 2021: Die hessische Landesregierung verleiht dem getöteten Vili Viorel Paun die Medaille für Zivilcourage - Paun hatte den Attentäter mit dem Auto verfolgt und mehrfach den Notruf gewählt, der nicht erreichbar war. Paun wurde schließlich erschossen.
- Dezember 2021: Die Bundesanwaltschaft stellt ihre Ermittlungen zu dem Anschlag ein - unter den Angehörigen der Opfer sorgt das Vorgehen für Kritik.
- Juli 2021-November 2023: Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss befasst sich mit dem Anschlag von Hanau - im Abschlussbericht heißt es: "Sowohl vor als auch nach der Tat sind von Behörden Fehler gemacht worden."
Quellen: Mediendienst Integration, Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)