Faeser nennt neue Zahl: 3.691 Straftaten gegen Politiker

    Innenministerin nennt neue Zahl:Faeser: 3.691 Straftaten gegen Politiker

    |

    Bedrohungen, Einschüchterungen, Gewalt: Die Zahl der Angriffe auf politisch aktive Menschen in Deutschland nimmt zu. Innenministerin Faeser warnt vor einer "Eskalationsspirale".

    Nancy Faeser
    Faeser beklagt eine "gefährliche Eskalationsspirale".
    Quelle: dpa

    Innenministerin Nancy Faeser prangert den starken Anstieg von Attacken gegen politisch aktive Menschen an. Vergangenes Jahr seien 3.691 Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger sowie Parteivertreter erfasst worden, davon 80 Gewaltdelikte, schrieb die Politikerin der SPD in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag".
    2022 waren es demnach noch 1.994 Delikte, davon 67 Gewaltdelikte. Am Dienstag will Faeser die Statistik zu politisch motivierter Kriminalität für 2023 vorstellen.

    Die Betroffenen werden bedroht, ihre Büros angegriffen, ihre Wohnungen belagert, ihr privates Eigentum beschädigt oder zerstört.

    Nancy Faeser, Innenministerin

    CZECH-GERMANY-DIPLOMACY-POLITICS
    Es gab mehrere Angriffe auf Wahlkampfteams und Politiker, auch mit schweren Verletzungen. Die Innenministerin spricht von einer "neuen Dimension von antidemokratischer Gewalt".04.05.2024 | 3:07 min

    Giffey: Staat muss sich gegen Gewalt stellen

    Deutschland erlebe gerade eine gefährliche Eskalationsspirale aus Politikverachtung und Aggressivität, beklagte Faeser.

    Diese Spirale müssen wir stoppen.

    Nancy Faeser, Innenministerin

    Insbesondere erinnerte die Ministerin an die Attacke Anfang Mai in Dresden auf den Europaabgeordneten Matthias Ecke (SPD), der ins Krankenhaus geprügelt wurde. "Es war der traurige Kulminationspunkt der großen Zahl von Einschüchterungsversuchen, Bedrohungen und Gewalttaten in den letzten Wochen. Wir müssen unmissverständlich zeigen, dass der Rechtsstaat diese Gewalt nicht hinnimmt - nicht gegen Grüne, nicht gegen AfD-Politiker, nicht gegen Vertreter irgendeiner anderen Partei."
    Auch die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey wurde Opfer eines tätlichen Angriffs. In einem Interview prangerte sie nun den schwindenden Respekt vor Politikern und eine "Freiwild-Kultur" an.
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hinter blauer Wand.
    Die Landesinnenminister beraten über mögliche Konsequenzen. Die einen fordern schärfere Gesetze, die anderen halten eine schnell und effizient arbeitende Justiz für effektiv genug.12.05.2024 | 3:14 min

    Mehr Personal für Ermittlungen

    Ziel der Angriffe sei nicht nur die Politik, sagte die Ministerin. Auch die Gewalt gegen Ehrenamtler oder gegen Polizei- und Rettungskräfte richte sich gegen das Gemeinwesen.

    Die Täter feiern sich für ihren Kampf gegen ein 'System', das sie verachten. Doch sie sind und bleiben stumpfe Gewalttäter, verachtenswerte Kriminelle.

    Nancy Faeser, Innenministerin

    Und genau so müssten sie auch verfolgt werden, mit hohem Ermittlungsdruck. Das sei vor allem eine Ressourcenfrage. "Wir haben die Bundespolizei jedes Jahr um 1.000 Beamtinnen und Beamte verstärkt. Einige Länder verstärken ihre Behörden ebenfalls - genau das brauchen wir, bei der Polizei und auch bei der Justiz."
    SPD-Politikerin Franziska Giffey äußert sich zu dem Angriff.
    Kurz nach dem Angriff auf den SPD-Europaabgeordneten Ecke wurde auch die Berliner Wirtschaftssenatorin Giffey attackiert. 08.05.2024 | 3:44 min

    Faeser: Konsequentere Strafverfolgung nötig

    Faeser betonte, ihr gehe es nicht darum, bestimmte Personengruppen besser zu schützen als andere. "Eine Körperverletzung ist eine Körperverletzung, das gilt für alle gleich." Doch gelte es etwa, Bedrohungen bis an die private Haustür von Kommunalpolitikern zu verhindern. "Hier sind gezielte Strafverschärfungen sinnvoll. Außerdem ändern wir das Melderecht, damit Privatadressen von Kommunalpolitikern geschützt werden."
    Jetzt noch wichtiger sei aber eine konsequentere Strafverfolgung. "Wenn Menschen, die bedroht werden, den Eindruck haben, dass eine Strafanzeige nichts bringt und nicht verfolgt wird, dann ist das verheerend."
    Quelle: dpa

    Mehr zu den Themen