Deutschlandticket: Streit über Finanzierung - Minister tagen

    Konferenz der Verkehrsminister:Wird das Deutschlandticket ab Oktober teurer?

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    Mit rund elf Millionen Abonnenten gilt das Deutschlandticket als Erfolg - doch über die Finanzierung wird seit Monaten gestritten. Die Verkehrsminister beraten heute über Lösungen.

    Ein Mann geht am Hauptbahnhof mit seinem Fahrrad zwischen der Werbung für das Deutschlandticket und einer Regionalbahn vorbei.
    Seit Mai 2023 gilt bundesweit das 49 Euro teure Deutschlandticket im öffentlichen Personennahverkehr.
    Quelle: dpa

    Die Verkehrsminister der Länder beschäftigen sich heute in Düsseldorf auf einer Sonderkonferenz mit der Zukunft des Deutschlandtickets. Weil der Bund zugesagte Gelder bisher nicht freigegeben hat, ist die Sorge vor einer Preiserhöhung für den deutschlandweit gültigen Fahrschein noch im laufenden Jahr groß. Als möglicher Zeitpunkt wird der 1. Oktober genannt.
    Das Deutschlandticket zu monatlich 49 Euro berechtigt bundesweit zur Fahrt mit dem gesamten Öffentlichen Personennahverkehr. Bund und Länder subventionieren das Angebot pro Jahr mit jeweils 1,5 Milliarden Euro. So sollen geringere Ticketeinnahmen der Verkehrsunternehmen abgefedert werden.
    «Neues Abo - Deutschlandticket» steht zur Auswahl in der App der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB)
    Das 49-Euro-Ticket lohnt sich vor allem für Pendler. Mehr als 11 Millionen Menschen nutzen es. Wenige Autofahrer sind umgestiegen, im ländlichen Raum gibt es kaum Verbindungen.01.05.2024 | 1:35 min
    Der Bund hatte zugesagt, nicht genutzte Gelder aus dem Jahr 2023 in das Jahr 2024 zu übertragen. Bisher ist das aber nicht geschehen. Das wiederum verunsichert die Branche. Die Verkehrsunternehmen haben Sorge, dass sie am Ende auf den Kosten sitzenbleiben und das Deutschlandticket womöglich wegfällt.

    Warnung vor Flickenteppich

    "Ich sehe die große Gefahr, dass in Kürze ein unüberschaubarer Flickenteppich mit Gebieten, in denen das Deutschlandticket fortgeführt werden kann, und anderen, in denen aus Finanzgründen darauf verzichtet werden muss, entsteht", schrieb kürzlich der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, NRW-Landesminister Oliver Krischer (Grüne), in einem Brief an Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (beide FDP).

    Um dies zu verhindern, bliebe nur die Möglichkeit, den Preis des Deutschlandtickets sehr kurzfristig massiv zu erhöhen.

    NRW-Landesminister Oliver Krischer

    Ursprünglich hatten Bund und Länder eine Preisgarantie für 2024 ausgegeben - doch diese wackelt. "Wenn der Bund sich nicht bewegt, muss eine Preiserhöhung ab dem 1. Oktober 2024 greifen", sagte eine Ministeriumssprecherin aus Thüringen.
    "Seit über einem halben Jahr warten wir darauf, dass der Kanzler sein Wort hält und die nicht verbrauchten Bundesmittel aus 2023 auch für 2024 bereitstellt", sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Wenn die Gesetzesänderung nicht bis zur Sommerpause komme, müsse das Deutschlandticket "noch in diesem Jahr um mindestens zehn Euro teurer werden".
    49€ Ticket
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    VDV: Zur Etablierung des Tickets bekennen

    Bundeskanzler Olaf Scholz nannte vor kurzem das Deutschlandticket in einer Regierungsbefragung im Bundestag eine große Errungenschaft. Er könne versichern, dass die Bundesregierung - so wie mit den Ministerpräsidenten besprochen - finanzielle Rahmenbedingungen schaffen werde. Eine dazu notwendige Änderung des Regionalisierungsgesetzes werde kommen.
    Selbst wenn die Finanzierung für das laufende Jahr geregelt werden kann - ob die jeweils 1,5 Milliarden Euro von Bund und Ländern auch 2025 ausreichen werden, ist offen. Beim Verband deutscher Verkehrsunternehmen ist daher die Sorge groß, dass das Ticket nicht langfristig gesichert ist.

    Es ist gut, dass die Verkehrsministerkonferenz am Montag zur Klarheit beitragen kann, wenn sie sich zur dauerhaften Etablierung des Tickets bekennt.

    VDV-Präsident Ingo Wortmann

    Die Verkehrsminister der Länder um Oliver Krischer (r, Bündnis 90/Die Grünen), Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, stehen bei der Verkehrsministerkonferenz (VMK) auf einer Terrasse des Atlantic Hotels.
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    Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schlug vor, Geld in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren statt in die Straße, um das Ticket zu finanzieren.

    Der sicherste Weg, um Bröckelbrücken zu sanieren und das Deutschlandticket zu finanzieren, ist, den Bau weiterer Autobahnen zu stoppen.

    Greenpeace-Mobilitätsexpertin Marion Tiemann

    "Dann können alle Ressourcen in die Sanierung fließen, und es wäre immer noch genug Geld für ein langfristig gesichertes Deutschlandticket da", sagte Greenpeace-Mobilitätsexpertin Marion Tiemann.

    Niedersachsen: Können Preis nicht von höheren Kosten abkoppeln

    Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) dagegen geht davon aus, dass der Preis des Tickets steigen muss. "Wir wissen, dass Personalkosten oder Energiekosten weiter steigen werden in den kommenden Jahren. Den Ticketpreis können wir nicht gänzlich davon abkoppeln", sagte Lies. "Aber wir brauchen einen stabilen und gesicherten Preis, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen und ein Mobilitätsangebot machen wollen."

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    :49-Euro-Ticket

    Ein 49-Euro-Ticket kaufen? Das ist seit Mai 2023 möglich. Das Deutschlandticket berechtigt bundesweit zu Fahrten im Nah- und Regionalverkehr - aktuelle News und Infos im Überblick.
    Eine Person hält das Deutschlandticket in der Hand.
    Quelle: dpa

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