Faeser: Wir haben mit Taliban nicht verhandelt

    Innenministerin zu Abschiebungen:Faeser: Wir haben nicht mit Taliban verhandelt

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    Innenministerin Faeser wertet die Abschiebungen als "starkes Signal". Im heute journal weist sie Kritik von Menschenrechtlern mit Blick auf das Taliban-Regime in Kabul zurück.

    Schaltgespräch mit Nancy Faser
    Nancy Faeser im heute journal30.08.2024 | 6:49 min
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat versichert, dass Deutschland für die Abschiebungen nach Afghanistan nicht mit den radikal-islamischen Taliban verhandelt hat. Dafür seien Partner gebraucht worden, sagte sie im heute journal.

    Wir haben mit den Taliban nicht verhandelt.

    Nancy Faeser, Bundesinnenministerin

    Sie wertete die Abschiebungen als "starkes Signal". Die jetzt erfolgten Abschiebungen seien lange vorbereitet worden. Faeser wollte sich nicht konkret dazu äußern, wann es zu weiteren Abschiebeflügen kommen könnte. Die Ministerin betonte aber, wenn dieser Weg weiter offen sei, "werden wir weitermachen - ganz konsequent."

    Faeser: "Wir setzen den Rechtsstaat durch"

    Die Innenministerin betonte, dass alles rechtsstaatlich abgelaufen sei. "Wir schieben natürlich nur dann ab, wenn wir wissen, dass dort dann nicht der Tod droht." Das sei mit den beteiligten Partnern verhandelt worden. "Wir setzen den Rechtsstaat durch", begründete die Ministerin die Abschiebungen.

    Diese Menschen haben ihr Recht verwirkt, hier Asyl zu bekommen, indem sie schwerste Straftaten begehen oder islamistische Gefährder sind.

    Nancy Faeser, Bundesinnenministerin

    Kein Geld für Abschiebungen gezahlt

    Faeser versicherte, dass Deutschland auch kein Geld an die Taliban oder Drittstaaten gezahlt habe. "Es ist kein Geld geflossen", sagte die Ministerin. Das "Handgeld" für jeden Abgeschobenen in Höhe von 1.000 Euro nannte sie ein "übliches Verfahren", um Rechtsstaatlichkeit zu garantieren. Es solle nicht riskiert werden, dass Gerichte die Entscheidung aufheben.

    Erste Abschiebungen nach Afghanistan seit der Taliban-Machtübernahme

    Deutschland hatte am Freitag erstmals seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban vor drei Jahren wieder Straftäter nach Afghanistan abgeschoben. Bundeskanzler Olaf Scholz wertete den Abschiebeflug als Zeichen an alle Straftäter, die abgeschoben werden können.
    28 Straftäter nach Afghanistan abgeschoben
    Erstmals seit der Machtübernahme der Taliban sind wieder Menschen nach Afghanistan abgeschoben worden. Ein Flugzeug startete am Morgen vom Flughafen Leipzig/Halle.30.08.2024 | 1:56 min

    Wird durch dìe Abschiebungen das Taliban-Regime legitimiert?

    Der Abschiebeflug stieß allerdings vor allem wegen der Taliban-Herrschaft in Afghanistan auf Kritik. Der Wiesbadener Rechtswissenschaftler Maximilian Pichl sagte ZDFheute, es sei nicht vorstellbar, dass dieser Flug völlig ohne Verhandlungen mit Kabul erfolgt sei. "Das ist die mittelbare Akzeptierung des Taliban-Regimes." Deutschland unterhält zu den Machthabern in Kabul keine diplomatischen Beziehungen.
    Faeser hatte schon am Donnerstag angekündigt, dass Deutschland "sehr bald" Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan umsetzen werde. Schnellere Abschiebungen sind Teil des Pakets, auf das sich die Ampel am Donnerstag als Reaktion auf den tödlichen Anschlag von Solingen geeinigt hatte.
    Nancy Faeser (SPD, M), Bundesministerin für Inneres und Heimat, Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, und Anja Hajduk (Bündnis 90/Die Grünen), Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, unterhalten sich nach der Vorstellung eines Sicherheitspakets nach der Messerattacke von Solingen.
    Die Bundesregierung will unter anderem Messerverbote ausweiten und Sozialleistungen für Ausreisepflichtige kürzen.29.08.2024 | 1:46 min

    Anschlag von Solingen mit drei Toten löste Debatte über Asylpolitik aus

    Bei einem Messerangriff auf einem Stadtfest in Solingen waren vor einer Woche drei Menschen getötet und acht weitere teils schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, wurde am Samstag festgenommen. Die Bundesanwaltschaft geht von einer Tat mit islamistischem Hintergrund aus.
    Der Fall löste unter anderem eine Debatte über Abschiebungen und mögliche Versäumnisse der Behörden aus.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: ZDF

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