Cum-Ex: Anklagen laut Chefermittler "auf der Zielgeraden"
Staatsanwaltschaft Köln:Weitere Cum-Ex-Anklagen "auf der Zielgeraden"
von Heiko Rahms
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"Mehrere Anklagen befinden sich auf der Zielgeraden", sagt der Cum-Ex-Chefermittler Tim Engel. Nach dem Rücktritt seiner Vorgängerin Anne Brorhilker steht die Behörde unter Druck.
Im Steuerskandal um Cum-Ex-Aktiendeals werden neue Anklagen erhoben.
Quelle: dpa
NRW-Justizminister Benjamin Limbach macht die Mitteilung eines Zwischenstandes der Cum-Ex-Ermittlungen zur Chefsache, in einem Hintergrundgespräch im Justizministerium NRW in Düsseldorf. Als Verstärkung holte er unter anderem Tim Engel, den neuen Chefermittler in Sachen Cum-Ex dazu.
Viel zu verkünden hatten beide nicht. Die Staatsanwaltschaft Köln will bald in weiteren Cum-Ex-Fällen Anklage erheben.
Verjährung: Rennen gegen die Zeit
Es gebe Anklagen, die sich auf der Zielgeraden befänden, sagte Tim Engel in Düsseldorf. Insgesamt gebe es rund 130 Ermittlungsverfahren zu dem Steuerskandal mit etwa 1.700 Beschuldigten bei der Behörde. Die Staatsanwaltschaft priorisiere die Verfahren und wolle so viel Gelder wie möglich zurückholen.
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Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind auch ein Rennen gegen die Zeit. Denn es gehe auch darum, Verjährungen zu verhindern. Dies werde sich in einigen Fällen aber nicht verhindern lassen - und sei teils auch schon eingetreten, so Engel.
Das betreffe aber nur einige, wenige Fälle, da die Verjährungsfristen für den Großteil der Fälle verlängert worden sei, so der Chefermittler. Doch dies gelte nur für die bereits bekannten Fälle, warnt Tobias Hanraths von der Bürgerbewegung Finanzwende. Es gebe eine hohe Dunkelzahl von Fällen, die unentdeckt seien. Und die würden von einer Verjährung profitieren.
Milliardenschaden für deutschen Staat
Bei den Cum-Ex-Geschäften verschiedener Banken war dem deutschen Staat ein Milliardenschaden entstanden. Anleger ließen sich dabei eine einmal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden mit Hilfe von Banken mehrfach erstatten. Dazu verschoben sie um den Stichtag der Dividendenzahlung herum untereinander Aktien mit - also cum - und ohne - ex - Dividendenanspruch. Die Fälle hatten weite Kreise gezogen, bei Banken und Anwaltskanzleien gab es deswegen immer wieder Durchsuchungen.
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Doch vielleicht ging es bei diesem Hintergrundgespräch ja auch um etwas anderes. Im vergangenen Jahr trat die damalige Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker zurück. Sie war frustriert über den schleppenden Fortschritt der Ermittlungen. Sie gab ihr sicheres Beamtenverhältnis auf und schloss sich der NGO "Bürgerbewegung Finanzwende" an.
Damals gab sie an: "Ich war immer mit Leib und Seele Staatsanwältin, gerade im Bereich von Wirtschaftskriminalität, aber ich bin überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird."
Da geht es oft um Täter mit viel Geld und guten Kontakten, und die treffen auf eine schwach aufgestellte Justiz.
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Anne Brorhilker, ehemalige Cum-Ex-Chefermittlerin
Cum-Ex-Geschäfte sind eine Form der Steuerhinterziehung, bei der Aktien um den Stichtag der Dividendenzahlung hin und her gehandelt wurden. Mal mit (also "cum"), mal ohne ("ex") Dividendenanspruch. Dieses Vorgehen wurde so oft wiederholt, dass die Behörden nicht mehr hinterherkamen. So war es den Finanzinstitutionen möglich, sich eine einmal auf Aktiendividenden gezahlte Kapitalertragssteuer mehrfach erstatten zu lassen. Der Bundesgerichtshof hat diese Deals, bei denen den Steuerbehörden einige Milliarden Euro entgingen, als rechtswidrig eingestuft.
Ein katastrophales Bild, das der NRW-Justizminister Limbach heute korrigieren wollte. Und so verwies der Minister immer wieder auf sein "hochmotiviertes Team" und bemängelte, dass dies in der Öffentlichkeit nicht ausreichend wahrgenommen werde. Die Staatsanwaltschaft Köln habe mittlerweile auch ausreichend Personal, meinte der Leitende Oberstaatsanwalt Stephan Neuheuser. Die Staatsanwaltschaft Köln steht unter Druck. Chefermittler Engel warnt vor:
Die Verfahren sind hochkomplex und werden bis in die 30er Jahre dauern.
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