Rücktritte bei Grüner Jugend:Künast: "Da weine ich jetzt auch nicht"
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Nach dem Rücktritt der Spitze der Grünen Jugend hagelt es Kritik aus den eigenen Reihen. Doch so manches Urgestein der Partei sieht darin eine Chance.
Weint dem Vorstand der Grünen Jugend nach eigenen Worten nicht hinterher: Renate Künast
Quelle: dpa
Die Grünen-Politikerin Renate Künast ist nach eigenen Worten nicht verwundert über den Parteiaustritt des Vorstands der Grünen-Jugend. Im RBB-Inforadio sagte sie, die Spitze des Parteinachwuchses sei "nicht realitätstauglich" gewesen und habe "einen Klassensystem-Sozialismus aufbauen" wollen. "Da wundere ich mich nicht drüber und da weine ich jetzt auch nicht", sagte die Bundestagsabgeordnete. Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin und Fraktionschefin sagte:
Viel stärker als in der Vergangenheit müsse es jetzt darum gehen, was die Sorgen der Menschen seien, forderte die 68-Jährige. Der Rücktritt des Bundesvorstands um Ricarda Lang und Omid Nouripour ermögliche einen Neuanfang. "Wir müssen uns fragen, welche Fehler haben wir gemacht."
Der Rücktritt der Grünen-Spitze sei ein "sehr drastischer Schritt", sagt der Politologe Thorsten Faas. Eine Lösung für die Krise der Partei sei jedoch "alles andere als klar".26.09.2024 | 4:33 min
Dröge: Besser bleiben und für andere Politik werben
Sie hätte "geraten, dass diejenigen, die jetzt die Grüne Jugend verlassen, dass die bleiben und für eine andere Politik werben", kritisierte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge im Deutschlandfunk.
Traditionell sei die Grüne Jugend ein "stacheliger Jugendverband", sagte Dröge. Während der rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder sei sie selbst einmal Vorsitzende gewesen, habe damals allerdings immer versucht, intern auf Verbesserungen zu drängen.
Lang und Nouripour ziehen die Konsequenzen aus zuletzt sieben Wahlniederlagen in Folge.25.09.2024 | 3:13 min
Verständnis für Ampel-Kritik aber nicht für Rücktritt
Kritik an dem Schritt des Grüne-Jugend-Vorstands kam auch von dessen ehemaliger Vorsitzenden Jamila Schäfer. Die Austritte seien "bedauerlich". Im Onlinedienst X schrieb die Abgeordnete: "Ich verstehe den Frust, aber nicht den Weg. Es braucht gerade jetzt eine selbstbewusste Grüne Jugend, die sich in die Debatten in der Partei einmischt."
X-Post von Jamila Schäfer
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Ähnlich äußerte sich der ehemalige Vorsitzende Timon Dzienus. Er verstehe die Kritik an der Ampel-Koalition und der Partei, schrieb er auf X. "Aber gerade jetzt braucht es die Grüne Jugend", argumentierte er.
Die Grünen seien "auf den Straßen sehr verhasst", so Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte.25.09.2024 | 4:03 min
Grüne Jugend traditionell linker als Partei
Am Abend nach dem Rücktritt der beiden Grünen-Bundesvorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang hatte der Vorstand der Grünen Jugend angekündigt, geschlossen aus der Partei auszutreten und einen "neuen, dezidiert linken Jugendverband" zu gründen. Er begründete dies mit "Konflikten zwischen grüner Partei und Grüner Jugend" und damit, dass die Politik "nur noch von rechts getrieben" werde.
Die Jugendorganisation vertrat bislang schon oft viel linkere Positionen als die Partei selbst. So warben die beiden Bundessprecherinnen Katharina Stolla und Svenja Appuhn kurz vor der Europawahl im Mai für "eine linke Utopie" und "einen demokratischen Sozialismus". Die Nachwuchsorganisation setzt sich für einen schnellen Kohleausstieg, gedeckelte Mieten, eine stärkere Reichen-Besteuerung und ein höheres Bafög ein. Vom 18. bis zum 20. Oktober kommt die Grüne Jugend zu ihrem Bundeskongress in Leipzig zusammen, auf dem auch die Vorstandswahl ansteht.