Christian Dürr: Wie will er als Vorsitzender die FDP retten?

    Analyse

    Bewerbung als Parteivorsitzender:Wie will Christian Dürr die FDP retten?

    Britta Buchholz
    von Britta Buchholz
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    Christian Dürr will FDP-Chef werden. Kann er die Partei vor der Bedeutungslosigkeit retten? Auf welche Inhalte setzt er? Für die FDP gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer.

    Christian Dürr, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion
    Christian Dürr will FDP-Vorsitzender werden.
    Quelle: imago/Bernd Elmenthaler

    Christian Dürr wirft seinen Hut in den Ring, das wurde erwartet. Schon seit gut zwei Wochen kursiert sein Name als Kandidat - und zwar nur seiner, eine Kampfkandidatur scheint nahezu ausgeschlossen. Die Widerstände werden gering sein.
    Dürr sagt, er wolle ein Team aus "neuen Köpfen und bekannten Gesichtern" führen. Und, dass er keinen Zweifel daran habe, dass er die FDP in vier Jahren wieder in den Bundestag führen werde.

    Wenn man hinfällt, dann steht man wieder auf.

    Christian Dürr, FDP

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    Wo sind Kubicki und Strack-Zimmermann?

    Dabei hatten direkt nach der verlorenen Bundestagswahl - die FDP ging mit mageren 4,3 Prozent über die Ziellinie - zwei Liberale mit dem Parteivorsitz geliebäugelt. Die Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann war die erste, die genannt wurde. Sie selbst befeuerte diese Gerüchte, sagt aber inzwischen Nein zu einer Kandidatur.
    Sie gilt als linksliberal - genau die Richtung, die viele in der Partei für den Absturz mit verantwortlich machen. Dadurch, dass die FDP sich Grünen und SPD angenähert habe, seien die eigenen Anhänger verprellt worden.
    Genau deshalb wollen andere in der Partei eine andere Richtung einschlagen. Und so fühlte sich Wolfgang Kubicki, Mitglied im Bundesvorstand, gemüßigt, sich selbst auch ins Spiel zu bringen. Selbst der noch amtierende Parteivorsitzende Christian Lindner reagierte irritiert auf diese Idee. Die Erneuerung der Partei lässt sich schwerlich mit einem über 70-Jährigen verkaufen.
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    Wer ist Christian Dürr?

    In jedem Fall soll Kubicki in das Team, das die FDP wieder in den Bundestag bringen soll. Seine Prominenz und seine Erfahrung werden intern hoch geschätzt. Erster Mann des Teams soll aber Christian Dürr werden. Beim Parteitag im Mai wird er sich zur Wahl stellen.
    Wer ist er? Dürr war Fraktionsvorsitzender während der Ampel-Jahre. Er gilt als Getreuer Lindners. Auch jetzt betont er noch einmal die Leistungen Lindners. Was ihn unterscheidet? "Der Nachname", antwortet Dürr.
    Inhaltlich kommen aber kaum weitere Punkte. Politisch sind sie auf einer Linie, die FDP als Partei der Freiheit des Einzelnen. Das genau ist auch seine Schwachstelle. Was will er anders machen als der Vorgänger? Auch er ist verantwortlich für den tragischen Absturz der Partei.
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    Dürrs Himmelfahrtskommando

    Aber die Lagerkämpfe der FDP sind in den vergangenen Jahren leiser geworden. Wirtschaftsliberal versus sozialliberal - das sind charakterlich bedingte Schwerpunkte, aber weniger die Linie der Partei. Ob nun alte Konflikte wieder wach werden? Eher unwahrscheinlich. Die Partei ist in einer äußerst schwierigen Lage, da geht es gemeinsam oder gar nicht, so hört man.
    Dürr übernimmt ein ziemliches Himmelfahrtskommando. Schon 2013 mussten sich die Liberalen wieder in den Bundestag kämpfen. Viele in der Partei erzählen von lähmend schweren Monaten. Die FDP erschien teilweise nicht einmal mehr in den Umfragen, Presseanfragen blieben aus. Und es war die damalige Lichtgestalt Christian Lindner, der sie mit viel Chuzpe wieder zurückbrachte.

    Wie Merz der FDP helfen könnte

    Wird das noch einmal gelingen? Hoffnung kann sich die Partei durch die aktuellen Entwicklungen machen. CDU-Chef Friedrich Merz beerdigt mit seiner Partei gerade die Schuldenbremse - so sehen es jedenfalls politische Gegner. Die FDP und Lindner als Finanzminister kämpften dreieinhalb Ampel-Jahre für Haushaltskonsolidierung.
    "Wir haben Rekord-Steuereinnahmen", wiederholte Lindner immer wieder wie ein Mantra. Je nachdem, wie sich der Schachzug von Merz mit dem immensen Sondervermögen entwickelt, könnte die FDP nun die einzige Partei sein, die ans Sparen erinnert.
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    Kann die FDP 2029 zurückkommen?

    So könnten die Freien Demokraten vielleicht davon profitieren, dass sie ein Alleinstellungsmerkmal haben. Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen sagt ZDFheute:

    Angesichts des Rekordschuldenkanzlers in spe hätte die FDP bei diesem Thema jetzt etwas, womit sie sich von der Union abgrenzen könnte.

    Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

    Ob das freilich reicht, damit die FDP in vier Jahren wieder über fünf Prozent erreicht, ist offen. "Dafür haben wir aktuell keine Daten. Das kann man momentan nicht wirklich beurteilen", sagt Jung. Zumal die FDP in den kommenden Jahren vor allem ein Problem haben werde:

    Die Frage ist, ob die FDP medial in Zukunft überhaupt noch stattfinden wird.

    Matthias Jung, Forschungsgruppe Wahlen

    FDP: Vertrauensverlust bei den Jungen

    Zudem war die FDP einst eine moderne, fast schon hippe Partei. Die Erfolge 2017 und erst recht 2021 verdankte die FDP gerade auch den Jungen. Doch die haben sich abgewendet und sich vor allem Linken und AfD zugewendet.
    "Wir müssen eine Strategie für die jungen Wähler entwickeln", sagt Dürr. Wie genau, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Traditionell ist die Jugendorganisation der Julis stark. Deren Chefin hat schon ihren Rückzug verkündet. Also auch da die Strategie der Erneuerung.
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    Quelle: Forschungsgruppe Wahlen

    Was gegen ein Comeback der FDP spricht

    Es ist eine Mammutaufgabe, die FDP wieder aufzurichten. In vielen Bundesländern ist sie nicht einmal mehr im Parlament. Dort fehlt es an Personal und Mitteln. Wer bezahlt die Wahlplakate und wer hängt sie auf? Es wird an Einzelnen liegen.
    Regierungsbeteiligungen sind rar - die FDP muss gegen Windmühlen kämpfen. Es wird auch ein Generationswechsel sein. Und doch liegt in der Abwanderung vieler Engagierter auch eine Gefahr. Die Erfahrenen verlassen die Partei. Aber die Erfahrung könnte jetzt gerade gebraucht werden.
    Vor Christian Dürr liegt eine Menge Kärrnerarbeit: Er muss eine Partei wieder aufbauen, den Misserfolg verarbeiten und doch irgendwie sichtbar bleiben. Es geht um viel, für ihn und für seine Partei.

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