Tausende Frauen betroffen :Deepfake-Pornos: Prominente wehren sich
von Marie Bröckling
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Tausende Frauen erscheinen in gefälschten Porno-Videos. Darunter sind auch deutsche Politikerinnen, Sportlerinnen und Moderatorinnen. Einige von ihnen wehren sich nun öffentlich.
Wer sind die Täter, die Deepfake-Pornos erstellen?11.12.2024 | 43:33 min
Seit etwa fünf Jahren verbreiten sich im Internet zunehmend gefälschte Porno-Videos, die so echt wirken, dass sie kaum als Fälschungen erkennbar sind. Zu sehen sind darin führende deutsche Politikerinnen, Spitzensportlerinnen, Moderatorinnen und andere Frauen des öffentlichen Lebens.
Zum ersten Mal sprechen mehrere deutsche Prominente in der ZDF-Doku-Reihe "Die Spur" über ihre Erfahrung mit Deepfake-Pornografie. Sie wollen auf das Problem aufmerksam machen und fordern besseren Schutz.
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Videos auch von Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes
Die Videos von den Moderatorinnen Collien Ulmen-Fernandes, Mareile Höppner und Lola Weippert sowie der Gamerin Pia Scholz, bekannt als "Shurjoka", wurden auf speziellen Plattformen im Netz und über Chat-Gruppen verbreitet. Innerhalb weniger Jahre haben die pornografischen Deepfake-Videos der vier Frauen Hunderttausende Aufrufe generiert.
Tausende weitere Frauen sind betroffen. Die genaue Anzahl in Deutschland ist unbekannt. Der Medienanwalt Christian Schertz vertritt zahlreiche deutsche Prominente und berichtet, dass er nahezu wöchentlich Mandantinnen und Mandanten mit gefälschten Nacktfotos oder Sexfilmen betreut. Öffentlich darüber sprechen wollen die wenigsten.
Viele erfahren erst durch Dritte von dem Material. So erfuhr die Moderatorin Lola Weippert erst durch ZDF-Reporterinnen von den gefälschten Videos.
Gefakte Porno-Videos überschwemmen einschlägige Seiten. Täglich werden Frauen so im Netz sexualisiert, ihre Bilder durch KI manipuliert und verbreitet. Eine von ihnen, die Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes, macht sich zusammen mit Journalistin Marie Bröckling auf die Suche nach den Tätern.
Die Doku-Serie "Deepfake-Pornos" der ZDF-Reihe "Die Spur" finden Sie hier in der ZDF-Mediathek.
Schwerwiegende Folgen
Die gefälschten Sexvideos führen bei den Betroffenen oft zu starker Scham bis hin zu Depressionen und Angstzuständen, erklärt die Anwältin Josephine Ballon von der Beratungsstelle HateAid. Auch Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes berichtet, dass eine Person aus ihrem Umfeld deshalb therapeutisch behandelt werden musste.
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Viele befürchten negative berufliche Konsequenzen oder haben Angst, dass ihre Kinder oder andere Familienangehörige das Material entdecken und für echt halten könnten. Moderatorin Mareile Höppner hat das Thema deshalb direkt mit ihren Kindern besprochen.
Hilfe für Betroffene
Viele Betroffene wissen nicht, dass es Deepfakes von ihnen gibt. Demnächst bietet "Am I In Porn" wieder die Möglichkeit, kostenlos nach entsprechenden Videos zu suchen. Auf Deutsch.
Kostenlose und anonyme Beratung für Betroffene von Deepfake Pornografie bietet der Verein HateAid.
Große Plattformen wie Facebook, Instagram und LinkedIn haben Formulare, um ungewollte Inhalte löschen zu lassen.
Suchmaschinen wie Google, Yahoo oder Bing bieten Formulare an, um Deepfake Pornografie aus den Suchergebnissen entfernen zu lassen.
Die kostenlose Plattform "StopNCII.org" sucht automatisiert nach weiteren Uploads mit demselben Bildmaterial. Auf Englisch.
In jeder Polizeidienststelle und online möglich. Am besten vorab einen Termin bei der entsprechenden Fachstelle (beispielsweise Fachstelle Cybercrime) vereinbaren.
Sind Deepfake-Pornos verboten?
Die Frauen warnen vor einer Verharmlosung und fordern besseren rechtlichen Schutz. Betroffene würden durch Deepfake-Pornografie gezielt eingeschüchtert und versucht zum Schweigen zu bringen.
In Deutschland gibt es kein dezidiertes Anti-Deepfake-Gesetz. Mehrere Straftatbestände kommen laut Bundesjustizministerium theoretisch infrage. In der Praxis werden diese jedoch offenbar nicht ausgeschöpft.
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