Haldenwang: Demokratie "ernsthaft in Gefahr"

    Verfassungsschutz-Präsident:Haldenwang: Demokratie "ernsthaft in Gefahr"

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    Verfassungsschützer Haldenwang findet die Demos gegen rechts und für Demokratie gut. Und wünscht sich auch von der schweigenden Mehrheit eine klare Position gegen Extremismus.

    Verfassungsschutzpräsident Haldenwang
    Verfassungsschutz-Präsident Haldenwang hofft darauf, dass die "schweigende Mehrheit" in Deutschland sich positioniert.
    Quelle: Michael Kappeler/dpa

    Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, hat die zahlreichen Demonstrationen gegen rechts in deutschen Städten begrüßt. Thomas Haldenwang sagte der "Westdeutschen Zeitung":

    Es wäre wünschenswert, wenn die schweigende Mehrheit unserer Bevölkerung klar gegen Extremismus und Antisemitismus Position beziehen würde.

    Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz

    Erfreulicherweise demonstrierten aktuell viele Menschen dagegen.
    19.01.2024, Hamburg: Der Jungfernstieg und die anliegenden Bereiche sind mit Demonstranten gefüllt.
    An diesem Wochenende finden in vielen deutschen Städten wieder Demos gegen Rechtsextremismus statt. Allein in Hamburg gingen heute 50.000 Menschen auf die Straße.19.01.2024 | 1:50 min

    Verfassungsschutz-Präsident spricht vom "Kampf der Systeme"

    Haldenwang betonte:

    Die Demokratie in Deutschland ist ernsthaft in Gefahr durch verschiedene Entwicklungen.

    Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz

    Neben dem islamistischen Terrorismus und dem Rechtsextremismus gebe es weltweit einen Kampf der Systeme. Alle demokratischen Parteien der Mitte hätten den Ernst der Lage mittlerweile erkannt, sagte der Verfassungsschützer.
    "Das sieht man auch daran, dass das Thema Umgang mit der AfD deutlich intensiver diskutiert wird, als das noch vor einigen Monaten der Fall war." Inzwischen werde sogar ein AfD-Parteiverbot diskutiert.
    Martin Niessen
    Seit Tagen gehen Zehntausende in vielen deutschen Städten gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Martin Niessen berichtet von der Demonstration in Hamburg.19.01.2024 | 0:59 min

    AfD wehrt sich gegen Einstufung als "rechtsextremistischer Verdachtsfall"

    Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft, was auch den Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel wie etwa Observation erlaubt. Die Partei versucht, sich dagegen mit juristischen Mitteln zur Wehr zu setzen.
    Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Münster dazu wird für Ende Februar erwartet. Er selbst werde sich bis dahin nicht zu dem Thema äußern, sagte Haldenwang. Er halte es jedoch für sehr klug, sich politisch mit der AfD auseinanderzusetzen. "Und dass man dem Bürger klarmacht, was das für ihn bedeutet, wenn diese Partei ihre Ziele umsetzt."
    Die AfD und die «Hebel der Macht»
    Scharfe Kritik folgt auf die Berichte über ein Treffen von AfD-Politikern und Neonazis. Wie auch erneut Rufe nach Konsequenzen, etwa einem Verbot der Partei.11.01.2024 | 1:55 min

    Tausende gehen gegen rechts auf die Straße

    Mit Blick auf das Potsdamer Treffen von Rechtsradikalen und die dort diskutierten Pläne einer "Remigration" erklärte Haldenwang: "Extremisten meinen damit letztlich nichts anderes als die Forderung nach Ausweisungen von bestimmten Bevölkerungsgruppen." Dies sei mit dem Grundgesetz nicht vereinbar und richte sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung.
    Infolge der Berichte über das Treffen, an dem auch AfD-Politiker und einzelne Mitglieder der CDU sowie der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten, gehen seit Tagen Tausende gegen rechts auf die Straße, am Wochenende sind weitere Demonstrationen geplant.
    Bei einer Kundgebung in Hannover an diesem Samstag gehen die Veranstalter von deutlich mehr als 10.000 Teilnehmern aus. Als Redner werden Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der frühere Bundespräsident Christian Wulff (CDU) und die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, erwartet.
    Quelle: dpa
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