mit Video
FDP blockiert Lieferkettengesetz:Dürr: Auch andere Länder haben Bedenken
|
Die Abstimmung über das EU-Lieferkettengesetz musste wegen eines Streits in der Ampel verschoben werden. FDP-Fraktionschef Dürr verteidigt den Widerstand seiner Partei.
Die Abstimmung über das EU-Lieferkettengesetz ist verschoben worden. Deutschland hat sich aufgrund der Blockade der FDP enthalten. Kritiker sprechen von einer Blamage in Brüssel.10.02.2024 | 2:05 min
Der Fraktionschef der FDP, Christian Dürr, hat den Widerstand seiner Partei gegen das europäische Lieferkettengesetz gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe verteidigt.
Es drohe die Gefahr, dass sich Unternehmen aus Angst vor Bürokratie und rechtlichen Risiken zurückzögen. "Wir haben gegenüber der EU bereits im Jahr 2022 kommuniziert, dass wir unter solchen Bedingungen nicht zustimmen werden. Insofern ist unsere Haltung nur folgerichtig." Zuvor hatte auch Verkehrsminister Volker Wissing im ZDF die Haltung der Liberalen verteidigt.
"Wir haben eine Wachstumsschwäche. Das ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, um ausgerechnet noch mehr Bürokratie aufzubauen", so Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).09.02.2024 | 5:23 min
Dürr: Keine Mehrheit für Gesetz im Europäischen Rat
Die Vertagung der Entscheidung zeige, dass es im Europäischen Rat keine hinreichende Mehrheit für den Vorschlag gebe. "Auch andere Länder haben Bedenken", sagte Dürr.
Zum Argument, das Vorgehen der FDP wecke Zweifel an der Verlässlichkeit Deutschlands, sagte Dürr: "Nein, das Gegenteil ist richtig. Das sehen wir auch daran, dass jetzt immer mehr Mitgliedstaaten skeptisch bei dieser Richtlinie sind." Er sei überzeugt, dass die europäischen Nachbarn das Vorgehen nachvollziehen könnten.
Votum wegen FDP-Widerstand verschoben
Eine Abstimmung über eine zuvor von Unterhändlern ausgehandelte Einigung über das Lieferkettengesetz war am Freitag spontan verschoben worden. Das liegt auch daran, dass in Deutschland FDP-geführte Ministerien in der Bundesregierung kurz vor der Abstimmung angekündigt hatten, dem Vorhaben nicht zustimmen zu wollen.
Die FDP hat das europäische Lieferkettengesetz mit ihrer Blockade vorerst aufgehalten. Das Gesetz soll Firmen für ihre Lieferketten in die Pflicht nehmen.09.02.2024 | 1:47 min
Durch das EU-Lieferkettengesetz sollen große Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie etwa von Kinder- oder Zwangsarbeit außerhalb der EU profitieren. Größere Unternehmen sollen zudem stärker auf die Einhaltung der Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung verpflichtet werden.
Deutschland hat bereits ein Lieferkettengesetz, das EU-Vorhaben geht aber auch über die deutschen Vorgaben hinaus. So gilt es für mehr Unternehmen und sieht mehr Möglichkeiten vor, rechtlich gegen Unternehmen vorzugehen, die sich nicht an die Vorgaben halten.
Quelle: dpa
Mehr zum Lieferkettengesetz
Interview
FDP fordert Nachbesserungen:Wissing verteidigt Blockade von EU-Gesetzen
Interview
"German Vote" in der EU:Deutschland als unzuverlässiger Europäer?
mit Video
Kautschuk für Autoreifen:Wo das Lieferkettengesetz an Grenzen stößt
von Berndt Welz