Grundsteuer und Mieter: Die Folgen der Grundsteuerreform
Heftige Steigerungen möglich:Was die neue Grundsteuer für Mieter bedeutet
von Sven Class
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Während manche Mieter in Zukunft günstiger wegkommen, kann die Belastung durch die neue Grundsteuer bei anderen teils erheblich steigen. Was Mieter jetzt wissen müssen.
Die Grundsteuerreform ist im Januar in Kraft getreten. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Schon seit vielen Jahren wohnen die Binningers in einem älteren Einfamilienhäuschen in Stuttgart zur Miete. Sie leben gerne hier, freuen sich auch an dem großzügigen Garten. Wolfgang Binninger hatte schon damit gerechnet, dass es nach der Grundsteuerreform teurer werden könnte: "Wir haben gedacht, vielleicht doppelt so hoch", sagt er im Gespräch mit ZDFheute.
Tatsächlich hat sich die Summe aber versechsfacht: Statt bisher 445 Euro, bezahlen sie ab sofort 2.695 Euro im Jahr. "Wir sind wirklich geschockt, das geht an die Grenze."
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Mieter bezahlen Grundsteuer meist über Nebenkosten
Dass Familie Binninger schon weiß, was da in Sachen Grundsteuer auf sie zukommt, unterscheidet sie von vielen anderen Mieterinnen und Mietern in Deutschland. Es ist schlicht der Tatsache zu verdanken, dass ihre Vermieterin sie direkt informiert hat, als der neue Grundsteuerbescheid ankam.
Denn bezahlt werden muss die Grundsteuer grundsätzlich von den Eigentümern. Da sie diese aber über die Nebenkostenabrechnung an ihre Mieter weitergeben können - was oft im Mietvertrag geregelt ist, landet die Belastung letztendlich meist bei den Mietern.
Oft allerdings erst über die Nebenkostenabrechnung, die für das aktuelle Jahr in den meisten Fällen erst 2026 eintrudelt. Vielen Mietern könnte dann eine böse Überraschung mit hunderten oder gar tausenden Euro Nachzahlung drohen - wenn die Grundsteuer für Haus oder Wohnung angestiegen ist.
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Dass derzeit Eigentümer in ganz Deutschland von ihrer Kommune neu berechnete Grundsteuerbescheide zugeschickt bekommen, hängt mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2018 zusammen. Das hat das bisherige Grundsteuermodell für verfassungswidrig erklärt. In der Folge musste der Gesetzgeber die Grundsteuer neu regeln.
Unterschiedliche Grundsteuer-Modelle in Deutschland
Bei der Umsetzung der Grundsteuerreform nutzen viele Bundesländer dabei ein Modell des Bundes, andere haben eigene Regelungen getroffen. Daher lässt sich nicht bundesweit pauschal voraussagen, wer durch die neuen Regelungen besser wegkommt und wer schlechter. In Baden-Württemberg etwa wird es für Eigentümer wie Mieter, die auf einem eher großen Grundstück leben, häufig teurer werden.
Gleiches gilt für Bewohner älterer Gebäude, erläutert Rolf Gaßmann vom baden-württembergischen Mieterbund. In vielen anderen Bundesländern dürften vor allem solche Mieter mehr Grundsteuer bezahlen als bisher, die eine hohe Monatsmiete haben.
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Die Höhe der Grundsteuer wird unter anderem aus den zu zahlenden Mieten errechnet, sprich, je hochpreisiger ein Haus vermietet ist, desto höher ist die Grundsteuer.
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Jutta Hartmann, Deutscher Mieterbund e.V.
Für einige Mieter könnte es günstiger werden
Für wie viele Mieter in Deutschland es durch die neue Grundsteuer teurer wird, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Und klar ist: Es wird auch Mieter geben, die durch die Neuregelung günstiger wegkommen. Die meisten Grundsteuerbescheide sind laut Städte- und Gemeindebund inzwischen an die Eigentümer verschickt. Daher rät der Mieterbund allen Mietern, sich beim Hauseigentümer zu erkunden - um zumindest zu wissen, was auf einen zukommt.
Weil wenn dann 2.000 Euro im Einzelfall am Jahresende kommen können und dann das Geld nicht mehr da ist, dann wird es schwierig für den Mieter.
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Rolf Gaßmann, Deutscher Mieterbund Baden-Württemberg
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Wenn ein Mieter eine Nachzahlungsforderung nicht begleichen kann, besteht ein Kündigungsrisiko, warnt der Mieterverein. Wer also rechtzeitig Bescheid weiß, kann gegebenenfalls Geld zurücklegen - oder etwa beim Jobcenter oder städtischen Wohngeldstellen finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten prüfen.
Gaßmann rät Mietern auch, zu checken, ob die Fläche für die die Grundsteuer verlangt wird, tatsächlich für den Mieter nutzbar ist - etwa ein Garten ums Haus. Falls nicht, solle man beim Vermieter intervenieren.
Dank Widerspruch: 43 statt 3.500 Euro Grundsteuer
Einem Grundsteuerbescheid der Kommune direkt bei den Behörden widersprechen, kann ein Mieter selbst allerdings nicht - das kann nur der Eigentümer. Susanne Trumpp hat genau das gemacht. Sie vermietet mehrere Wohnungen in Stuttgart, für die zwar alle seit diesem Jahr mehr Grundsteuer fällig wird.
Und doch konnte sie für manche ihrer Mieter eine noch höhere Belastung verhindern: durch ein selbst beauftragtes und rund 1.000 Euro teures Gutachten. Es geht um einen großen und nicht bebaubaren Garten neben einem vermieteten Haus, den die Mieter nutzen.
Die Grundsteuer dafür sollte nach Berechnung der Behörden ursprünglich von 46 Euro pro Jahr auf 3.500 Euro steigen, erzählt Trumpp im Interview mit ZDFheute. Nach dem Gutachten und ihrem Widerspruch sei das nun korrigiert worden - auf 43 Euro im Jahr: "Dadurch hat sich der Gutachter bezahlt gemacht und letztendlich freuen sich die Mieter natürlich darüber."
Sven Class ist Reporter im ZDF-Landesstudio in Baden-Württemberg.
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