Demo gegen rechts wegen Massenandrang abgebrochen

    Protest gegen rechts in Hamburg:Demo wegen Massenandrang abgebrochen

    von Christian Hauser, Hamburg
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    Wegen einer weit höheren Teilnehmerzahl als erwartet ist eine Demonstration gegen rechts in Hamburg abgebrochen worden. Die Organisatoren sprechen von bis zu 100.000 Teilnehmern.

    Angesichts von den weit mehr als ursprünglich angemeldeten 2.000 Teilnehmenden ist die Hamburger Demonstration gegen rechts am Freitagabend von den Veranstaltern abgebrochen worden. Die Organisatoren sprachen am Abend gegenüber dem ZDF von 80.000 bis 100.000 Menschen.
    Auf Anraten der Polizei sei die Demo aus Sicherheitsgründen vorzeitig beendet worden. Die Zahl der Demonstrierenden habe immer mehr zugenommen, erklärte der Veranstalter. Die Polizei ging in ihren Angaben von rund 50.000 Menschen aus.
    "Wir mussten die Kundgebung vorzeitig beenden", sagte Kazim Abaci vom Verein Unternehmer ohne Grenzen e. V. gegenüber dem ZDF, der die Demonstration unter dem Motto "Hamburg steht auf - Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke" mitorganisiert hatte. Es seien bereits Menschen in der Menge kollabiert, die Feuerwehr komme nicht mehr durch.

    Zugang zur U-Bahn-Station Jungfernstieg zeitweise blockiert

    Schon weit vor Beginn der Veranstaltung fanden sich viele Demonstrierende vor der Bühne ein. Während der ersten Reden füllte sich der Jungfernstieg in Hamburg weiter. Auch angrenzende Straßen rund um die Binnenalster waren durch die hohe Zahl Demonstrierender blockiert.
    Immer wieder wiesen die Veranstalter darauf hin, dass die Menschen nicht weiter Richtung Bühne kommen sollen. Zwischenzeitlich war es aufgrund der Menschenmassen nicht möglich, die U-Bahn-Station Jungfernstieg zu erreichen.

    "Unser Kreuz hat keine Haken"

    Von den ursprünglich angekündigten Rednerinnen und Rednern konnten etwa nur die Hälfte sprechen. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher kritisierte "die AfD und rechte Netzwerke". Hamburg sei eine Stadt der Vielfalt und der Demokratie, so Tschentscher. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, äußerte sich ähnlich: "Nein zu jeder Form von Rassismus und Antisemitismus". Sie machte deutlich: "Kreuz und Hakenkreuz passen nicht zusammen, unser Kreuz hat keine Haken."

    Bilder der vergangenen Tage
    :So protestieren deutsche Städte gegen rechts

    In vielen Städten sind diese Woche Menschen gegen Rechtsextremismus und die auf dem Geheimtreffen von rechten Netzwerken diskutierten Umsiedlungspläne auf die Straße gegangen.
    Einige Tausend Menschen demonstrieren gegen Rechtsextremismus auf dem Platz der alten Synagoge.
    Bilderserie
    Viele Teilnehmende zeigten sich erfreut, dass eine so große Zahl an Menschen gekommen war, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren. Ursprünglich wollten die Organisatoren die Veranstaltung vor dem Hamburger Rathaus abhalten. Am Vortag sorgte die Fraktion der AfD in der Hamburgischen Bürgerschaft allerdings für eine Verlegung der Veranstaltung.
    Durch eine kurzfristig einberufene Fraktionssitzung kam das sogenannte Bannmeilengesetz zutrage. Dieses untersagt Versammlungen in der Nähe des Rathauses, wenn die Befürchtung besteht, dass die Arbeit der Bürgerschaft beeinträchtigt werden könnte. Viele Demonstrierende gaben an, dass gerade dieser Aspekt sie dazu bewegt habe, an der Demonstration teilzunehmen. Immer wieder skandierten sie: "Ganz Hamburg hasst die AfD".
    Nach Abbruch der Veranstaltung bewegten sich viele Menschen vom Jungfernstieg zum Hamburger Rathaus. Auf dem Rathausmarkt machten sie ihren Frust gegenüber der AfD-Fraktion deutlich.

    Große Demonstrationen am Wochenende geplant

    Auch am Wochenende werden deutschlandweit Zehntausende Menschen bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie erwartet. Bei einer Kundgebung in Hannover am Samstag (14.00 Uhr) gehen die Veranstalter von deutlich mehr als 10.000 Teilnehmern aus. Weitere größere Demos sind am Samstag unter anderem in Dortmund, Erfurt und Heidelberg geplant. In Karlsruhe soll ein Demonstrationszug am Bundesverfassungsgericht vorbeiführen.
    Am Sonntag werden allein in München 10.000 bis 20.000 Teilnehmer bei einer Demo gegen rechts erwartet. Auch in Dresden und Berlin sind Kundgebungen angemeldet, ebenso wie in Bremen.
    Bereits in den vergangenen Tagen war es nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv über ein Rechtsradikalen-Treffen zu Kundgebungen gegen rechts gekommen, oft mit deutlich mehr Teilnehmern als erwartet.
    Quelle: mit Material von dpa
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