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Rechtsruck bei jungen Wählern?:Warum die AfD bei Jungen punktet
von Alexandra Hawlin
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Die AfD feiert enorme Gewinne bei jungen Wählern. Die Gründe dafür liegen aber nicht in der erfolgreichen Social-Media-Strategie der Partei. Sie macht sich etwas anderes zunutze.
Bei der Europawahl haben viele junge Menschen für die AfD und kleinere Parteien gestimmt.10.06.2024 | 1:29 min
Die AfD schneidet besser als die Ampel-Parteien ab und wird hinter der CDU/CSU zweitstärkste Kraft bei der Europawahl. Prognosen sagten einen Rechtsruck bereits voraus, das Überraschende allerdings: Wie viele junge Wählerinnen und Wähler ihre Stimme der AfD gaben. Unter den 16- bis 24-Jährigen sind es laut Forschungsgruppe Wahlen 17 Prozent.
Blitzanalyse der Forschungsgruppe Wahlen: Wen wählten die 16- bis 24-Jährigen?
Quelle: ZDF/Forschungsgruppe Wahlen
TikTok ist nur ein Grund für den AfD-Erfolg
"Wie könnt ihr die AfD wählen? Wie kann man das erklären, wo ist der Fehler in der Matrix?", fragt eine TikTok-Userin in ihre Kamera. Nach Einschätzung vieler Beobachter und Experten ist es genau die Plattform auf der sie unterwegs ist, die maßgeblich zum Ergebnis der Europawahl beigetragen haben soll.
"Die AfD hat als erste Partei TikTok strategisch und systematisch bespielt, hat sich im Vorfeld dieser Europawahl eine große Community und Reichweite aufgebaut, schafft es aber auch durch ihre Art der Kommunikation dort, den Aufmerksamkeitsregeln des TikTok-Algorithmus besonders gerecht zu werden", erklärt Johannes Hillje. Er forscht seit Jahren zu Parteien, der EU und Sozialen Medien.
Die Videos der in Teilen rechtsextremistischen AfD wurden in den letzten beiden Jahren auf TikTok hunderttausendfach geklickt. Politiker anderer Parteien und User wollen nun dagegenhalten.12.03.2024 | 1:02 min
Ursachen für Erfolge rechter Parteien
"Für all das finden sie bei den etablierten Parteien offenbar keine adäquaten Antworten, die für sie und ihr Leben passen und diese Verunsicherung nutzt die AfD sehr gezielt aus", so Hillje.
Auch in anderen EU-Ländern konnten bei der Europawahl rechte Parteien deutlich zulegen. Stärkste Kraft bleibt jedoch die konservative EVP-Fraktion, was eine zweite Amtszeit für Kommissionspräsidentin von der Leyen bedeuten könnte.10.06.2024 | 3:55 min
Einfluss von Wahlbeteiligung und Wahlalter
"Hieß es nicht immer, eine hohe Wahlbeteiligung verhindert den Rechtsruck?", kommentiert ein Instagram-User den ZDFheute-Post zu den Wahlergebnissen. Tatsächlich lag die Wahlbeteiligung in Deutschland mit rund 65 Prozent deutlich höher als bei der vergangenen Wahl 2019. "Eine hohe Wahlbeteiligung war noch nie ein Indikator dafür, welche politischen Kräfte wirklich davon profitieren", erklärt Hillje.
Ausschlaggebend ist immer die allgemeine gesellschaftliche Stimmung. "2019 profitierten die Grünen davon, weil es eine Klimawahl war, jetzt haben wir eher eine Verunsicherungswahl und das hatte eine Mobilisierung der Rechtsaußenpartei zur Folge."
Die AfD erhebe den Anspruch, den Journalismus durch ihre PR zu ersetzen zu wollen, so Politikberater Johannes Hillje. Die Partei erreicht dabei vor allem ein junges Publikum.19.02.2024 | 2:55 min
Das Mindestwahlalter bei der Wahl zum Europäischen Parlament wurde in Deutschland von 18 auf 16 herabgesenkt. Es waren vor allem die nun abgestraften Parteien, die sich dafür stark gemacht hatten. Profitiert haben nun Union und AfD.
Trotzdem kein Rechtsruck bei den Jungen
"Das Absenken des Wahlalters war sicher kein Fehler, sondern es zeigt, in welcher Breite die Stimmungsmache der AfD auf eine Resonanz trifft", sagt Politikberater Hillje.
Zwar feiert die AfD bei jungen Wählerinnen und Wähler die größten Zugewinne. Die Altersgruppe hat aber auch in großem Maße ihre Stimme kleineren Parteien gegeben. Von einem allgemeinen Rechtsruck der Jugend bei dieser Wahl kann man daher nicht sprechen.
In Deutschland durften erstmals auch Jugendliche ab 16 Jahren ihre Stimme bei der Europawahl abgeben. Etwa 1,4 Millionen Erstwähler sind betroffen.09.06.2024 | 1:35 min
Als Aufgabe der Politik sieht Hillje es nun, die Perspektive junger Generationen stärker zu beherzigen und ihnen eine aktive Rolle in dem Wandel, in dem wir uns befinden, zuzuschreiben.
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