Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner (r.), und FDP-Generalsekretär Marco Buschmann (l.) haben am Dienstag ihr Programm für den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 vorgestellt.
Quelle: epa
"Alles lässt sich ändern" - so lautet die zentrale Losung der Liberalen für den Wahlkampf zur
Bundestagswahl. Mitten in einer tiefen Wirtschaftskrise klingt das beinahe wie ein Trost, die
FDP aber will im Wahlkampf vor allem Optimismus wecken.
Es gehe "nicht um Anzugfarben oder modische Brillengestelle", sagt
Marco Buschmann, der nach dem Ampel-Aus als Generalsekretär die Wahlkampagne der Freien Demokraten managt. Drei entscheidende Botschaften haben die Liberalen am Dienstag in ihrer Berliner Parteizentrale vorgestellt.
Nach dem sogenannten D-Day-Papier hat die FDP ihren Generalsekretär ausgetauscht. Auf Bijan Djir-Sarai folgt der ehemalige Justizminister Marco Buschmann. Am Mittag stellte Parteichef Lindner seinen neuen Generalsekretär vor.02.12.2024 | 1:35 min
Wirtschaftswende soll zentrales Thema bleiben
Erstens: Wirtschaft. Viele Menschen sorgten sich um ihre Arbeitsplätze, schon weil die Zukunft des Standortes Deutschland unsicher geworden sei, analysiert Buschmann.
Entscheidendes Thema bleibe deshalb die von der FDP seit langem geforderte Wirtschaftswende. Bürger und Unternehmen müssten entlastet werden: nicht nur von hohen Steuern, sondern auch von Bürokratie und viel zu teurer Energie.
Einwände, die FDP verenge sich programmatisch wieder zu sehr in Richtung Wirtschaft, kontert Buschmann mit einem gesellschaftspolitischen Argument: die Angst um den Arbeitsplatz und Sorgen angesichts einer unsicheren Zukunft beschleunigten die Polarisierung der politischen Auseinandersetzung. Stabilitätspolitik sichere deshalb auch den Zusammenhalt, wer arbeite, brauche keinen Sozialstaat.
Werkschließungen, Stellenstreichungen und steigende Arbeitslosenzahlen belasten die Wirtschaft. Die grüne Transformation sollte Aufschwung bringen, doch das Gegenteil ist der Fall.08.12.2024 | 4:30 min
Buschmann verteidigt Schuldenbremse
Zu lange habe die Politik den Ernst der Lage verleugnet, Schönreden helfe dabei ebenso wenig wie das Kaschieren struktureller Probleme mit immer neuen, aus Schulden finanzierten Strohfeuer-Programmen.
Buschmann verteidigt deshalb auch die
Schuldenbremse: Sie sei ein Gebot der Verfassung, im Übrigen enthalte sie kein Verschuldungsverbot. Gegenwärtig erlaube sie rund fünfzig Milliarden Euro neue Kreditaufnahme jährlich, sie wirke also eher wie der Dispokredit auf dem Girokonto.
Jeder aber wisse: Wer einmal in die Schuldenspirale gerate, finde nur schwer wieder hinaus. Überschuldung in öffentlichen Haushalten belaste zudem künftige Generationen: Ihr politischer Gestaltungsspielraum werde von steigenden Zinsausgaben immer enger eingeschnürt. Generationengerechtigkeit erfordere, dass Kinder nicht für ihre Eltern haften müssten.
Die Schuldenbremse besagt, dass Deutschlands Schulden gedeckelt sind. Seit 2009 steht das im Grundgesetz, erklärt ZDF-Korrespondentin Britta Spiekermann.26.11.2024 | 0:59 min
Bürger sollen eigene Entscheidungen treffen
Politik habe sich in den letzten zehn Jahren jedoch nicht nur auf dem Gebiet der Wirtschaft verzettelt: Auch beim zweiten programmatischen Schwerpunkt der Liberalen, dem Verhältnis zwischen Bürger und Staat, könne es nicht weiter um kleinteilige Regulierungen und Verbote gehen.
Die FDP wolle eine Gesellschaft freier, stolzer Bürger, die ihre eigenen Entscheidungen träfen, sagt Buschmann. Vater Staat sei nicht erziehungsberechtigt, er könne seinen Bürgern keine Gebrauchsanweisung für ein gutes und richtiges Leben verordnen.
Mehr Regulierung bei Migration
Dritter Punkt: Migration. Wie alle anderen Einwanderungsländer müsse auch Deutschland sorgfältig definieren, welche Eigenschaften mögliche Migranten mitbringen sollten. Mit Deutschtümelei, sagt Buschmann, habe das alles nichts zu tun, die schade nur.
Ohne Ordnung und ohne klare Regeln, die dann auch durchgesetzt würden, gehe es nicht: Auch guter Wille müsse manchmal Grenzen setzen.
Wahlprogramm soll sich an "Scheidungspapier" orientieren
Ein offizielles Wahlprogramm haben die Freien Demokraten bisher zwar noch nicht beschlossen, es werde sich aber, so Buschmann, an Christian Lindners 18-seitigem "Scheidungspapier" orientieren, an dem die Ampel-Koalition gescheitert war.
Die Stimmung war nicht nur in der Regierung zuletzt schlecht wie nie. Auch viele Bürger sind unzufrieden. Was erwarten sie jetzt von einer neuen Regierung – wann auch immer die zustande kommt?09.11.2024 | 8:09 min
Die darin vorgeschlagenen Schritte für eine Wirtschaftswende seien von vielen Ökonomen und aus der Wirtschaft schließlich hoch gelobt worden. Deutschland brauche eine grundlegende Erneuerung, die eine schwarz-grüne Koalition kaum leisten könne, von einer Neuauflage der "Großen Koalition" ganz zu schweigen.
Fünf-Prozent-Hürde für FDP nur schwer zu knacken
Ziel der FDP sei es deshalb, so stark zu werden, dass sie an der dringend nötigen Richtungsentscheidung mitwirken, also auf eine mögliche Regierungsbildung Einfluss nehmen könne. Dafür müssten die Liberalen allerdings in den nächsten
Bundestag einziehen, also den Sprung über die gefürchtete Fünf-Prozent-Hürde schaffen.
Bisher jedoch sehen alle Meinungsforscher die FDP deutlich darunter und viel Zeit, diesen Rückstand aufzuholen, bleibt ihr nicht: gut siebzig Tage noch, dann wird gewählt. Und so wirkt ihre Losung - alles lässt sich ändern - auch wie ein Mutmacher für die eigenen Leute.
Aktuelle Entwicklungen zum Thema hier im Wahlkampf-Liveblog:
Kanzler Scholz fordert die demokratischen Parteien auf, vier Gesetze zum Wohle der Bürger noch vor Weihnachten gemeinsam zu beschließen. Alle News hier im Wahlkampf-Ticker.