Habeck: Wirtschaft "wuchtig" und "kurzfristig" entlasten
Kritik an Schuldenbremse:Habeck: Wirtschaft "wuchtig" entlasten
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Impulse für die Wirtschaft - die brauche das Land jetzt, sagt Vizekanzler Habeck. Er fordert ein kurzfristiges und starkes Entlastungsprogramm. Hemmschuh sei die Schuldenbremse.
Robert Habeck fordert steuerliche Entlastungen für die Wirtschaft, um die Konjunktur anzukurbeln.
Quelle: dpa
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat sich für ein "kurzfristiges" und "wuchtiges" steuerliches Entlastungsprogramm für die Wirtschaft ausgesprochen. Um dies zu finanzieren, warb der Grünen-Politiker bei einem Lesertreff der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen" in Kassel für eine Reform der Schuldenbremse.
Mehr Flexibilität würde es erlauben, mehr zu tun für die Bauwirtschaft und für mehr Investitionen der Firmen. Habeck räumte aber ein, für eine Reform der Schuldenbremse gebe es derzeit keine politische Mehrheit.
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Die Aussagen Habecks auf eine Leserfrage hin kommen kurz nach dem FDP-Parteitag. Die FDP hatte angesichts der Wachstumsschwäche in Deutschland ein Papier für eine "Wirtschaftswende" beschlossen. Die FDP fordert unter anderem die volle Abschaffung des Solidaritätszuschlags sowie Verschärfungen bei Sozialleistungen.
Habeck: Konjunktur braucht Impulse
Auf das FDP-Papier ging Habeck nicht ein. Er sagte mit Blick auf die Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung über den Bundeshaushalt 2025, die Mittel seien knapp. Notwendig wären aber konjunkturelle Impulse. Die Stimmung helle sich derzeit auf. Die Krise der letzten zwei Jahre mit hohen Energiekosten und einer hohen Inflation scheine sich dem Ende zuzubewegen.
Die Investitionen "von Bau bis neue Anschaffungen für die Maschinen" könnten abgeschrieben werden. "Jetzt lohnt es sich, wieder in Deutschland zu investieren, weil wir ein kurzfristiges, aber wuchtiges Entlastungsprogramm, ein steuerliches Entlastungsprogramm, machen", sagte Habeck. "Das würde jetzt den Impuls geben, dass es wirklich losgeht."
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Wirtschaftsminister: "Haben uns die Hände gefesselt"
Dies bedeute aber weniger Steuereinnahmen. "Weniger Steuereinnahmen heißt, der Haushalt ist nicht ausgeglichen und deswegen passiert das nicht. Das ist der Grund, warum wir diese bleierne Zeit in den Klamotten immer weiter mit uns rumschleppen, außer eben die Unternehmen und die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind so entschlossen, dass sie es trotzdem machen."
Impulse vom Staat blieben weit unter dem, was er eigentlich für notwendig halte, sagte Habeck - "weil wir uns ein Stück weit selbst, das darf ich so sagen, die Hände hinter dem Rücken gefesselt haben, aber so gewinnt man eben auch keinen Boxkampf".
Was das Land brauche, seien Investition und Innovation. Die Möglichkeiten seien aber "sehr, sehr begrenzt", weil der Haushalt ausgeglichen sein müsse am Ende eines Jahres. Mit Blick auf eine Reform der Schuldenbremse sagte Habeck, er glaube, dass diese Diskussion zur Bundestagswahl hin noch mal geführt werde.
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