DIW-Studie: Boom bei Solaranlagen - Flaute bei Wärmepumpen

    Exklusiv

    DIW-Studie zur Energiepolitik:Boom bei Solaranlagen - Flaute bei Wärmepumpen

    von Richard Luttke, Florian Neuhann
    |

    Was hat die Ampel erreicht? In der Energiewende war sie "besser als ihr Ruf". Das geht aus einer Bilanz des DIW hervor, die ZDFheute exklusiv vorliegt.

    Windkraftanlagen stehen hinter Photovoltaikanlagen auf der Blocklanddeponie in Bremen.
    Der Ausbau von Wind- und Solarenergie geht in Deutschland erfolgreich voran.
    Quelle: dpa

    Ein Boom bei Solaranlagen, ein schnellerer Zubau bei der Windenergie - die Ziele bei Wärmepumpen oder Elektroautos aber deutlich verfehlt: Kurz vor der Bundestagswahl ziehen Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Bilanz der Energiepolitik der Ampel-Regierung.
    Der Bericht, der ZDFheute exklusiv vorab vorliegt, kommt zu einem unterm Strich positiven Fazit. Gerade in diesem Politikbereich sei die Bilanz der Ampel-Regierung "besser als ihr Ruf", so Studienautor Wolf-Peter Schill zu ZDFheute.

    Die Ampel hat die Energiewende trotz teils schwieriger Rahmenbedingungen deutlich beschleunigt.

    Wolf-Peter Schill, DIW-Forscher

    Reichstagsgebäude Symbolbild Klimabilanz Ampel
    Starker Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch Mängel im Verkehr und bei der Wärmepumpe: Die Bilanz der Ampelregierung im Kampf gegen den Klimawandel bleibt gemischt.30.12.2024 | 2:47 min

    Hohe Ausbauziele - und Teilerfolge bei Erneuerbaren

    Angetreten waren SPD, Grüne und FDP mit ehrgeizigen Zielen: den Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf 80 Prozent zu erhöhen.
    Und insbesondere Solaranlagen erlebten der DIW-Auswertung zufolge einen Boom: Die installierte Leistung stieg während der Legislaturperiode um rund zwei Drittel bis auf fast 100 Gigawatt Ende 2024. Damit liege der Ausbau sogar über dem Zielpfad des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes, so das DIW.
    Wie steht's um die Energiewende?
    Im vergangenen Jahr wurde erstmals die Hälfte des deutschen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt. Gleichzeitig hinkt der Netzausbau erheblich hinterher - eine Bestandsaufnahme.21.08.2024 | 2:34 min

    Windenergie: Noch unter den selbst gesteckten Zielen

    Nicht ganz so erfolgreich war die Ampel beim Ausbau der Windenergie an Land. Zwischen Ende 2021 und Ende 2024 stieg die installierte Leistung nur um rund 14 Prozent auf knapp 64 Gigawatt - deutlich unter dem selbst festgelegten Zielpfad. Grund dürften vor allem die langen Genehmigungsverfahren sein.
    Doch jetzt habe die Ampel die Genehmigungsverfahren deutlich verkürzt: "Die Rahmenbedingungen, in den kommenden Jahren auf diesen Zielpfad zurückzukommen, sind also bereits geschaffen", sagt DIW-Forscher Schill. 2024 hatte die Zahl der genehmigten Neuanlagen bereits einen Rekordwert von 14 Gigawatt erreicht.
    Berlin: Eine Wärmepumpe steht in einem Raum in einem Kompetenzzentrum.
    Offenbar fürchten viele Hausbesitzer, dass es mit einer neuen Regierung weniger staatliche Zuschüsse für Wärmepumpen geben könnte. Die Nachfrage ist sprunghaft gestiegen. 17.01.2025 | 1:31 min

    Wärmepumpen: Weit hinter Zielen

    Wenig erfolgreich war die Ampel hingegen in den drei Jahren ihrer Regierung im Gebäude- und Verkehrssektor.
    So lag die Zahl der neu eingebauten, klimafreundlichen Wärmepumpen 2024 bei etwas unter 200.000 - die Ampel hatte sich 500.000 Geräte als Ziel gesetzt. Grund für diesen Misserfolg dürfte das missglückte Gebäudeenergiegesetz sein, welches unter dem Namen "Heizungsgesetz" für hitzige Diskussionen gesorgt hatte.
    SGS Barrett
    ZDF-Börsenexpertin Stephanie Barrett erklärt, warum trotz günstiger Ladekosten für E-Autos diese kaum gekauft werden. Besonders deutsche Hersteller haben damit zu kämpfen.10.01.2025 | 1:09 min

    15 Millionen E-Autos bis 2030? Wohl kaum machbar

    Auch im Verkehr ein Misserfolg: So scheint das selbstgesetzte Ziel von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 nach Ansicht der DIW-Forscher kaum noch erreichbar. "Im Moment liegen wir erst bei zehn Prozent davon", sagt Wolf-Peter Schill vom DIW.
    Vor allem das begrenzte Angebot an preiswerten Fahrzeugen und das Auslaufen der Kaufprämie 2023 hätten auf die Nachfrage gedrückt, so der Bericht.
    Klima
    Was hat die Ampel-Koalition in der Klimapolitik geleistet? Der Expertenrat für Klimafragen stellt sein Zweijahresgutachten vor.05.02.2025 | 2:19 min

    Klimaziele erreichbar - "nur wenn wir deutlich beschleunigen"

    Unterm Strich habe die Energiewende unter der Ampel-Regierung "große Fortschritte" gemacht, konstatieren die DIW-Forscher. Und doch hänge Deutschland bei den Ausbauzielen deutlich zurück: Die nächste Regierung müsse daher den Ausbau in allen Bereichen beschleunigen, um das Ziel von 2030 und die Klimaneutralität 2045 zu erreichen, so die Forscher.

    Mehr zur Energiepolitik