Interview
Ampelstreit um Haushalt:Lindner will keine "öffentliche Drohungen"
von Stefanie Reulmann
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Um den Haushaltsstreit beizulegen, könnte Finanzminister Lindner die Ressort-Etats auch selbst aufstellen. Aber er sei niemand, "der öffentlich Drohungen ausspricht", sagt er.
Wie groß die Haushaltslücke genau sei, will Finanzminister Lindner aber nicht beziffern. Die Zahlen hätten einen "spekulativen Charakter", weil dort "oft Wünsche enthalten“ seien.26.05.2024 | 5:32 min
Am 3. Juli will die Ampel-Regierung ihren Haushaltsentwurf im Kabinett beschließen. Doch noch immer ist keine Einigung in Sicht. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte den Ressorts bezüglich des Etats 2025 bereits klare Ansagen gemacht. In der ZDF-Sendung "Berlin direkt" sagt er am Sonntag:
Die meisten Ressorts sind im vorgegebenen finanziellen Rahmen geblieben, nur fünf Ministerien reichte das nicht. Neben dem Außenministerium sind das die Ministerien für Verteidigung, Arbeit, Entwicklungshilfe sowie das Innenministerium. Sie alle wollen zum Teil deutlich mehr Geld als vorgesehen.
Im Bundeshaushalt klafft eine Milliardenlücke. Finanzminister Christian Lindner muss deshalb die Ausgaben für den Etat 2025 begrenzen. Doch einige Ressorts sträuben sich dagegen.26.05.2024 | 4:03 min
Finanzlücke ist ein "zweistelliger Milliarden-Euro-Betrag"
Selbst wenn sich alle Ressorts an die Vorgaben halten würden, klafft eine Lücke im Bundeshaushalt. "Es ist ein zweistelliger Milliarden-Euro-Betrag", sagt Lindner. Eine genauere Bezifferung will er im ZDF nicht vornehmen, da die Zahlen einen "spekulativen Charakter" hätten. Je nach den Wünschen der Ressorts könnte die Lücke größer oder kleiner werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich bereits öffentlich hinter den Finanzminister und dessen Finanzplan gestellt. Das sei auch die Voraussetzung dafür gewesen, so Lindner, "dass in dieser Woche das Rentenpaket II im Bundeskabinett beraten werden kann". Dies hatte die FDP zuvor gestoppt.
Gesprächsrunde über Etat im Kanzleramt
Um nun den Haushaltsstreit schnellstmöglich beizulegen, lädt Kanzler Scholz gemeinsam mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Lindner die fünf Ministerinnen und Minister, deren Finanzwünsche den Ausgaberahmen für den Etat 2025 sprengen, zum gemeinsamen Gespräch ins Kanzleramt.
Lindner appelliert an seine Ampel-Kollegen: "Wir müssen bei einem Haushalt, der zur Verfassung und zur wirtschaftlichen Lage passt, herauskommen."
Lindner will nicht immer neue Schulden
Gleichzeitig müsse der Haushalt "Impulse erhalten, damit unsere wirtschaftliche Entwicklung vorankommt", betont Lindner. Die Steuerlast müsse eher gesenkt als erhöht werden, und es müsse mehr investiert werden, auch in Bildung und Forschung, mahnt er.
Die Menschen wären bereits an einer Belastungsgrenze angelangt, sagt Lindner. Nicht nur "aus Gründen der Verfassung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen" dürfe die Regierung nicht immer neue Schulden machen. Die Lösung läge auf der Hand: "Die Anforderungen an den Staat, die immer weiter wachsen, die müssen wir wieder auf ein Normalmaß zurückführen", fordert der Finanzminister.
Laut aktueller Schätzung erhält der Staat 2025 fast 22 Milliarden Euro weniger Steuern als bisher erwartet. Für Finanzminister Lindner hat die Ampel im Haushalt keine Spielräume. 16.05.2024 | 1:44 min
Lindner könnte Ressort-Etats selbst erstellen
Sollten die Ressorts keine Bereitschaft zeigen, auf einzelne Positionen im Etat zu verzichten, könnte der Finanzminister von seinem Recht Gebrauch machen, den Etat für die einzelnen Ressorts selbst aufzustellen und ins Kabinett einzubringen. "Das ist natürlich theoretisch möglich", sagt Lindner.
Allerdings macht er im Berlin-direkt-Interview deutlich, dass er von diesem Recht nur im Notfall Gebrauch machen werde. "Wir brauchen doch eine Einigung. Eine Regierung braucht einen Haushalt", so der FDP-Chef.
Es gehe auch darum, den "Erwartungen, die die Menschen an uns haben" gerecht zu werden, sagt Lindner.
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